Tiere im Garten "Zorro" braucht Hilfe
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09. Februar 2022, 13:12 Uhr
Eigentlich ist der Gartenschläfer in Gärten und Streuobstwiesen zu Hause. Doch inzwischen versucht er, neue Lebensräume zu erobern. Immer wieder gibt es laut BUND Hinweise, dass er sich in höheren Mittelgebirgslagen wohl fühlt. Ob das auch in Thüringen so ist, versuchen BUND und Thüringen Forst gerade herauszufinden.
Unterhalb des Schneekopfes im Schmücker Graben liegt zwischen einem klaren Bach im Grund und einer Felsformation ein Hang. Steinhaufen, bemooste Flächen und Büsche wechseln sich ab. Ein Ort, wie gemacht für den Gartenschläfer, sagt Revierförster Ronny Eckhardt. Hier findet der Gartenschläfer nicht nur perfekte Verstecke, so Eckhardt, sondern auch genügend Nahrung wie Schnecken, Würmer und Beeren.
Gesehen hat den Gartenschläfer allerdings hier noch niemand. Er ist ja auch sehr selten geworden und gilt als bedrohte Tierart. In vielen Gegenden Deutschlands ist er bereits ausgestorben. Wer ihn zu sehen bekommt, hat Glück. Denn zum einen gehört der Gartenschläfer zu den Schlafmäusen. Er gönnt sich einen ausgedehnten Winterschlaf von Oktober bis April. Und zum anderen, streunt er, wenn er wieder munter ist, als nachtaktives Kerlchen durch die Gegend. Von seinen Frühlingsgefühlen übermannt, ist er dann aber zu hören. Er piepst, gluckst und gurgelt. Kinder würden meinen, ein Lichtschwert aus Star Wars zu hören.
Spurensuche mit Stempelkarton-Falle
Mit kleinen, länglichen, an beiden Seiten offenen Kartons wollen Naturschützer und Förster dem Gartenschläfer nun auf die Schliche kommen. Angebracht sind die auch an Zweigen. Und das aus gutem Grund, sagt Revierförster Ronny Eckhardt. Denn die kleinen Bilche sind neugierig und klettern gerne. Mit Klebeband sind die 40 Kartons, auf denen der Gartenschläfer auch abgebildet ist, an Bäumen und Büschen angebracht. Einige stehen aber auch am Hang im Geröll. Von beiden Seiten zugänglich ist in jeder Öffnung ein Stempelkissen, dazwischen ein weißer Papierstreifen. Das ist Spurensuche im wahrsten Sinne des Wortes. Und auch wenn der flauschige Gartenschläfer nur 15 Zentimeter Körperlänge hat und im Schnitt 70 Gramm wiegt, hinterlässt er beeindruckende Fußtapsen. Eckhardt spricht von zwei Zentimeter langen Füßchen und fügt nicht ohne zu lachen hinzu, dass der Gartenschläfer im Verhältnis zu seiner Größe auf großem Fuß lebe. Markant für den Gartenschläfer sind aber eigentlich nicht seine großen Füße, sagt Eckhardt, sondern seine schwarze Augenumrandung. Die hat ihm auch den Spitznamen "Zorro" eingebracht.
Der kleine Held braucht Hilfe. Ein Nachweis im Schmücker Graben würde Revierförster Ronny Eckhard freuen. Dann könnten gezielt Rückzugsorte für den kleinen flauschigen Gesellen geschaffen werden, in der Hoffnung, dass er sich am Hang im Schmücker Graben wohlfühlt und vermehrt. Dem Bestand des Gartenschläfers in Deutschland würde das sehr helfen, so Eckhardt.
Gartenbesitzer können Gartenschläfern helfen
Der BUND weist darauf hin, dass auch Gartenbesitzer etwas für den Gartenschläfer tun können. Je naturnaher ein Garten gestaltet ist, desto eher ist er auch für Gartenschläfer ein Paradies. Einheimische Hecken, Wildblumenwiesen und Staudenbeete seien gedeckte Tafeln für die Schlafmaus. Dort findet der kleine Allesfresser sowohl Insekten, Würmer und Schnecken als auch Früchte, Samen und Knospen.
Wichtig seien auch Versteckmöglichkeiten für das nachtaktive Tier. Abgestorbene Bäume, Steinhaufen, aber auch Nistkästen, seien wichtige Rückzugsorte für den Gartenschläfer. Aber Achtung: Ganz wichtig sei, dass sie aus rauem, ungehobeltem Holz sind, damit es die Jungen im Frühjahr schaffen, aus dem Nistkasten herauszuklettern.
Pestizide und Rattengift im Garten sind auch für den Gartenschläfer tödlich. Regentonnen sollten abgedeckt sein. Gartenschläfer sind laut BUND sehr durstig und nutzen jede Gelegenheit zum Trinken. Aus einem Wasserfass kämen sie aber nicht mehr heraus.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 12. Februar 2022 | 09:40 Uhr