Ein langer Stau auf der Autobahn 59 in Duisburg
Die ADAC-Staubilanz 2023: Deutlich mehr Stau als im Vorjahr. Bildrechte: IMAGO / Funke Foto Services

ADAC-Staubilanz 2023 Wieder mehr Staus auf Autobahnen – auch in Mitteldeutschland

06. Februar 2024, 16:01 Uhr

Auf den deutschen Autobahnen hat es 2023 deutlich mehr Staus gegeben als im Jahr zuvor. Der ADAC erklärte, die Verzögerungen hätten sich auf 427.000 Stunden summiert. Die Hoffnung, dass es durch das Deutschlandticket morgens und nachmittags weniger Staus gibt, hat sich laut ADAC nicht erfüllt. Im laufenden Jahr rechnet der Autofahrerklub mit noch mehr Verkehr und auch mehr Staus.

Mehr Verkehr, viele Baustellen, mehr Staus. So könnte man das Jahr 2023 aus Sicht der Autofahrerinnen und Autofahrer zusammenfassen. Das Vor-Corona-Niveau aus dem Jahr 2019 wurde allerdings noch nicht erreicht. Das zeigt die ADAC-Stau-Bilanz für das Jahr 2023. Demnach summierte sich die Dauer der Verkehrsstörungen auf insgesamt 427.000 Stunden. Im Vergleich zum Jahr 2022 mit 333.000 Stunden waren es damit um knapp 30 Prozent mehr. Gleichwohl blieb das Stau-Geschehen 2023 noch ein ganzes Stück unter dem Niveau von 2019, als der ADAC rund 521.000 Staustunden erfasst hat.

Stau-reichste Wochentage am Mittwoch und Donnerstag

Stau-reichste Wochentage waren laut ADAC im vergangenen Jahr der Mittwoch und der Donnerstag mit jeweils durchschnittlich rund 1.500 Staustunden. Am wenigsten Staus gab es wie schon in den Vorjahren montags. Noch niedriger war das Stau-Niveau nur noch an den Wochenenden. Stau-reichster Tag des Jahres 2023 war ein Freitag. Am 29. September hätten viele Autofahrer das verlängerte Wochenende bis zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober für einen Kurzurlaub genutzt, erklärten die Verkehrsexperten in München.

Fast so viele Staus auf den Autobahnen habe es im Mai am Freitag vor dem Pfingst-Wochenende und am Mittwoch vor Christi Himmelfahrt gegeben. Im Lauf des Jahres nahmen die Staustunden kontinuierlich zu. Von Januar 2023 an mit rund 20.000 Staustunden kletterte die Stau-Zeit bis sie mit jeweils rund 43.500 Staustunden in den Monaten Juli, August und September ihren Höhepunkt erreichte. Ab Oktober 2023 ging die Zahl der Staustunden wieder zurück.

Autos fahren ins Zentrum von Leipzig.
Autos fahren ins Zentrum von Leipzig. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Insgesamt registrierte der ADAC auf den Autobahnen im vergangenen Jahr 691 Staus mit einer Länge von mindestens 20 Kilometern. Den längsten mit 56 Kilometern gab es demnach im Januar nach einem Wintereinbruch auf der A61 vor dem Dreieck Nahetal in Rheinland-Pfalz. Mit 54 km Länge landete ein Stau auf der A4 Görlitz Richtung Dresden zwischen Ludwigsdorf und Wilsdruff am 30. Mai 2023 auf dem zweiten Platz. Alle Staus im Jahr 2023 haben zusammen umgerechnet eine Länge von 49 Jahren.

Nordrhein-Westfalen mit den meisten Staus

Das Bundesland mit den meisten Staus war wie in den Vorjahren Nordrhein-Westfalen mit knapp 34 Prozent, gefolgt von Bayern mit 15 Prozent und Baden-Württemberg mit zehn Prozent. Die fünf ostdeutschen Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen kamen zusammen auf rund zehn Prozent der Staustunden, dabei hatte Brandenburg einen Anteil von vier Prozent. In Sachsen standen Autofahrer auf Autobahnen 12.337 Stunden im Stau. 2022 waren es 10.308.

Ein kilometerlanger Stau hat sich auf der Autobahn 71 zwischen den Anschlusstellen Arnstadt-Nord und dem Erfurter Kreuz gebildet.
Ein kilometerlanger Stau auf der A71 zwischen den Anschlusstellen Arnstadt-Nord und dem Erfurter Kreuz. Bildrechte: IMAGO / Funke Foto Services

In Thüringen kamen 3.285 Staustunden zusammen. 2022 waren es noch 1.843 Stunden. Wie der ADAC Hessen-Thüringen mitteilte, staute sich der Verkehr im Vorjahr auf einer Gesamtlänge von 10.698 Kilometern, was gegenüber 2022 mit 5.661 Kilometern fast einer Verdoppelung entspricht. Gründe liegen demnach vor allem in einigen Autobahn-Baustellen, zum Beispiel auf den Autobahnen 38, 71 und 9. Trotzdem durften sich Pendler, Urlauber und Berufskraftfahrer über im Bundes-Vergleich weitestgehend freie Straßen freuen. Deutschlandweit weist nur Mecklenburg-Vorpommern weniger Staustunden auf. Der stau-reichste Tag 2023 war der 28. November. Den längsten einzelnen Stau gab es am 21. Januar vorigen Jahres. Auf bis zu 23 Kilometern Länge stauten sich dort die Fahrzeuge auf der A9 aus Richtung Süden kommend vor der Anschlussstelle Eisenberg. Gründe für beide Staus war das Winterwetter.

Deutlicher Anstieg in Sachsen-Anhalt

Auch auf den Autobahnen in Sachsen-Anhalt mussten Autofahrer im vergangenen Jahr erneut mehr Geduld aufbringen. Wie aus der Auswertung des ADAC hervorgeht, stauten sich Autos insgesamt auf einer Länge von mehr als 15.500 Kilometern. Das war ein Anstieg um rund ein Drittel im Vergleich zum Jahr 2022 mit 11.500 Kilometern. Vor allem Baustellen bremsten den Verkehr immer wieder aus. Schwerpunkt war die A2. Bei den Top 5 der stau-reichsten Abschnitte war die Baustelle zwischen Magdeburg-Rothensee und Theeßen gleich dreimal vertreten.

Die meisten Stau-Kilometer gab es mit mehr als 1.050 Kilometern auf dem Abschnitt zwischen Burg-Zentrum und Burg-Ost. Danach folgte die A14 zwischen Löbejün und Könnern mit insgesamt 726 Stau-Kilometern. Dort sei die Wartezeit landesweit auch am längsten gewesen, hieß es: 688 Stunden, was knapp 29 Tagen entspreche. Insgesamt habe die Wartezeit in den Staus im Land mehr als 7.450 Stunden betragen. 2022 sei die Wartezeit mit rund 5.200 Stunden noch deutlich niedriger gewesen. Unter den überregionalen Autobahnen war die A3 Stau-Spitzenreiter, gefolgt von der A8 und der A10, dem Berliner Ring.

Verstärkte Rückkehr an den Arbeitsplatz

Die Hoffnung, dass mit der Einführung des Deutschlandtickets im Mai 2023 Pendler verstärkt vom Auto auf den ÖPNV umsteigen und dies zu einer Dämpfung der morgendlichen und nachmittäglichen Stau-Spitzen führt, hat sich dem ADAC zufolge bislang nicht erfüllt. Über das gesamte Jahr 2023 war werktags sowohl die morgendliche als auch die nachmittägliche Stau-Spitze im Schnitt wieder ausgeprägter als 2022, was auf eine verstärkte Rückkehr an den Arbeitsplatz spricht. Für 2024 rechnet der ADAC mit steigendem Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen, was sich auch in den Stau-Zahlen niederschlagen dürfte. Eine nicht ganz unerhebliche Rolle spielen dabei auch die Baustellen, die jedoch notwendig sind, um das teils marode Autobahn-Netz zu modernisieren.

dpa, ADAC (das)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 06. Februar 2024 | 10:09 Uhr

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