Warten auf die Glasfaser Glasfaserausbau in Kemberg: Zu wenig Interesse, zu wenig Fördermittel
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31. Juli 2024, 05:00 Uhr
Sachsen-Anhalts Digitalministerin Hüskens ist derzeit auf Werbetour, um den Glasfaserausbau zu beschleunigen. Das Land soll durch schnelles Internet wettbewerbsfähiger werden. Doch der Glasfaserausbau kommt gerade in ländlichen Regionen nicht voran, weil dort die Kosten zu hoch sind: Kilometerlange Leitungen, die von vergleichsweise wenigen Haushalten genutzt werden, rechnen sich nicht. Deutlich wird das in der Stadt Kemberg im Landkreis Wittenberg.
- In Kemberg ist das Interesse an Glasfaser eher gering.
- Für die Telekom ist der Ausbau im ländlichen Raum ein Verlustgeschäft.
- Kemberg hat bisher keine Förderung für den Glasfaserausbau bekommen.
Der Kemberger Bürgermeister Torsten Seelig, gerade 60 Jahre alt geworden, ist durchaus versiert im Umgang mit modernen Medien. Deshalb steht er auch hinter der Kampagne des Unternehmen Deutsche Glasfaser. In 18 der 28 Kemberger Ortsteile soll das Technologie-Unternehmen den Glasfaser-Ausbau vornehmen und vorfinanzieren. Doch die meisten Einwohnerinnen und Einwohner zeigten sich zurückhaltend, wollten sich nicht anschließen lassen. Die notwendige Quote von 33 Prozent wurde knapp verfehlt.
"Viele haben noch nicht auf dem Schirm, was sich alles ändern wird. In allen Bereichen werden wir auf moderne Datenleitungen angewiesen sein. Da dürfen wir nicht stehenbleiben. Deshalb, finde ich, gibt es zur Glasfaser keine Alternative", sagt Seelig im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT.
Hüskens: Glasfaser für jeden hilfreich
Ähnlich argumentiert Sachsen-Anhalts Digitalministerin Lydia Hüskens. Etwa 23 Prozent der Menschen in Sachsen-Anhalt können ihre Daten über die Glasfaser-Autobahn schicken – damit liegt das Land bundesweit nur im Mittelfeld. Schleswig-Holstein, Hamburg oder Brandenburg sind schon weit enteilt. "Wir merken, dass viele Bürger beim eigenwirtschaftlichen Ausbau verhalten sind", meint Huskens. Ihnen müsse aber klar gemacht werden, dass sie es vielleicht jetzt nicht brauchen, aber in einigen Jahren schon. "Wir haben jetzt die Gelegenheit, kostengünstig die Anschlüsse zu machen. Das kann man wirklich nur jedem empfehlen", so Hüskens weiter.
Glasfaser im ländlichen Raum als Verlustgeschäft
Doch im Gegensatz zu dicht besiedelten Regionen ist der Glasfaser-Ausbau in ländlichen Gebieten, wo vergleichsweise wenige Menschen leben, kompliziert. Kembergs Bürgermeister Seelig zufolge, sind in dem 237 Quadratkilometer großen Gebiet seiner Einheitsgemeinde gerade einmal 11.000 Menschen zu Hause. Wer hier die Straßen aufreißt, um Glasfaserkabel verlegen zu lassen, kann schnell in die Verlustzone geraten.
Telekom meidet das Land
Kommunikationsunternehmen wie der Branchenriese Telekom meiden deshalb dünn besiedelte Landstriche, da hohe Ausgaben und geringe Einnahmen befürchtet werden. Zwar teilte die Telekom unlängst ein stolze Bilanz mit. Demnach umfasst ihr Glasfasernetz in Deutschland mehr als 750.000 Kilometer. Bis Ende dieses Jahres sollen zehn Millionen Haushalte die Möglichkeit für einen direkten Glasfaseranschluss bekommen. Allerdings werden Ballungsräume bevorzugt.
Kembergs Rathauschef fühlt sich von der Telekom seit Jahren hingehalten. "Die haben uns gesagt, wir verlegen die Glasfaser im Regelausbau. Aber passiert ist nichts. Ich habe natürlich den Fehler gemacht und nicht gefragt, in welchem Jahr der Regelausbau erfolgen soll", kritisiert Seelig.
Deshalb griff der Bürgermeister voriges Jahr auf das Angebot der Deutschen Glasfaser zurück. Doch ob in Kemberg tatsächlich die Bauarbeiten beginnen werden, wird wegen der zu geringen Anschlussquote nun schon seit Monaten geprüft. Seelig fordert deshalb finanzielle Zuschüsse von Land und Bund.
Kemberg ohne Förderung
Der Landkreis Wittenberg hat gerade Fördermittel in Höhe von 28 Millionen Euro erhalten, um den Glasfaserausbau in Annaburg, Jessen, Zahna-Elster, Oranienbaum-Wörlitz und Bad Schmiedeberg voranzutreiben. Wittenbergs Landrat Christian Tylsch spricht von einem Durchbruch:
"Wir haben unglaublich viel aufzuholen. Die 28 Millionen Euro sind ein riesen Batzen Geld. Wichtig ist das Thema für Bildung, für junge Familien, für Mediziner, für Unternehmen, die Daten verschicken", sagt Tylsch. Breitbandausbau sei ein richtig wichtiger Standortfaktor.
Viele Vorverträge, aber kein Anschluss
Kemberg dagegen erhält keine Förderung. Hier ist weiter unklar, wie es weiter geht. Der Druck auf Bürgermeister Seelig nimmt zu, auch aus den Ortschaften. "Da muss jetzt endlich was passieren", fordert Harald Busse. Er ist Ortsteilbürgermeister von Ateritz, Gommlo und Lubast.
"Im Ort haben viele die Vorverträge mit der Deutschen Glasfaser unterschrieben. Wir warten", meint Busse. Es gebe Leute, die wollen von zu Hause arbeiten und dazu brauche es langfristig die Glasfasertechnologie. Zudem könne es nicht sein, dass Menschen benachteiligt werden, nur weil sie auf dem Land leben.
MDR (André Damm, Moritz Arand)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 31. Juli 2024 | 07:30 Uhr
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