Staudenrückschnitt im Frühsommer Chelsea Chop: Stauden im Frühsommer zurückschneiden und so neue Blüten fördern
Hauptinhalt
21. Mai 2023, 08:30 Uhr
Ende Mai bis Anfang Juni stehen die sommerblühenden Stauden in den Startlöchern und wollen so schnell wie möglich wachsen. Mit einem Rückschnitt wird der schnelle Wuchs gebremst. Die Briten nennen diesen Eingriff Chelsea Chop. Vor der Blüte werden alle Triebe oder nur einige gekappt. Die Stauden blühen dann um so üppiger und die Blütezeit kann verschoben werden. Gärtnerin Brigitte Goss erklärt, welche Stauden von einem Rückschnit profitieren und wo die Schere angesetzt wird.
Chelsea Chop: Die Vorteile vom Staudenschnitt im Frühsommer
- Ein Rückschnitt regt die Pflanze an, sich stärker zu verzweigen. Das steigert die Anzahl der Triebe und somit die Blütenanzahl.
- Der Blütenzeitraum kann gestaffelt beziehungsweise verlängert werden.
- Ein Umkippen der Stauden wird verhindert.
Das sollten Sie beim Frühsommerschnitt beachten
Der Frühsommerschnitt von Ende Mai bis Anfang Juni ist besonders bei älteren und kräftigen Stauden-Exemplaren empfehlenswert. In höher liegenden oder kälteren Regionen, wo die Stauden erst später austreiben, geht es durchaus auch noch bis Mitte Juni. Er verlangt den Pflanzen viel Kraft ab, denn für den Neuaustrieb brauchen sie viel Energie. Bei geschwächten Pflanzen oder bei extremer Hitze und Trockenheit, rät Gärtnerin Brigitte Goss von einem Rückschnitt ab. Schneiden Sie am besten bei bedecktem Himmel, so kann die Sonne die frisch eingekürzten Triebe nicht verbrennen.
Wichtig ist für alle zurückgeschnittenen Pflanzen - sie brauchen danach eine ausreichende Wasserversorgung. Düngen Sie danach starkzehrende Stauden wie Phlox, um sie wieder in Wachstumsschwung zu bringen. Hier kann zum Beispiel eine stärkende Brennnesseljauche gut eingesetzt werden. Seien Sie ansonsten zurückhaltend mit der Düngung um keine langen, weichen Neutriebe zu erzeugen.
Wie weit werden die Stauden zurückgeschnitten?
Wie weit man die Stauden zurückschneidet und wann, kommt auf das Stadium der Pflanze und den Standort (sonnig, schattig, Bodenqualität) an, erklärt Gärtnerin Brigitte Goss. Sie rät, anfangs lieber vorsichtiger zu agieren und erst einmal Erfahrungen zu sammeln. Eine Standardregel besagt, ein Drittel der Pflanze um ein Drittel einzukürzen, aber das muss nicht für jede Staude optimal sein. Danach sollten Sie beobachten wie die Pflanzen auf den Rückschnitt reagieren. So lernt man am besten fürs nächste Jahr. Bei sommerblühenden Stauden richtet es keinen Schaden an, auch Blütenansätze zu entfernen. Sie treiben verzweigter neu aus und bilden neue Blüten.
Sie können sowohl die äußeren Triebe ringsherum einkürzen als auch aus der Staudenmitte heraus Triebe wegnehmen. Das ringförmige Schneiden der äußeren Triebe hat den Vorteil, dass auf diese Weise ein Umkippen hochwachsender Stauden verhindert wird, denn die kürzeren Triebe außen stützen die hohen Triebe in der Mitte. Das ist zum einen vorteilhaft bei Stauden mit "schweren Blütenköpfen" wie Sedum, zum anderen bei sehr hochwachsenden Stauden wie Aster, Vernonien, manche Wolfsmilcharten oder Staudensonnenblumen.
Diese Stauden reagieren positiv auf einen Frühsommerschnitt
Katzenminze (Nepeta) vor und während der Blüte teilweise schneiden
Lässt man die Katzenminze ohne Eingriff blühen, folgt nach dem ersten üppigen Blütenflor eine Blühpause. Die Blütezeit der Katzenminze kann mit einem teilweisen Rückschnitt schon vor Blühbeginn, aber auch während der Blüte verlängert werden. Zwei Drittel bis drei Viertel der Triebe werden bodennah abgeschnitten. Das fördert den Austrieb neuer Triebe, die dann, zu einem späteren Zeitpunkt erblühen. In der Mitte der Pflanze können ein paar lange Triebe stehen bleiben. Die Katzenminze ist übrigens eine ideale Insektenweide und liefert wertvollen Nektar für Wildbienen.
Raublatt- und Glattblattaster (Aster novi-belgii und Aster novae-angliae) komplett zurückschneiden
Die Raublatt- und Glattblattaster wird im Sommer meist kahl von unten. Dünnbeinig stehen die Triebe dann im Staudenbeet und sehen nicht mehr attraktiv aus. Hier darf die im Frühsommer vorbeugend die Gartenschere mutig angesetzt werden, sagt Brigitte Goss. Mit einem Rückschnitt aller Triebe um etwa ein Drittel, kommt die Staude nochmal so richtig in Schwung. Sie bildet wesentlich mehr Triebe aus und bleibt kompakter.
Hohe Fetthennen (Sedum telephium und Sedum spectabile)
Die Fetthenne neigt im Laufe des Sommers dazu, auseinander zu fallen. Die Blütenköpfe sind schwer und die Stiele meist nicht kräftig genug, die herrlichen Blüten zu tragen. Nimmt man die äußeren Austriebe um die Hälfte bis zwei Drittel zurück, so bildet sich ein stabiler Kranz aus verzweigten Trieben um die Staude. Der Kranz wirkt wie ein Gerüst und hält die höhere Mitte.
Staudensonnenblumen (Helianthus)
Staudensonnenblumen werden hoch und blühen erst spät. Beim Frühsommerrückschnitt wird ein Drittel der Triebe abgeschnitten. Man kann entweder alle Staudentriebe oder auch nur kranzartig die äußeren Triebe zurückschneiden.
Weitere Stauden, denen ein Frühsommerschnitt gut tut
- Phlox
- Sonnenbraut (Helenium)
- Sonnenauge (Heliopsis)
- Wolfsmilch (Euphorbia) - je nach Art
- Indianernesseln (Monarda)
- Vernonia
Diese Stauden dürfen Sie nicht zurückschneiden
Stauden, die horstartig wachsen, also anfangs dicht am Boden nur Blätter bilden und noch keine Sprossachsen austreiben, sollten nicht zurück geschnitten werden. Zu ihnen gehören zum Beispiel Taglilien, Herbstanemonen, Yucca, Funkie oder auch Purpurglöckchen.
Auch Pfingstrosen sollten Sie keinesfalls schneiden, sie verzweigen sich nicht und die Blütenansätze werden schon sehr früh angelegt. Sie würden sich durch einen solchen Vorblütenschnitt also nur die Blüten abschneiden.
Beim empfindlichen Rittersporn sollten Sie ebenfalls zurückhaltend mit der Schere sein.
Die Schafgarbe und andere remontierende Stauden schneidet man besser nach der Blüte komplett runter, sie treibt dann erneut aus und blüht auch wieder.
Quellen: Brigitte Goss, Nicole Kleb, MDR Garten (dgr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 21. Mai 2023 | 08:30 Uhr