Nachlass Vom Pferd bis zur Garage: Sachsen-Anhalt erbt Millionen von Privatleuten

24. Januar 2023, 11:18 Uhr

Wer erbt, wenn es keine Familienangehörigen oder keinen eingetragenen Erben gibt? Dann wird Nachlass zum sogenannten fiskalischen Erbe und geht an das Bundesland, in dem der Wohnsitz der verstorbenen Person war. Von Sparkonten bis Schrottimmobilien ist alles dabei.

Sachsen-Anhalt hat durch Erben im vergangenen Jahr rund 1,7 Millionen Euro eingenommen. Diesen Wert gab das Landesbetrieb für Bau und Liegenschaften auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT an. Dabei betrugen die Erbschaften an sich insgesamt gut 3,7 Millionen Euro – jedoch lagen Ausgaben für Vermittlung, Unterhalt, Instandsetzung, Personal, Verwaltung und Entsorgung bei über zwei Millionen Euro.

Symbolbild Erben
Gibt es keine Erben, dann springt die öffentliche Hand ein. Bildrechte: imago/blickwinkel

Wann erbt das Land von Privatpersonen? Wenn nach einem Todesfall weder Ehegatte, noch Lebenspartner, Kinder oder andere Verwandte der verstorbenen Person als Erbe ermittelt werden können oder ein Erbe ausgeschlagen wird, dann springt das jeweilige Bundesland ein.

Formal stellt zunächst ein Nachlassgericht fest, ob wirklich kein anderer Erbe vorhanden ist. Dann kann das Land nicht ausschlagen, haftet aber für Nachlassverbindlichkeiten nur mit dem Wert der Hinterlassenschaft. Hat die Person im Ausland gewohnt, geht das Erbe an den Bund.

Sinn und Zweck dieses "Staatserbes" ist, dass sich jemand um die Abwicklung des Nachlasses kümmert. Die Zahl der Nachlässe ohne natürliche Erben steigt mit der Zahl älterer Singles ohne Angehörige. Ebenso nimmt die Zahl ausgeschlagener Erbfälle wegen Überschuldung zu. Tauchen später noch rechtmäßige Erben auf, muss der Staat den Erlös aus der Hinterlassenschaft wieder herausgeben. Mit Material von dpa.

Land erbt Geld, Gärten und Garagen

Neben Geldwerten, Konten, Depots oder Sparguthaben erbt das Land vor allem Immobilen. Sie machen bis zu 30 Prozent der Werte aus, sagte eine Sprecherin. Oftmals sind diese jedoch verschuldet oder heruntergekommen. Auch Gasthöfe, Gärten und Garagen zählen dazu. Daneben gibt es auch Möbel, Kunst, Fahrzeuge, Münzen, Bücher, Schmuck, Uhren oder Tiere. So erbte Sachsen-Anhalt 2020 sogar einen Gnadenhof, auf dem noch ein Pferd untergebracht war und ebenfalls ins Erbe überging. Pflege, Futter und ärztliche Versorgung wären für das Land auf Dauer jedoch zu kostenintensiv gewesen – das Pferd wurde an eine Familie vermittelt. Die Sachwerte werden weiterverkauft, versteigert oder entsorgt.

Seit Jahren macht Sachsen-Anhalt mit Erben Plus

Seit 2018 hat Sachsen-Anhalt mit Erbschaften ein Plus zu verzeichnen. Insgesamt kamen nach Abzug aller Ausgaben gut 4 Millionen Euro zusammen. Der Aufwand für die Verwaltung der Erbschaften ist allerdings groß, so das Landesamt.

Auch andere Bundesländer nehmen Geld mit Erbschaften ein. Im Freistaat Sachsen waren Erbschaften lange ein Minusgeschäft, weil Schulden und Verwaltung von vor allem ruinierten Immobilien die Einkünfte überstiegen. Seit 2018 gibt es aber auch dort ein Plus, berichtet die Sächsische Zeitung. 2021 waren es 1,3 Millionen Euro. In Niedersachsen sind im vergangenen Jahr sogar 11,4 Millionen Euro nach Abzug aller Ausgaben übriggeblieben und in die Landeskasse geflossen.

MDR (Nadine Hampel, André Plaul)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 24. Januar 2023 | 05:30 Uhr

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