MDRfragt Deutliche Mehrheit fordert bessere Hitzeschutz-Maßnahmen
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11. Juli 2022, 05:00 Uhr
Auch in diesem Jahr wurden bereits Hitzerekorde vermeldet - noch nie hatten wir so früh im Jahr so hohe Temperaturen. Der überwiegende Teil der MDRfragt-Teilnehmenden findet, dass mehr getan werden muss, um sich an die extremen Temperaturen anzupassen. Das ist das Ergebnis der Befragung mit knapp 25.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ganz Mitteldeutschland.
Mehr Vorkehrungsmaßnahmen und eine stärkere Anpassung an die zunehmende Hitze sind notwendig - das findet die große Mehrheit der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer. Vor allem beim Städtebau, in der Landwirtschaft und beim Waldumbau muss mehr getan werden. Aber auch im Gesundheitssystem und bei Gebäuden sehen viele Handlungsbedarf.
Wie sie sich die Anpassung an die Hitze konkret vorstellen, schreiben die MDRfragt-Mitglieder in den Kommentaren:
Die Landwirtschaft muss sich umstellen und Bewässerungssysteme bauen. Der Mensch darf die Wälder nicht weiter roden, ehe nicht genug Holz nachgewachsen ist, das das Land beschattet.
Wir müssen lernen, mit der Hitze klarzukommen. In wärmeren, aber ärmeren Ländern sieht man an jeder Hütte eine Klimaanlage. In Deutschland ist die Zeit womöglich gekommen, diese Geräte auch zu nutzen.
Vor allem beim Städtebau bemängeln viele fehlende Maßnahmen:
Städtebaulich erkenne ich kaum Anpassungen, die dem Klimawandel entgegenwirken, wie verpflichtende Gründächer, Verbot von Schottergärten, massive Begrünung der Innenstädte...
Im Städtebau ist in einigen Bereichen noch nicht angekommen, dass ein Baum oft mehr Wert hat als die Baumaßnahme, für welche er weichen muss.
Wir sollten mehr schattenspendende Pflanzen in den Städten und auf Plätzen anpflanzen, für mehr Erneuerbare Energien und Speichersysteme sorgen.
Mehr Aufmerksamkeit der Politik gefordert
60 Prozent der MDRfragt-Teilnehmenden sind der Ansicht, dass die Politik sich dem Thema Hitze nicht ausreichend widmet. Rund ein Drittel findet das dagegen schon.
Sorge wegen zunehmender Hitzewellen
Die Zunahme von Hitzetagen und Hitzewellen bereitet rund zwei Drittel der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, Sorgen. Knapp ein Drittel findet das nicht besorgniserregend.
Worum sie sich konkret sorgen, schreiben die Teilnehmenden in den Kommentaren:
Ich mache mir sehr große Sorgen bezüglich der Trinkwasserversorgung. Wir haben keinen Trinkwasseranschluss. Unsere Versorgung erfolgt über einen Hausbrunnen und der Grundwasserspiegel sinkt von Jahr zu Jahr.
Ich mache mir Sorgen um die Tiere und um die Bäume, die immer schwächer werden und hier im Harz dem Borkenkäfer nicht mehr standhalten.
Ich bin in der Landwirtschaft tätig und deshalb ist es nicht unbedingt die Hitze, die mir Sorgen bereitet, sondern eher die Dürre / Trockenheit und das schon über mehrere Jahre.
Mehr Hitzetage in Deutschland erwartet
81 Prozent der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer gehen davon aus, dass sich die Entwicklung noch verschärfen und es künftig noch mehr Hitzetage in Deutschland geben wird. 17 Prozent denken das nicht.
Deutliche Mehrheit sieht Gefahr durch Hitze
Dass von Hitze eine Gefahr ausgeht, darin sind sich die meisten MDRfragt-Teilnehmenden einig. Insbesondere für die Landwirtschaft und die Natur sehen besonders viele eine große Gefahr. Aber auch für den Menschen schätzen sie die Gefahr durch Hitze als groß ein.
Großteil der Arbeitgeber reagiert nicht auf Hitzetage
Vor allem auch auf der Arbeit kann extreme Hitze zu schaffen machen. Wir wollten von den berufstätigen Befragten wissen, wie ihre Arbeitgeber darauf reagieren und zum Beispiel kostenlose Getränke oder Arbeitszeitverkürzung anbieten. Bei etwas mehr als der Hälfte tut dies der Arbeitgeber nicht, bei 44 Prozent schon.
Zum Thema Hitze auf der Arbeit haben uns einige MDRfragt-Mitglieder ihre Gedanken und Erfahrungen geschickt:
Arbeitgeber sollten gesetzlich stärker verpflichtet werden, für Erleichterungen bei Hitze zu sorgen.
Bei meinem Arbeitgeber gibt es schon seit mehr als zehn Jahren kostenlos Getränke. Das hat nichts mit Hitze zu tun. Das ist immer der Fall. Arbeitgeber, die das nicht tun, sparen an der falschen Stelle.
Die meisten Probleme habe ich während der Arbeit, da sich die Wohnungen, wo wir Patienten versorgen, extrem aufheizen und dann mit FFP2-Maske und Kittel zu arbeiten ist echt eine Belastung.
Ich habe drei verschiedene Jobs, die ich von zu Hause aus mache. Wenn 30 Grad sind, muss ich natürlich trotzdem arbeiten. Aber ich kann mich anpassen, mir ein nasses Handtuch über die Schultern hängen, Fußbad machen, etc. Das ginge im Büro nicht.
Über diese Befragung
Die Befragung vom 01.07.-04.07.2022 stand unter der Überschrift:
Immer früher, immer öfter - werden Hitzewellen zum Problem?
Insgesamt sind bei MDRfragt 61.253 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 04.07., 2 Uhr).
24.704 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.
Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 348 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 3.813 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 10.376 Teilnehmende
65+: 10.167 Teilnehmende
Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 12.765 (52 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 6.127 (25 Prozent)
Thüringen: 5.812 (23 Prozent)
Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 11.203 (45 Prozent)
Männlich: 13.445 (54 Prozent)
Divers: 56 (0,2 Prozent)
Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.
Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Fakt ist! | 11. Juli 2022 | 22:10 Uhr