Winterruhe So bringen Sie Ihre Kakteen gut durch den Winter
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13. November 2024, 11:07 Uhr
Kakteen gehören zu den Pflanzen, die im Winter eine Ruhephase einlegen, um dann im neuen Jahr wieder Blüten zu bilden. Wenn möglich, sollten sie hell und kühl überwintern. Kakteengärtner Ulrich Haage gibt Tipps, wie das Überwintern und der Neustart im Frühjahr gelingen.
- Beachten Sie die jeweiligen Temperaturbedürfnisse Ihrer Kakteen.
- Schaffen Sie optimale Überwinterungsbedingungen für Ihre Kakteen.
- Die Winterruhe auch wieder gut beenden.
Unterschiedliche Bedürfnisse und Standorte
Zunächst einmal: Kaktus ist nicht gleich Kaktus. Die Bedürfnisse der einzelnen Gattungen und Arten - es gibt etwa 100 bis 130 Gattungen und 1500 bis 1800 Arten - sind durchaus unterschiedlich. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Menschen nicht wissen, was für einen Kaktus sie bei sich stehen haben, denn in Blumenläden und Gartencentern fehlt häufig die genaue Artbezeichnung an den Pflanzen.
So bestimmen Sie einen Kaktus Ulrich Haage hat schon Stunden damit verbracht, ihm unbekannte Kakteen zu bestimmen. Das ist bei dieser Artenvielfalt kein leichtes Unterfangen. Mittlerweile bietet die Pflanzenbestimmungs-App Flora incognita auch eine Funktion für Kakteen. Allerdings sind die Auskünfte dort, wie sich bei einem Selbstversuch herausstellte, nicht immer zu 100 Prozent treffsicher. Sie können aber zumindest eine Orientierung bieten.
"Man kann daher nicht pauschal sagen, dass alle Kakteen am 15. Oktober unter Dach und Fach sein müssen", sagt Ulrich Haage von Deutschlands ältester Kakteengärtnerei in Erfurt. Es hängt natürlich auch davon ab, ob man seine stacheligen Lieblinge im Sommer nun draußen auf Balkon oder Terrasse stehen hat, oder ob sie ganzjährig im Zimmer stehen.
Dann sollten Kakteen von draußen nach drinnen
Es gibt winterharte Kakteen wie viele (aber nicht alle) Opuntien und Cylindropuntia-Arten, die auch zweistellige Minusgrade problemlos überstehen, weil sie aus den Wüsten und Gebirgen Südamerikas starke Temperaturschwankungen gewohnt sind. Aber wenn man nicht ganz genau weiß, dass man so einen winterharten Kaktus hat, rät Ulrich Haage lieber zur Vorsicht: "Wenn die Temperaturen nachts im niedrigen einstelligen Bereich liegen und dann vielleicht noch Nässe dazukommt, sollten die Kakteen reingeräumt werden." Ist der September schon kalt und verregnet, ist es besser, die Kakteen schon umziehen zu lassen. Erwischt man hingegen einen warmen Oktober, dürfen sie ruhig noch etwas draußen bleiben.
Dann sollten Sie das Gießen einstellen
Egal, ob Ihre Kakteen nun drinnen oder draußen stehen, benötigen sie als Vorbereitung auf die Ruhephase weniger Wasser. "Eine gute Orientierung bietet das Laub an den Bäumen: Wenn es beginnt abzufallen, sollten Sie das Gießen einstellen", rät Ulrich Haage. Meist ist das etwa Ende September der Fall. Im Oktober schalten die Pflanzen dann um auf Winterruhe. Eine Ausnahme sind Blattkakteen - dazu gehören auch Weihnachts- und Osterkaktus. Sie stammen aus Nebelwäldern und sollten auch im Winter ab und zu ein wenig gegossen werden.
Ausnahme Weihnachtskaktus Schlumbergera-Arten sind auch insofern eine Ausnahme, dass sie dann blühen, wenn die meisten anderen Kakteen ihre Ruhephase haben: im Winter. Bei ihnen ist die Ruhephase sozusagen verschoben, sie liegt vor der Blüte im September/Oktober.
So überwintern Kakteen gut
Wie viele andere Pflanzen aus den Tropen und Subtropen auch, bevorzugen Kakteen ein helles, kühles und auf alle Fälle frostfreies Winterquartier mit Temperaturen nicht unter fünf und nicht über 15 Grad Celsius. Ideal sind ein Wintergarten, ein Vorraum, das Treppenhaus, eine helle Garage oder ein kühles Schlafzimmer. Beim Einräumen und dann etwa alle vier Wochen sollten Sie Ihre Pflanzen auf Schädlingsbefall kontrollieren. Besonders Wollläuse breiten sich gern im Winter aus. Wenn Sie eine befallene Pflanze entdecken, isolieren und behandeln Sie sie sofort, damit sich nicht alle anderen auch anstecken.
Wenn man nun aber keinen hellen und kühlen Ort zur Verfügung hat, gibt es noch eine andere Methode, die früher in den Neubauwohnungen der DDR verbreitet war: Man wickelt seine Kakteen in Zeitungs- oder Seidenpapier ein und legt sie in einen Karton oder eine Kiste. Das Behältnis mit den Kakteen wird nun auf einen Schrank oder ins Regal gestellt.
Behält man die Kakteen im Winter an ihrem üblichen Platz im warmen Zimmer, sollte man sie moderat weitergießen, weil sie dann nicht in die Winterruhe kommen. Sie werden dann im neuen Jahr aber mit großer Wahrscheinlichkeit nicht blühen.
Sukkulenten überwintern Sukkulenten werden alle Pflanzen mit wasserspeichernden Organen genannt. Die Artenvielfalt ist riesig, daher gibt es für sie keine allgemeinen Tipps zur Überwinterung. Verbreitete Sukkulentenarten wie Echeveria, Kalanchoe, Aloe oder Agaven werden ähnlich überwintert wie Kakteen.
So beenden Sie die Winterruhe
Wenn im März die Tage wieder heller werden, dürfen die Kakteen aus dem Winterschlaf erwachen. Je dunkler die Kakteen überwintert haben, umso allmählicher sollte man sie wieder ans Licht gewöhnen, sonst riskieren Sie Verbrennungen an den Pflanzen. Ulrich Haage rät, dafür einen bewölkten, diesigen Tag zu nutzen und die Kakteen gegebenenfalls noch mit einem Tuch oder Vlies etwas zu schattieren.
Im Gegensatz zu Kübelpflanzen dürfen Kakteen nicht stark angegossen werden, weil sich die Wurzeln nach der langen Trockenheit erst neu bilden müssen und noch nicht so viel Wasser aufnehmen können. Gießen Sie daher zunächst nur wenig oder übersprühen Sie die Pflanze mit Wasser aus einem Zerstäuber. Am besten nehmen Sie dafür abgestandenes Wasser mit Zimmertemperatur.
Ins Freie sollten Kakteen erst nach den Eisheiligen geräumt werden, um sie nicht durch Spätfrost zu gefährden.
Quelle: Ulrich Haage (Kakteengärtner aus Erfurt), MDR Garten (dgr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 27. Oktober 2024 | 08:30 Uhr