Vier unterschiedlich hohe Impfdosis-Behälter vor einem roten Hintergrund. 1 min
In Sachsen-Anhalt wurden bislang vier Impfschäden infolge einer Covid-19-Impfung offiziell anerkannt. Bildrechte: MDR/Unsplash, Hakan Nural
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MDR SACHSEN-ANHALT Mo 10.03.2025 05:30Uhr 00:37 min

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Covid-19 Impfschäden in Sachsen-Anhalt: Zahlen, Hintergründe, Entschädigungen

10. März 2025, 08:42 Uhr

Knapp 400 Menschen in Sachsen-Anhalt haben seit Beginn der Corona-Impfkampagne einen Antrag auf Anerkennung eines Impfschadens gestellt – doch nur vier wurden bewilligt. Welche gesundheitlichen Folgen können nach einer Impfung auftreten, wie groß ist das Risiko im Vergleich zu einer Infektion, und welche Unterstützung erhalten Betroffene? Ein Überblick.

Porträt David Wünschel
Bildrechte: David Wünschel

Seit Beginn der Coronapandemie wurden in Sachsen-Anhalt vier Impfschäden infolge von Covid-19-Impfungen anerkannt. Das geht aus einer Anfrage von MDR Data an das Landesverwaltungsamt hervor. Drei der anerkannten Fälle waren demnach vorübergehende Gesundheitsschäden, einer ist dauerhaft. Alle vier bewilligten Anträge stammen aus dem Jahr 2021.

Insgesamt sind beim Landesverwaltungsamt seit Beginn der Impfkampagne 399 Anträge auf Anerkennung eines Impfschadens eingegangen, darunter 382 von Betroffenen und 17 von Hinterbliebenen. 331 Anträge wurden abgelehnt, 64 sind noch in Bearbeitung.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts haben in Sachsen-Anhalt mehr als 1,62 Millionen Menschen mindestens eine Covid-19-Impfung erhalten. Statistisch gesehen kommt auf rund 4.000 Geimpfte ein Antrag auf Impfschaden und auf etwa 400.000 Geimpfte ein tatsächlich anerkannter Impfschaden.

Corona: Risiko nach einer Infektion um ein Vielfaches höher als nach einer Impfung

Zahlreiche Studien belegen, dass Covid-19-Impfungen schwere Nebenwirkungen wie Entzündungen des Herzmuskels (Myokarditis) und Herzbeutels (Perikarditis) verursachen können. Solche Komplikationen treten jedoch sehr selten auf; laut einer im Fachjournal Biomedicines veröffentlichten Studie bei knapp sechs von einer Million Geimpften (0,0006 Prozent). Auch Sinusvenenthrombosen können auftreten. Einige Menschen berichten zudem nach Impfungen über Symptome, die Long Covid ähneln: Konzentrationsschwierigkeiten, chronische Müdigkeit, erhöhte Entzündungswerte.

Experten weisen jedoch darauf hin, dass das Risiko schwerer gesundheitlicher Schäden nach einer Infektion um ein Vielfaches höher ist als nach einer Impfung. Dazu zählt auch Bernhard Schieffer, Direktor der Klinik Kardiologie am Universitätsklinikum Marburg. Er behandelt zahlreiche Patienten, die nach einer Infektion oder einer Impfung mit lang anhaltenden Beschwerden zu kämpfen haben.

Beschwerden lassen sich selten direkt auf Impfung zurückführen

Es sei unbestritten, dass manche Menschen von einer Covid-19-Impfung schwere gesundheitliche Schäden davongetragen hätten, sagt Schieffer. Allerdings lasse sich einige Monate später kaum noch feststellen, ob die Beschwerden tatsächlich auf die Impfung zurückzuführen seien. Zudem sei das Risiko von gesundheitlichen Schäden nach einer Infektion "um ein Tausendfaches höher", so Schieffer. Auch in einer Stellungnahme des ExpertInnenrats der Bundesregierung heißt es: "Mehrere Studien zeigen inzwischen, dass die Covid-19-Impfung das Risiko von Long/Post-COVID deutlich mindert."

So läuft ein Antragsverfahren in Sachsen-Anhalt ab Wer infolge einer Covid-19-Impfung langfristige gesundheitliche Schäden erlitten hat, kann beim Landesverwaltungsamt einen Antrag auf Entschädigung stellen. Als Impfschaden gilt eine gesundheitliche Beeinträchtigung, die über eine übliche Impfreaktion hinausgeht. Voraussetzung für eine Entschädigung ist, dass die Impfung von einer zuständigen Behörde empfohlen wurde und die Beschwerden länger als sechs Monate anhalten. Die Entschädigung kann unter anderem eine Übernahme medizinischer und pflegerischer Leistungen oder Ausgleichszahlungen für entgangene berufliche Einkünfte umfassen.

Für eine Anerkennung muss wahrscheinlich sein, dass die Impfung den Gesundheitsschaden verursacht hat. Dies prüft der Versorgungsärztliche Dienst des Landesverwaltungsamts anhand von Untersuchungsbefunden, Krankenunterlagen und weiteren Dokumenten. Die Bearbeitungsdauer ist laut Landesverwaltungsamt "einzelfallabhängig und kann einen längeren Zeitraum umfassen". Das Referat Soziales Entschädigungsrecht entscheidet schließlich auf Basis einer abschließenden Stellungnahme über den jeweiligen Antrag.

Deutschlandweit haben bislang rund 65 Millionen Menschen mindestens eine Covid-19-Impfung erhalten. Nach Recherchen der Neuen Osnabrücker Zeitung lag die Zahl der bundesweit anerkannten Impfschäden bis Anfang 2024 bei 467. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation hat die Impfkampagne in Deutschland rund 166.000 Leben gerettet. In Sachsen-Anhalt dürften es mehrere Tausend gewesen sein.

Anerkennung von Impfschäden: 12 Anträge infolge anderer Impfungen

Nicht nur Covid-19-Impfungen, sondern auch andere Schutzimpfungen können in seltenen Fällen gesundheitliche Schäden verursachen. Seit 2021 sind beim Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt zwölf Anträge auf Anerkennung eines Impfschadens infolge anderer Impfungen eingegangen, in einem Fall wurde der Antrag anerkannt.

In Deutschland ist das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) für die Kontrolle und Freigabe von Impfstoffdosen verantwortlich. Auf dessen Website finden sich detaillierte Informationen darüber, wie das PEI die Sicherheit von Arzneimitteln und Impfstoffen überwacht.

Mehr zum Thema: Impfung

MDR (Fabian Frenzel, David Wünschel)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 10. März 2025 | 05:30 Uhr

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