Klimawandel im Garten Regen, Regen, Regen: So halten trockenheitsverträgliche Stauden durch
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20. August 2023, 11:39 Uhr
Der Trend im Garten geht zu Pflanzen, die Hitze und Trockenheit gut vertragen. Doch geht der Klimawandel nicht nur in eine Richtung. Auch Dauerregen kann für die Pflanzen problematisch sein. Überleben die an Trockenheit angepassten Stauden auch intensive Regenphasen? Ein Versuchsbeet im Egapark Erfurt zeigt, wie die Pflanzen mit extremen Wettersituationen umgehen und wie Gärtner gute Bedingungen für die Pflanzen schaffen können.
- Trockenheitsverträgliche Stauden brauchen durchlässigen Boden.
- Mineralischer Mulch sorgt für guten Abfluss des Wassers.
- Diese Pflanzen haben extreme Wetterbedingungen ausgehalten.
Viele trockenheitsverträgliche Stauden wie Steppenkerze, Sedum oder Blauraute stammen aus den Steppengebieten Eurasiens und Nordamerikas, deshalb werden sie mitunter auch als Präriestauden bezeichnet. Dort herrschen extreme Wetterbedingungen: Starke Hitze in den Sommermonaten, Kälte im Winter und ab und zu regnet es heftig.
Daher sind für Mitteleuropa typische Regenmengen kein Problem für diese Pflanzen. Sie gehen nicht gleich ein wie Zimmerpflanzen, die man zu viel gießt. Allerdings muss eine Bedingung erfüllt sein: Der Boden sollte einen schnellen Abfluss des Wassers ermöglichen.
Daher sollten Sie ein Beet mit trockenheitsliebenden Stauden nicht in einer Senke anlegen, wo sich natürlicherweise das Wasser ansammelt. Ränder von Teichen oder anderen Gartengewässern eignen sich ebenfalls nicht.
Für durchlässigen Boden sorgen
Ein gut gelockerter, durchlässiger Boden ist also das A und O, wenn man sich trockenheitsverträgliche Stauden in den Garten holt. Aber der ist in den meisten Fällen ohnehin ein Muss, denn nur wenige Gartenpflanzen haben gern nasse Füße.
Die meisten Gärtnerinnen und Gärtner kennen ihren Boden gut. Schwere und lehmige Böden sind in dieser Hinsicht problematischer als sandige. Gegebenenfalls sollten Sie den Gartenboden tiefgründig auflockern. Wer nur einzelne Teilbereiche seines Beetes umgestalten will und keinen großen Lehmanteil im Boden hat, dem reicht es meist, den Boden mit Sand, Kies oder anderen Mineralien aufzulockern.
Wer auf Nummer sicher gehen will, zieht bei neuen Beeten eine extra Drainageschicht aus grobem Kies unter dem Beet ein. Das empfiehlt sich vor allem bei sehr dichten Böden.
Mulch aus Mineralien
Im Egapark Erfurt experimentieren die Gärtner mit einer mineralischen Mulchschicht, die dünn auf das Beet aufgetragen wird, um das Wasser besser abzuleiten. "Unser Steppenkerzenbeet haben wir mit einer Mischung aus Ton, Lava, feinem Kies und Split abgedeckt. Das funktioniert wunderbar", sagt Gartenmeisterin Nicole Kleb. Im Extremsommer 2022 musste dieses Beet mit trockenheitsverträglichen Stauden nur vier Mal gewässert werden.
Die drei bis fünf Zentimeter dicke Mineralienschicht wird einfach auf den Boden aufgebracht. "Darunter ist dann ein ganz normales Bodenleben möglich", fährt sie fort.
Ein weiterer Vorteil sei, dass das Beet dadurch nach Regenfällen trittfester wird und man mit den Gartenschuhen nicht so tief einsinkt. Auch haben es Beikräuter schwerer, durch die Mineralienschicht hindurch zu wachsen.
"Man kann zum Beispiel Dachgartensubstrat aus dem Gartenmarkt als Mulchschicht nehmen oder man mischt sich den Mineralienmulch selbst an", erklärt Nicole Kleb. "Wir experimentieren im Egapark viel mit unterschiedlichen Mischungen."
Boden darf sich nicht aufheizen
Grundsätzlich könne man den Mineralienmulch überall anwenden, allerdings sollte man solche Stauden auswählen, die die Beetfläche großzügig bedecken und nicht so viel offenen Boden lassen. "Dann heizt sich der gemulchte Boden nicht zu stark auf", erklärt die Gartenmeisterin.
Für frisch angelegte Beete, deren Stauden sich erst noch ausbreiten müssen, ist diese Variante also weniger zu empfehlen. Oder man nimmt als Alternative hellen Kies, der die Sonne reflektiert und sich nicht so stark aufheizt.
Für Wechselflorbeete mit ein- bis zweijährigen Sommerblumen oder auch Dahlien, deren Knollen im Herbst ausgegraben werden, sollte man lieber auf organischen Mulch zum Beispiel aus Rasenschnitt setzen.
Bedingungen verändern sich
Im Sommer 2022 war nicht nur die Trockenheit extrem, sondern auch die Sonnenintensität. "Viele Pflanzen sind uns schlichtweg verbrannt", sagt Nicole Kleb. "Auch diejenigen, die normalerweise pralle Sonne vertragen wie zum Beispiel die Sonnenhüte." Die Gärtnerin zieht daraus den Schluss, dass sich die Standortbedingungen für viele klassische Gartenstauden verändern: "Was vorher in der vollen Sonne stehen konnte, muss jetzt in den Halbschatten rücken und die im Halbschatten stehenden Stauden ziehen in die Schattenbereiche." Die Gärtner vom Egapark denken derzeit viel darüber nach, wie sie die Staudenbereiche anpassen können, um den neuen Bedingungen Rechnung zu tragen.
Egapark-Experten wussten im Sommer 2022 noch nicht, was mit den trockenheitsliebenden Pflanzen im kalten und nassen Winter sowie während anhaltenden Regens passieren würde. Der Sommer 2023 hat neben der Hitze intensive Regenphasen gebracht. Das hat zu großen Schäden im Trockenheitsbeet geführt. Diese Pflanzen haben die extremen Wetterbedingungen ausgehalten:
- Blauraute
- Wolfsmilch
- Bartfaden
- Lauch
- Aster
- Cola-Kraut
- Gräser
- Steppenkerze
- Sedum (Fetthenne)
- Johanniskraut
- Thymian
- Kugeldistel
Starkregen Bei Starkregen können viele Pflanzen leicht umkippen. In diesem Fall sollte man ein paar Tage warten. Richten sich die Pflanzen von alleine nicht wieder auf, sollte man sie zurückschneiden.
Verlierer des Klimawandels
Werden widerstandsfähige, trockenheitsverträgliche Stauden zunehmend die klassischen Gartenstauden an den Rand drängen? "Jeder muss natürlich selbst entscheiden, wie viel er seine Pflanzen gießen kann", meint die Staudenexpertin. "Aber für Prachtstauden, die viel Wasser benötigen wie etwa Phlox, Rittersporn oder Hortensien, wird es wahrscheinlich eng werden."
Quelle: Nicole Kleb, Gartenmeisterin aus dem Egapark Erfurt
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 20. August 2023 | 08:30 Uhr