• Martin Kramer ist der Inhaber der "Charles Bar" in Wittenberg und einer der besten Barkeeper Deutschlands.
• Speziell zum EM-Spiel der Deutschen gegen Dänemark hat er einen eigenen Cocktail kreiert.
• In seiner Bar stellt Kramer viele Säfte, Sirups und Spirituosen selber her.

Die "Charles Bar" am Wittenberger Marktplatz: Gewölbe, Ledersessel, ein langer Tresen. Dahinter ein Meer aus Flaschen. Wir sind im kleinen Reich von Martin Kramer – er gehört zu Deutschlands besten Barkeepern.

Der schlanke 38-Jährige greift routiniert nach einer der etwa 300 Spirituosenflaschen und kippt ein Schlückchen in den Becher. Schon hat er die nächste Flasche in der Hand, sucht passende Früchte, lässt Eiswürfel klirren. Den Drink zum EM-Spiel der deutschen Fußballer gegen Dänemark nennt er "Thym Limonade" - das fruchtig-spritzige Getränk aus Gin mit Thymian, Aprikosenlikör und Tonic soll die "Nagelsmänner" beflügeln.

"Ich bin ein absoluter Fußball-Fan, fiebere da richtig mit. Und diese Europameisterschaft ist extrem spannend, weil es so viele Favoriten gibt." Er zeigt auf eine freie Wandfläche – per Beamer kann er dort die Spiele zeigen. Meistens stumm, nur wenn Füllkrug, Musiala und Co. auf dem Spielfeld stehen, wird der Ton angestellt.

Kramers Bar ist längst eine angesagte Adresse in Wittenberg. Denn der Barkeeper, mit deutschen Meistertiteln und auch internationalen Auszeichnungen hoch dekoriert, steht für ein meist hochprozentiges Geschmackserlebnis. Seine "Whisky-Weltreisen" sind meist über viele Monate hinweg ausgebucht.

Hinterm Tresen zu stehen, sagt er, sei eine Art Lebensphilosophie. Dazu gehört auch: bis nachts arbeiten, kurz vor Mittag aufstehen. Nicht immer gelingt das, denn Kramer ist auch Familienvater, hat einen fünfjährigen Sohn. Er will aber auch seinen Gästen ein guter Gastgeber sein. "Viele Gäste kenne ich seit Jahren. Eine Bar ist ein Gesellschaftsort und deshalb steht nicht der Barkeeper im Vordergrund, sondern der Gast. Diese Atmosphäre macht es einfach aus." Deshalb hat der preisgekrönte Spirituosen-Experte auch immer Bier im Kühlschrank.

Martin Kramer, der aus Gräfenhainichen stammt und in Pretzsch im Landkreis Wittenberg aufwuchs, ist gelernter Restaurantfachmann. Sein Beruf führte ihn nach Bayern und Hessen, aber in Thüringen wurde seine Leidenschaft fürs Cocktail-Mixen geweckt. In Wittenberg führt er seit genau zehn Jahren die Charles-Bar – und das höchst erfolgreich.

Wenn der Wittenberger zu den Flaschen greift, kommt am Ende immer etwas Leckeres heraus. Etwa 100 Drinks und Cocktails stehen auf seiner Karte, 500 Rezepturen hat er im Kopf. Viele Kunden ordern internationale Klassiker, etliche folgen aber auch den Empfehlungen des Barkeepers. "Alles muss zueinander passen. Wir brauchen deshalb auch viel Zeit, um besondere Dinge vorzubereiten." Säfte, Limonaden, Sirups und Fruchtessenzen werden selbst in der Charles-Bar hergestellt. Und ganz aktuell wird auch ein eigener Gin entwickelt. "Wir wollen nicht nur ein Cocktail-Erlebnis, sondern ein Genusserlebnis bieten", preist der Barkeeper seine Entwicklung an.

Der schlanke Mann setzt beim Mixen konsequent auf hochwertigen Alkohol und auf frische Zutaten. Gin, Whisky, Rum, Wodka – es gebe unzählige Möglichkeiten, einen guten Drink zu mixen. Sein Tipp für Hobby-Shaker: Wer erfolgreich sein will, muss gut riechen und schmecken können und braucht das richtige Händchen, damit sein Drink in aller Munde ist. Martin Kramer sagt über sich, er habe einen der schönsten Berufe, den Wittenberg zu bieten hat.