Magdeburg, Halle, Dessau, Burgenlandkreis Warnstreik: Einschränkungen im Nahverkehr noch bis Montagnacht
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19. Februar 2024, 20:07 Uhr
Bus- und Bahnreisende müssen am Montag noch bis in die Nacht mit Behinderungen rechnen. Die Gewerkschaft Verdi hat im Nahverkehr in Magdeburg, Halle, Dessau-Roßlau und im Burgenlandkreis zu ganztägigen Warnstreiks aufgerufen. Die Alternativen für Reisende und Pendler im Überblick.
- In Magdeburg, Halle, Dessau-Roßlau und dem Burgenlandkreis wird am Montag ganztags der Nahverkehr bestreikt.
- Die Gewerkschaft Verdi fordert im aktuellen Tarifkonflikt 550 Euro mehr pro Monat.
- Trotz massiver Einschränkungen gibt es regionale Alternativen mit Zügen und Überlandbussen.
Am Montag hat es in mehreren Regionen Sachsen-Anhalts erneut Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr gegeben. Die Gewerkschaft Verdi hatte im Tarifkonflikt mit den kommunalen Arbeitgebern zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen.
In Dessau-Roßlau, Halle, Magdeburg und dem Burgenlandkreis wurde nach Angaben der Gewerkschaft der Nahverkehr lahmgelegt. In Magdeburg haben sich am Montagmorgen Beschäftigte des öffentlichen Nahverkehrs vor der Verdi-Zentrale am Hauptbahnhof versammelt. Auch in Halle gab es eine Kundgebung.
Verhandlungen werden im März fortgesetzt
Es ist bereits das zweite Mal innerhalb von rund zwei Wochen, dass der öffentliche Nahverkehr in einigen Städten des Landes bestreikt wird. Vergangene Woche Donnerstag hatte es nach Gewerkschaftsangaben erneut Gespräche gegeben. Dabei sei es nicht zu einer Annäherung zwischen Gewerkschaft und dem Kommunalen Arbeitgeberverband Sachsen-Anhalt (KAV) gekommen, hieß es in einer Mitteilung. Die Verhandlungen sollen am 20. März fortgesetzt werden.
Forderung: 550 Euro mehr pro Monat
Die Situation spitze sich dramatisch zu. "In vielen Städten fallen bereits heute jeden Tag geplante Fahrten aus. Der Verband der Verkehrsunternehmen (VDV) selbst schätzt, dass jährlich 4.000 bis 6.000 Beschäftigte aus den ÖPNV-Unternehmen ausscheiden und derzeit nur mit größter Mühe nachbesetzt werden können", so die Gewerkschaft weiter.
In der laufenden Tarifrunde fordert Verdi eine Erhöhung der Entgelte um 550 Euro pro Monat sowie 250 Euro mehr für Auszubildende. Weitere Forderungen betreffen die Arbeitsbedingungen, dabei geht es vor allem um Zulagen. In den vergangenen Wochen hatte es deswegen bereits Warnstreiks gegeben.
Kritik von Verdi an Arbeitgeber
Auch in der zweiten Verhandlungsrunde habe es zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern keine Einigung gegeben, so Verdi. Die Arbeitgeber seien weder bereit, die massiven Einkommensverluste in Folge der Inflation auszugleichen noch die Lohnlücke zu anderen Bundesländern zu schließen. "Stattdessen sollen sogar der Kündigungsschutz gelockert und der Krankengeldzuschuss gekürzt werden", so Gewerkschaftssprecher Paul Schmidt.
"Damit stellen die Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt die Zeichen auf Sturm." Die Mitarbeiter erhielten für ihre Arbeit jeden Monat bis zu 500 Euro weniger als in anderen Bundesländern. Das mit einer Entgelterhöhung von fünf Prozent innerhalb von drei Jahren zu beantworten, sei völlig weltfremd, so Schmidt weiter. Wie damit dem massiven Arbeits- und Fachkräftemangel begegnet werden soll, sei fraglich.
Arbeitgeberverband nennt Streiks "unangemessen"
Der Kommunale Arbeitgeberverband bezeichnete die Streiks am Montag als ein völlig unangemessenes Arbeitskampfmittel. Dies belaste die weiteren Tarifverhandlungen, heißt es in einer Mitteilung. Die Arbeitgeber hätten bei der zweiten Verhandlungsrunde eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2.000 Euro vorgeschlagen, sowie eine Erhöhung der Löhne um fünf Prozent.
"Dieses Arbeitgeberangebot geht bereits an die Grenze dessen, was die kommunalen Nahverkehrsunternehmen finanziell leisten können", sagte die Verbandsgeschäftsführerin der KAV, Diana Häseler-Wallwitz. Die Gewerkschaft schade mit dem Streik der Attraktivität des ÖPNV und erschwere damit die Verkehrswende.
Welche Alternativen Pendler und Reisende haben
Alle anderen Verkehrsunternehmen in Sachsen-Anhalt sind nicht vom Streik betroffen. Grundsätzlich sind beispielsweise überregionale Buslinien mit dreistelligen Liniennummern eine Alternative – ausgenommen im Burgenlandkreis. Hier ein Überblick. Aber auch der Zugverkehr kann mit Regional- und S-Bahnen einige Strecken überbrücken helfen.
In Magdeburg verweisen die Verkehrsbetriebe auf Regionalzüge, die S-Bahn S1 und Regionalbusse des Verkehrsbundes marego. Sie fahren zentrale Haltestellen an, beispielsweise den Hauptbahnhof, den Bahnhof Neustadt oder das Opernhaus.
Auch im Stadtverkehr von Halle sind überregionale Buslinien unterwegs – vom Omnibusbetrieb Saalekreis GmbH (OBS). Auch hier sind der Hauptbahnhof und der Bahnhof Neustadt Stationen im überregionalen Netz, aber auch der Franckeplatz sowie das Steintor. S-Bahn-Linien im Stadtgebiet Halle sind die S2, S3, S7 und S47. Jedoch gibt es laut der Deutschen Bahn aufgrund von Personalengpässen und aus betrieblichen Gründen Einschränkungen auf den Linien S2, S3 und S47.
Im Raum Dessau sind vor allem S-Bahnen und Regionalzüge eine Alternative – zwischen den Stationen Meinsdorf, Roßlau, Dessau Hbf, Dessau-Alten, Dessau-Mosigkau und Dessau Süd. Aber auch die überregionalen Plus-Bus-Linien 471 und 310 fahren.
Im Burgenlandkreis bleibt fast ausschließlich der Bahnverkehr eine Alternative, da hier auch die überregionalen Buslinien vom Warnstreik betroffen sind. Lediglich die Naumburger Straßenbahn, auch "Wilde Zicke" genannt, soll nach Plan fahren. Sie ist privat organisiert.
dpa; MDR (Mario Köhne, Susanne Liermann, André Plaul, Annekathrin Queck) | Zuerst veröffentlicht am 16.02.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. Februar 2024 | 11:00 Uhr
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