Veredelung Kopulation: Obstbäume im Winter und Frühjahr veredeln
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09. Februar 2024, 15:43 Uhr
Wollen Sie sich eine Obstsorte vom Nachbarn in den Garten holen? Oder eine eigene, alte Sorte erhalten? Dann besorgen Sie sich ein Edelreis vom gewünschten Obstbaum. Und Sie brauchen noch eine Unterlage, auf der der frische Trieb anwachsen kann. Wir erklären, wie Obstbäume im Spätwinter veredelt werden.
Das Grundprinzip der Veredelung ist einfach: auf einer sogenannten Unterlage, die den Wuchs des Baumes bestimmt, soll eine gewünschte Obstsorte wachsen und reichlich Früchte tragen. Dafür muss die Unterlage geschickt mit einem Trieb verbunden werden. Für den Spätwinter eignet sich die einfach zu lernende Kopulationstechnik.
Edelreiser zum Veredeln: Darauf sollten Sie achten
Wer einen Wunschobstbaum in den eigenen Garten holen möchte, sollte sich von diesem mindestens einen frischen Trieb besorgen, den so genannten Edelreiser. Gärtnermeister Matthias Bauch empfiehlt allerdings, lieber noch einen Reiser mehr mitzubringen, da das Anschneiden im richtigen Winkel nicht ganz einfach ist. Je nachdem, was es für ein Obstbaum ist, benötigen Sie jetzt noch die passende Unterlage. Veredeln Sie nur Pflanzen der gleichen Art oder ähnliche Gehölze miteinander.
Welche Triebe eignen sich als Edelreiser?
Die besten Edelreiser sind gerade und kräftige (mindestens bleistiftdicke und 30 cm lange) Triebe, die im vorangegangenen Jahr gewachsen sind, am besten aus gut besonnter Lage. In der Regel eignen sich das untere und das mittlere Drittel eines Triebs besonders gut. Die Spitzen sind oft zu dünn, nicht so gut ausgereift und haben nicht so viele Reservestoffe eingelagert, die das Edelreis bis zum Verwachsen mit der Unterlage versorgen müssen. Als Edelreiser eignen sich beispielsweise die senkrecht nach oben wachsenden Wasserschosser. Je frischer die Reiser, desto besser, sagt Gärtnermeister Matthias Bauch.
Veredeln durch Kopulation - so geht's
Beim Veredeln durch Kopulation werden zwei genau passende Schnittflächen an Unterlage und Edelreis zusammengefügt. Wichtigste Voraussetzung für eine Kopulation ist, dass Unterlage und Edelreis den gleichen Durchmesser haben. Unterlage und Reis werden im gleichen Winkel schräg zugeschnitten, so dass auf beiden eine langelliptischen Schnittfläche das Kambium frei liegt. Die Schnittfläche sollte etwa vier- bis achtmal so lang wie der Durchmesser von Edelreis und Unterlage sein.
Vor dem eigentlichen Veredeln sollten Anfänger diesen Schnitt allerdings ausreichend üben. Wichtig sind gerade Schnitte. Unebenheiten könnten zu mangelhaftem Kontakt führen und damit das Anwachsen der Veredlung gefährden. Reis und Unterlage sollten auch in der Fläche möglichst genau aufeinander passen.
Kürzen sie nun den Edelreiser auf drei Augen ein. Anschließend werden die aneinander gefügten Schnittstellen fest aufeinandergedrückt und mit Bast, Veredelungsband oder Elektrikerklebeband verbunden. Hat die Vegetationszeit im Garten begonnen, sollte auch der Reiser wachsen. Sind zehn Zentimeter Zuwachs geschafft, ist die Veredlung gelungen. Auf einer Unterlage können übrigens auch verschiedene Sorten veredelt werden.
Schritt-für-Schritt-Anleitung in Bildern
Das richtige Messer für die Veredelung
Einseitig angeschliffene Kopuliermesser eignen sich am besten für diese Schnitte, eine Hippe (Messer fürs "Grobe" mit einer zum Anschliff hin gekrümmten Klinge) kann jedoch auch verwendet werden. Das Messer muss scharf sein, damit der Schnitt möglichst glatt durchgezogen werden kann. Messer mit gekrümmten Klingen vereinfachen zwar den Schnitt, dafür können Messer mit gerader Klinge sind leichter geschärft werden.
Kopuliermesser sind größer als Okuliermesser und haben eine gerade oder nur leicht gekrümmte Klinge. Okuliermesser haben einen speziellen Rindenlöser und eine geschwungene oder gerade Klinge.
Quellen: Gartenbau-Ingenieur Tom Leukefeld aus Drei Gleichen, Gärtnermeister Matthias Bauch
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 04. Februar 2024 | 08:30 Uhr