Kosten, Ablauf, Abschiednahme Fünf Fragen an den Bestatter: Das sollte man über Bestattungen wissen

29. Juli 2024, 19:16 Uhr

Was passiert zwischen Totenschein und Trauerfeier und was kostet es? Wenn ein Sterbefall in der Familie oder im Freundeskreis eintritt, ist das für die Hinterbliebenen eine Ausnahmesituation. Bestattermeister Robert Wermann aus Halle arbeitet seit 15 Jahren im Bestattungsgewerbe und seit 2017 im Bestattungshaus Avalon in Halle. Er will es Betroffenen leicht machen, wenn es für sie schwer wird. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Bestattungen.

MDR-SACHSEN-ANHALT-Reporterin Anja Nititzki
Bildrechte: Jürgen Lehmann

Was ist zu tun, wenn ein Todesfall eintritt?

Es ist für alle ein Schock, wenn ein geliebter Verwandter oder Freund stirbt. Im ersten Moment ist guter Rat teuer. Zuerst ist es wichtig, einen Arzt anzurufen, der den Tod feststellt und die Totenbescheinigung ausstellt. Das ist ein Dokument in fünffacher Ausfertigung, das dem Hinterbliebenen in einem verschlossenen Umschlag übergeben wird. Die Ausfertigungen sind für den Arzt selbst, für das Gesundheitsamt, das Standesamt, das Statistische Landesamt und für die zweite Leichenschau. Erst mit dem Totenschein, wie er allgemein genannt wird, kann der Bestatter seine Arbeit aufnehmen. Der zweite Anruf sollte also ihm gelten.

Bestattermeister Robert Wermann steht in einem Bestattungshaus und lächelt in die Kamera, im Hintergrund sind in einem Regal Urnen zu erkennen.
Bestattermeister Robert Wermann arbeitet in einem Bestattungshaus in Halle. Bildrechte: MDR/Anja Nititzki

Wenn das Krankenhaus der Sterbeort ist, ruft ein Krankenhausmitarbeiter bei den Hinterbliebenen an. Der Totenschein liegt dann bereits vor. Jetzt können die Verwandten den Bestatter anrufen. "Ganz wichtig ist es dabei, dass der Hinterbliebene eine Vollmacht für den Bestatter ausstellt, damit er den Verstorbenen aus dem Krankenhaus abholen darf", sagt Bestattermeister Robert Wermann. Alles Weitere übernimmt dann das Bestattungsunternehmen. Bei einem Gesprächstermin wird besprochen, welche Bestattungsform es sein soll, der Sarg und die Urne werden ausgesucht, außerdem wird geklärt, wie die Trauerfeier gestaltet werden soll und auf welchem Friedhof beigesetzt werden soll. "Der Friedhof kann frei gewählt werden, er muss nicht dem Heimatort des Verstorbenen entsprechen, sofern der Friedhof am Wunschort eine Bestattung genehmigt."

Särge aus Holz stehen in einer Ausstellung in einem Bestattungshaus in Halle.
Im Bestattungshaus in Halle stehen verschiedene Särge zur Auswahl. Bildrechte: MDR/Anja Nititzki

Was kostet eine Bestattung?

Eine Bestattung kostet zwischen 3.000 und 6.000 Euro, nach oben sind kaum Grenzen gesetzt. Die Gesamtkosten teilen sich in drei Bereiche, erklärt Bestatter Robert Wermann: "In die Leistungen des Bestatters, in Fremdleistungen von Floristen etwa oder für die Ausstellung des Totescheines (zwischen 160 und 300 Euro) und zum Dritten in die Friedhofskosten. Das können Gebühren für Personal, Trauerhalle und Verwaltung sein." Weil so viele Dienstleister und Akteure beteiligt sind, entstehen die genannten Summen, sagt er. Immer wieder wird auch gefragt, welche die billigste Bestattungsform ist, erzählt er. Es ist die anonyme Seebestattung im Meer.

Wie teuer ist Sterben in Sachsen-Anhalt? Dazu hat MDR Data im Jahr 2023 recherchiert. Alle Zahlen finden Sie im verlinkten Text.

Wer muss die Bestattung bezahlen?

Zahlen muss die bestattungspflichtige Person in folgender Reihenfolge: Ehegatte oder eingetragener Lebenspartner, volljährige Kinder, Eltern, Großeltern, volljährige Geschwister, Enkelkinder.

Und was, wenn die Kinder des Verstorbenen seit Jahrzehnten keinen Kontakt zu ihm hatten? "Dann bekommen sie Post vom Ordnungsamt der Stadt, in der das Elternteil gestorben ist und werden zur Bestattung und Zahlung aufgefordert", sagt Wermann. "Das Erbe hat nichts mit der Bestattungspflicht zu tun. Egal, ob das Erbe angenommen oder ausgeschlagen wird, die Kinder müssen zahlen. Da ist es besser, auf die Aufforderung des Ordnungsamts zu reagieren und die Bestattung nicht der Stadt zu überlassen, sondern selbst auf den Bestatter zuzugehen, um Einfluss auf den Preis zu nehmen. Die Rechnung geht in jedem Fall an das hinterbliebene Kind."

Um dem Kostenschock auszuweichen, kann man eine Sterbegeldversicherung für andere oder sich selbst abschließen. Bestatter und Versicherer beraten dazu gern.

Warum darf man die Urne nicht mit nach Hause nehmen?

Das ist so, weil bundesweit eine Bestattungspflicht auf Friedhöfen gilt. Ein differenziertes Bestattungsrecht ist aber Ländersache. Es umfasst die Behältnispflicht (Sarg oder Urne), die Bestattungspflicht und den Friedhofszwang (Ausnahme Seebestattungen). In Sachsen-Anhalt gibt es eine kleine Grauzone, die es erlaubt, Teile der Asche zu entnehmen, verrät der Bestattermeister. Nirgendwo steht im Gesetz über das Leichen-, Bestattungs- und Friedhofswesen des Landes geschrieben, dass das verboten ist.

Gefäße stehen in einem Regal in einem Bestattungshaus in Halle.
Gedenklichter werden mit ein wenig Asche befüllt und dürfen – anders als Urnen – mit nach Hause genommen werden. Bildrechte: MDR/Anja Nititzki

Deshalb bietet Robert Wermann in seinem Bestattungsunternehmen Avalon in Halle sogenannte Gedenklichter an. Das ist eine kleine Miniaturausgabe der Urne, die mit etwas Asche befüllt wird und mit nach Hause genommen werden darf. Auch sogenannte Kuschelsteine können vom Bestatter mit etwas Asche befüllt und als Erinnerungsstück mitgenommen werden. So ein Kuschelstein in der Größe eines Handschmeichlers kostet 80 Euro und ist bei den Hinterbliebenen sehr beliebt, erzählt er. Eine andere Alternative sind aus Asche gepresste Diamanten aus der Schweiz, Kostenpunkt ab 4.500 Euro.

Verschiedenfarbige Steine liegen auf einem hölzernen Tisch in einem Bestattungshaus in Halle.
Kuschelsteine sind für 80 Euro zu haben. Bildrechte: MDR/Anja Nititzki

Aktuell läuft in Sachsen-Anhalt eine Novellierung des Gesetzes über das Leichen,- Bestattungs und Friedhofswesen. Der Bestatterverband wirkt auf eine Verankerung der Ascheentnahmeerlaubnis im Gesetz hin, so dass aus der Grauzone geltendes Recht werden könnte. Damit wäre Sachsen-Anhalt bundesweit Vorreiter.

Was ist eine Abschiednahme?

Bei einer Abschiednahme am offenen Sarg haben die Hinterbliebenen noch einmal die Chance, den Verstorbenen zu sehen. Wenn eine Abschiednahmeveranstaltung gewünscht ist, wird der Verstorbene dafür hergerichtet. Er wird gewaschen, angekleidet, wenn es nötig ist, rasiert, geschminkt und gepflegt, sodass er den Hinterbliebenen in guter Erinnerung bleibt. "Sie dürfen dabei sogar mitwirken", sagt Robert Wermann. Das biete allerdings nicht jedes Bestattungsunternehmen an. "Es ist auch erlaubt, dass der Verstorbene seine Lieblingskleider trägt. Einen Sterbetalar zu tragen, im Volksmund Totenhemd genannt, ist keine Pflicht." Die Abschiednahme findet im Abschiednahmeraum statt. Die Hinterbliebenen bekommen dafür so viel Zeit, wie sie brauchen. Allerdings: Nur zehn bis 20 Prozent der Kunden des Bestattungshauses Avalon in Halle wünschen das.

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MDR (Anja Nititzki, Luca Deutschländer)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 29. Juli 2024 | 19:00 Uhr

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