Obstbaumpflege Einen alten Pflaumenbaum zurückschneiden
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(Prunus domestica)
27. September 2019, 09:41 Uhr
Wie schön ist doch ein alter Baumbestand im Garten. Aber was, wenn die Früchte zu hoch hängen oder der Baum gar keine Früchte mehr trägt? Hier hilft nur, den Baum langsam zurückzuschneiden. Wir erklären, wie es geht.
Der Rückschnitt von alten Obstbäumen ist nichts für ungeduldige Gärtner, sagt Obstbaumexpertin Monika Möhler. Ein starker Rückschnitt würde einen starken Neuaustrieb bedeuten. Die Expertin erklärt auch den Grund für diese Reaktion: So groß wie die Krone des Baumes, ist auch die Wurzel unter der Erde. Würde die Krone zu radikal gekürzt, könnte das Wasser aus der Wurzel nicht mehr ausweichen. Der Wurzeldruck würde zu groß werden und der Baum könnte ertrinken. Oder der Baum reagiert mit vielen einjährigen Wasserschossern, die senkrecht in die Höhe wachsen und aus denen sich keine neue Krone entwickeln kann.
Die Expertin empfiehlt also, ganz langsam vorzugehen. Das was in den letzten Jahren gewachsen ist, muss Stück für Stück vom Baum wieder runtergenommen werden. Bis der Baum in der gewünschten Form ist, kann es mehrere Jahre dauern.
Einen Baum zu schneiden ist immer etwas Kreatives. Jeder macht es ein wenig anders. Wichtig ist Prioritäten setzen. Da gibt es kein Generalrezept.
Als erstes muss das Ziel geklärt werden. Wie soll der Baum einmal aussehen? Sollen die Äste weit oben eine schöne Krone bilden, damit ein Schuppen unter dem Pflaumenbaum Platz hat? Oder sollen Äste gut tragen und die Pflaumen einfach zu ernten sein? Welche Äste stören und sind am meisten im Weg?
Der Pflaumenbaum, den Monika Möhler beschneidet ist etwa 30 Jahre alt. Ziel ist es, die tragenden Äste weiter nach unten zu bekommen. Das gelingt nur, indem die Mittelachse gekürzt wird. Insgesamt schneidet die Obstbaumexpertin vier dicke Äste mit viel dünnem Astwerk ab. Dabei achtet sie darauf, dass der Schnitt rund um die Mittelachse ausgewogen ist. Zusätzlich entfernt sie totes Holz und lichtet die Seitenäste aus, damit die Zweige nicht zu dicht hängen.
Diese Schnittregeln sollten Sie beachten:
- Die Mittelachse ist bei Steinobst ganz wichtig. Sie muss dominant bleiben. Ist sie zu lang muss gekürzt werden. So wird der Seitenaustrieb angeregt, Achten Sie darauf, dass alle anderen Triebe niedriger als die Mittelachse sind.
- Achten sie auch darauf, dass der Schnitt der Mittelachse möglichst über einem kleinen Seitentrieb erfolgt, der später wieder zu Spitze wachsen kann.
- Schneiden Sie Äste aus der Krone, die den Baum zu sehr verdichten oder mit der Mittelachse konkurrieren. Der Baum muss gut abtrocknen können. Zu viele Äste und Blätter in der Kronenmitte fördern Fruchtfäule.
- Entfernen Sie senkrechte Aufsitzer, dicke, starke Äste, die weit oben auf den waagerechten Seitenästen des Baumes wachsen. Leiten Sie die Äste auf nach außen wachsende Triebe ab.
- Achten Sie auf das Schnittwirkungsgesetz: Schneide ich auf der linken Seite stark, fördere ich auf der rechten Seite den Neuaustrieb.
- Deswegen sollten die Schnitte gut in der Krone verteilt werden. Nur dann ist der Neuaustrieb im nächsten Jahr moderat.
- Die Schnittstelle sollte möglichst nie direkt an die wichtigen Äste gesetzt werden. Lassen Sie also lieber einen Zapfen stehen. Kommt es zu einer Wundinfektion kann später noch einmal nachgeschnitten werden.
- Achten Sie beim Zapfenschnitt auch darauf, dass noch ein Seitenast in der Nähe der Schnittstelle stehenbleibt. Dieser hilft beim Verheilen. Bleibt ein Zapfen einsam stehen kann es passieren, dass dieser eintrocknet, er muss dann entfernt werden, damit kein Schädlingsbefall auftritt. Gefährlich ist der Obstbaumsplintkäfer. Er gehört zu den Borkenkäfern und tötet den ganzen Baum.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 22. September 2019 | 08:30 Uhr