Gehölze und Rosen Vor- und Nachteile: Wurzelnackte Pflanzen oder Containerware?
Hauptinhalt
15. Mai 2023, 11:02 Uhr
Gehölze und Rosen können Sie in zwei Varianten kaufen: wurzelnackt oder eingetopft. Beide haben ihre Vor- und Nachteile. Gartenberaterin Helma Bartholomay erklärt, welche das sind und was Sie beim Pflanzen wurzelnackter Gewächse beachten müssen. Außerdem gibt sie Tipps, woran Sie gesunde Wurzeln erkennen.
- Wurzelnackte Pflanzen sind preiswerter als getopfte. Sie müssen nach dem Kauf sofort in die Erde.
- Die Pflanzen brauchen einen Schnitt, damit Krone und Wurzel in einem guten Verhältnis zueinander stehen.
- Containerware kann die gesamte Saison gekauft und nach Geschmack eingepflanzt werden.
In früheren Zeiten war der Verkauf wurzelnackter Pflanzen sozusagen Standard, heute bekommt man sie vor allem in Baum- und Rosenschulen. In der Regel werden Obstgehölze, Hecken, Beeren- und Ziersträucher sowie Rosen ohne Erde angeboten.
Für die Baumschulen hat das den Vorteil der Arbeitsersparnis: Die Pflanzen kommen vom Feld direkt in den Verkauf und werden dort nur kurzzeitig in Erde eingeschlagen, bis die Kunden sie nach Hause nehmen. Sie müssen also nicht erst ausgegraben, in Kübel umgesetzt und darin kultiviert werden. Auch fallen die Plastikgefäße weg: Ein Punkt für die Nachhaltigkeit. Aus diesem Grund sind wurzelnackte Gehölze auch günstiger als getopfte. Wer eine Hecke pflanzen möchte oder gleich eine ganze Reihe Obst- und Beerensträucher, für den lohnt die Überlegung, ob man zur durchgängig erhältlichen Containerware greift oder auf die nur saisonal verfügbare Wurzelware wartet.
Eine Mischform zwischen wurzelnackter und getopfter Ware - sie wird auch als Containerware bezeichnet - ist übrigens die sogenannte Ballenware. Oft werden Heckenpflanzen und Koniferen in dieser Form angeboten. Dabei wird die Pflanze samt Wurzelballen direkt vor dem Verkauf ausgestochen und mitsamt der Erde verpackt. Die Erde hängt also nur locker an der Wurzel und fällt im Gegensatz zu getopften Gewächsen leicht ab.
Vorteile wurzelnackter Ware
Baumschulen bieten oft eine größere Sortenvielfalt an als die großen Gartencenter oder Baumärkte. Dort bekommen Sie auch regionale oder alte Sorten, die für den Großhandel kommerziell nicht interessant sind.
Nachteile wurzelnackter Ware
- kürzeres Zeitfenster zum Kaufen und Pflanzen
- Pflanz- und Wurzelschnitt nötig
- Anwachserfolg weniger sicher als bei Containerware
Diese "Nachteile" können allerdings leicht durch etwas gärtnerische Sorgfalt ausgeglichen werden. Sie müssen kein "Mustergärtner" sein, um mit wurzelnackten Pflanzen Erfolg zu haben.
Zeitfenster: Wann gibt es wurzelnackte Ware?
Das Zeitfenster für den Verkauf wurzelnackter Pflanzen ist relativ klein. Im Herbst von Oktober bis November und im Frühjahr von März bis April. In dieser Zeit ist die Pflanze schon in die Ruhephase eingetreten beziehungsweise noch nicht wieder daraus erwacht. Daher macht es ihr auch nichts aus, kurzzeitig nicht in der Erde zu sein.
So pflanzen Sie wurzelnackte Ware
Pflanzen Sie wurzelnackte Gewächse nach Möglichkeit schnell nach dem Kauf. Wenn Sie dazu keine Gelegenheit haben, halten Sie zumindest die Wurzeln feucht. Sie können die Pflanze einfach in einen Eimer mit Wasser stellen oder provisorisch in Erde einschlagen.
Die beste Jahreszeit zum Pflanzen ist der Herbst, weil die Böden dann feuchter sind und die Pflanze schon erste Wurzeln ausbilden kann, bevor im Frühjahr Blätter und Blüten austreiben. Wenn Sie die Gewächse regelmäßig gießen, können Sie auch im März/April pflanzen.
Pflanz- und Wurzelschnitt
Krone und Wurzel sollten in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Durch den Pflanzschnitt wird der Verlust von Wurzeln beim Ausgraben, Transportieren und Einpflanzen ausgeglichen. Ohne diesen Rückschnitt würde die Pflanze beim Austrieb vertrocknen, weil die Wurzeln die Menge an Blattknospen nicht ausreichend mit Wasser versorgen könnten. Eine kleine Wurzel kann keine große Krone versorgen.
Verletzte, schwache, sich kreuzende und zu dicht stehende Triebe sollten entfernt werden. Haupt- und Seitentriebe werden ebenfalls kräftig gekürzt. Beim Pflanzschnitt legen Sie Form und Aufbau der Krone bereits fest. Bei einer Hecke sollten alle Gehölze auf eine Höhe zurückgeschnitten werden.
Neben den Trieben wird auch die Wurzel beschnitten. Entfernen Sie lange Ausläufer und beschädigte Wurzeln und schneiden Sie die größeren Wurzeln an. Werden diese vor dem Einsetzen mit einer scharfen Gartenschere vorsichtig gekürzt, nimmt die Pflanze später besser Wasser aus dem Boden auf.
Nach diesem Arbeitsschritt sollten die Pflanzen sofort in die Erde gebracht werden.
Vorteile von Containerware
Die meisten Edelgehölze, Stauden und Sommerblumen werden fast ausschließlich im Topf angeboten. Dadurch, dass die Pflanzen in der Regel gut durchgewurzelt sind im Topf, können sie während der gesamten Wachstumsperiode gepflanzt werden und wachsen sicher an. Bei Trockenheit sollten Sie allerdings zusätzlich gießen.
In Gartencentern werden meist blühende Pflanzen angeboten. Sie können also sicher sein, dass sie die gewünschte Blütenfarbe auch tatsächlich erwischen. Bei wurzelnackten Pflanzen und nicht in Blüte stehenden Stauden wie sie oft in Staudengärtnereien verkauft werden, kann es in seltenen Fällen zu Verwechslungen kommen.
Nachteile von Containerware
- höherer Preis
- beschränkte Sortenvielfalt
- Verpackungsmüll durch Plastetöpfe
- mitunter zu starke Durchwurzelung
Wenn der Topf so stark durchwurzelt ist, dass sich die Wurzeln unten schon mehrmals um den Wurzelballen schlängeln, sollten Sie den Ballen vor dem Pflanzen mit einem Messer leicht anritzen und dann sanft etwas auseinanderziehen, empfiehlt Gartenberaterin Helma Bartholomay. Dann wächst die Pflanze besser an.
So erkennen Sie gute Wurzeln
Bei wurzelnackten Pflanzen ist es nicht schwer, die Qualität der Wurzeln zu erkennen: Sie sollten kräftig und verzweigt sein. Bei Topfware hingegen ist es schwieriger. Nicht jeder Verkäufer dürfte es schätzen, wenn Sie die Pflanze sanft aus ihrem Behältnis drücken, um den Wurzelballen einschätzen zu können. Ein gedrungener, kräftiger Wuchs ohne hochaufgeschossene Pflanzenteile deutet laut Helma Bartholomay auf eine gute Wurzelentwicklung hin.
Quellen: Helma Bartholomay, Gartenberaterin, MDR THÜRINGEN (dgr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 03. November 2024 | 08:30 Uhr