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Die Moderatoren "ARD Crime Time – Der True Crime Podcast" – Die Stimmen hinter den Fällen des Podcasts
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31. Januar 2025, 16:58 Uhr
Felix Gebhardt und Mattis Kießig tauchen mit dem Publikum in die Ermittlungsarbeit zu spannenden Kriminalfällen ein. Wie nähern sich die True-Crime-Podcast-Moderatoren den Inhalten, welche Podcasts hören sie selbst?
Seit wann arbeiten Sie für den "ARD Crime Time – Der True Crime Podcast"?
Felix Gebhardt: Seit Juli 2020 erzähle ich im True-Crime-Podcast aktuelle Kriminalfälle, in denen oft auch noch die Täter gesucht werden. Wir sprechen zum Beispiel über Betrugsmaschen oder ungeklärte Mordfälle. Einige Geschichten kennen wir auch aus der Nachrichtenredaktion bei MDR AKTUELL.
Mattis Kießig: Für "Kripo live" und "Die Spur der Täter" (Kripo live: Tätern auf der Spur) arbeite ich bereits seit 2014. In den folgenden Jahren habe ich gemerkt, auf welchem Schatz an Informationen und besonderen authentischen Eindrücken wir als Redaktion sitzen. Durch unsere enge Zusammenarbeit mit den Ermittlern und das große gegenseitige Vertrauen können wir besonders intensiv in die Arbeit von Polizei oder Staatsanwaltschaft einsteigen. Unsere Autorinnen und Autoren haben so ein umfangreiches Wissen, so viele Interviews zu jedem Fall, die oftmals gar nicht alle in den Fernsehfilmen ihren Platz finden. Da ist mir die Idee zum Podcast gekommen, indem wir genau diesen Schatz nutzen und unseren Hörerinnen und Hörern anbieten können. Seit der ersten Episode im Juli 2019 moderiere ich nun den "ARD Crime Time – Der True Crime Podcast".
Was reizt Sie an True Crime?
Felix Gebhardt: Das hat einer meiner Lieblingsautoren, Ferdinand von Schirach, ganz gut zusammengefasst. Er schreibt Geschichten aus dem Leben eines Strafverteidigers und sagt, "dass Verbrecher menschlich sind". Also, wer eine Straftat, auch einen Mord begeht, der ist immer noch ein Mensch. So schockierend die Tat auch ist. Und zu begreifen, wie so etwas passieren kann und wie wir damit als Gesellschaft umgehen, das finde ich sehr spannend. Auch die rechtliche Einordnung interessiert mich, weil sich dieses Durchdenken gut an mein Jurastudium in Dresden anschließt.
Mattis Kießig: Mich reizt das Sujet True Crime auf zwei Ebenen. Zum einen tauche ich gern in die Ermittlungsarbeit mit ein, da ähneln sich die Arbeit von Kriminalistinnen und Kriminalisten mit der von uns Journalisten: Zusammenhänge erkennen, Hintergründe erfahren, die einzelnen Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Zum anderen geht es mir auch so wie Felix, die menschlichen Abgründe zu begreifen und dabei die Menschen hinter den Taten nicht aus dem Blick zu verlieren. Und bei den Menschen dürfen wir die Opfer von Verbrechen nicht vergessen. Auch hier ist es mir wichtig, den Menschen ein Gesicht zu geben und die Erinnerung an sie zu bewahren.
Wie bereiten Sie sich auf die Fälle vor?
Felix Gebhardt: Einen Überblick über alle Beteiligten verschaffen, alle Einzelheiten zusammenfassen, mit Freundinnen und Freunden über die Aspekte sprechen und ihre Fragen sammeln, im MDR-Archiv nach weiteren Einzelheiten suchen und wenn ich zwischendurch mal einen freien Kopf brauche, eine Runde mit dem Fahrrad drehen!
Mattis Kießig: Nach intensiver Grundrecherche vor allem durch intensive Gespräche und Interviews. Mit den Autorinnen und Autoren, die wir in den Podcast einladen, besprechen wir vorab ausführlich, wie sie sich dem jeweiligen Fall genähert haben, welche Aspekte in ihren Filmen vielleicht zu kurz gekommen sind und dann suche ich selbst noch nach Ansätzen, die mich als Hörer eines True-Crime-Podcasts interessieren würden. So ergibt sich dann ein roter Faden, an dem wir unsere Fälle im Podcast aufbauen und erzählen.
Wie nah kommen Sie den Ermittlern bei Ihrer Arbeit?
Felix Gebhardt: Ich freue mich, wenn wir uns wieder mit mehr Fachleuten aus der Rechtsmedizin, aus der Justiz oder mit Profilern treffen können. In der Corona-Pandemie sind wir leider gezwungen, auf Abstand in die Fälle einzutauchen. Das gelingt aber trotzdem oder vielleicht sogar teilweise intensiver. Für unseren Podcast hatte ich schon sehr bewegende Gespräche am Telefon. Ich durfte mit Freundinnen einer vermissten Leipzigerin reden. Diese Eindrücke sind mir sehr nahe gegangen.
Mattis Kießig: Persönliche Gespräche sind schwer zu ersetzen. Durch unsere engen Kontakte zu den Ermittlungsbehörden und das gegenseitige Vertrauen haben wir aber zumindest bei den Beteiligten wenig Probleme, auch wenn Kommunikation derzeit eher mit Abstand stattfindet. Und was die Tiefe der Einblicke angeht: Wir können so nah ran und so viele Details veröffentlichen, wie es die Ermittlungsbehörden zulassen. Uns ist wichtig, da kein Vertrauen zu zerstören. Mit diesem Vertrauen bekommen wir natürlich auch Einblicke, die wir sonst nicht bekommen würden.
Welche anderen Podcasts hören Sie?
Felix Gebhardt: Ich höre sehr gerne Hörspiele mit markanten Stimmen, bin großer Fan der "Task Force Hamm" vom Radio Tatort. Meistens verliere ich mich in der Suche nach neuen Podcasts, lasse mich von neuen Perspektiven überraschen, zum Beispiel bei "Viertausendhertz", "Lakonisch Elegant", "Tabubruch" oder im Weltspiegel-Podcast. Oder ich höre liebend gerne in die Sprechstunde vom Deutschlandfunk, welche medizinischen Fragen die Anruferinnen und Anrufer haben.
Mattis Kießig: Ich lasse mich durch Podcasts gern vom Alltag ablenken. Sehr regelmäßig höre ich "Victory – The Podcast", einen Podcast über die Fernsehserie "Entourage", die sich mit dem Leben in Hollywood beschäftigt. Interessiert verfolge ich aber auch den Podcast "Hörfehler", der sich mit Fußballhistorie & Kultur beschäftigt oder den Radsportpodcast "Besenwagen". Aber auch die Kolleginnen vom MDR-Podcast "Tabubruch" schaffen es immer wieder, mich mit ihren Geschichten voll in ihren Bann zu ziehen.