Kleine Bäume mit großer Wirkung Bonsai pflegen und kultivieren
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10. November 2023, 10:42 Uhr
Das Wort Bonsai stammt aus dem Japanischen. Es bedeutet: Pflanzung in der Schale. Der Baum steht symbolisch für die Natur, der Mensch gestaltet die Natur in der Pflanzschale. Ziel der Bonsai-Gestaltung ist es die Schönheit alter, ehrwürdiger Bäume im Miniaturformat darzustellen. Aber ein echter Bonsai im japanischen Stil ist nichts für Ungeübte. Man muss sich ständig um die Pflanzen kümmern.
- Bonsais entstanden aus der buddhistischen Tradition, vor einem Baum zu beten
- Aus fast jeder Pflanze lässt sich ein Bonsai kultivieren - der Fantasie sind bei der Gestaltung keine Grenzen gesetzt
- Durch die flache Schale und die geringe Menge Substrat ist der Pflegeaufwand eines Bonsai sehr hoch
Ursprung des Bonsai
Ein wichtiges Ritual des Buddhismus ist das Meditieren vor einem Baum, um innere Ruhe zu erlangen. Hierzu war es ursprünglich üblich, in den Garten oder den Wald zu gehen und sich dort im Lotossitz vor den Baum zu setzen. Jedoch war es im alten China nicht schicklich für eine Dame, sich allzu weit außerhalb des Hauses zu bewegen.
Als schließlich ab dem Ende des zehnten Jahrhunderts die sogenannten Lotusfüße in Mode kamen, war es Frauen der gehobenen Schicht, darunter auch jenen der Kaiserfamilie, gar nicht mehr möglich, weit zu gehen. Daher mussten die Frauen immer in und aus dem Garten getragen werden, wenn sie meditieren wollten. Das soll einen chinesischen Gärtner auf die Idee gebracht haben, den Baum lieber zu den Frauen zu bringen, als umgekehrt.
Also suchten sich die kaiserlichen Gärtner kleine Bäume und pflanzten diese in Schalen. Diese Schalenbäume nannten sie Penjing. Später kam diese Kunstform auch nach Japan und wurde dort durch verschiedene Schnitttechniken perfektioniert. Die Japaner nannten ihre Formgehölze "Anpflanzung in der Schale", in ihrer Sprache Bonsai.
Geeignete Pflanzen für Bonsai
Im Prinzip lässt sich aus fast jeder höheren Pflanze ein Bonsai kultivieren. Die normale Wurzelentwicklung wird durch einen kleineren Topf beschränkt. Das Größenwachstum nimmt mit der Zeit ab und die Blätter bleiben kleiner. Die gewählte Baumart sollte einen möglichst dicken und verholzenden Stamm ausbilden und Blätter, Nadeln oder zu erwartende Früchte sollten bereits von Natur aus nicht zu groß ausfallen.
Gut geeignet und sehr preiswert zu bekommen sind Laubbäume wie Birken oder Nadelbäume wie Lärchen. Ideal ist auch ein Fünffingerstrauch (Potentilla fruticosa). Der Busch kann zum Minibaum erzogen werden und blüht mit etwas Glück sogar. Schön ist, dass er schon in jungen Jahren durch seine wie abgeblättert wirkenden Triebe uralt wirkt. Aber auch aus Eichen, Buchen, Fichten oder Scheinzypressen können Bonsais. Der Japanische Ahorn ist besser geeignet als der einheimische, weil er kleine Blätter ausbildet. Bei der Anzucht aus heimischen Gewächsen lernt der Anfänger viel über die Kultivierung von Bonsai.
Tipps für Einsteiger
Einsteiger sollten ihren ersten Bonsai nicht in den schönen flachen Schalen kultivieren, sondern besser in normalen Blumentöpfen. Diese bieten der Pflanze etwas mehr Erde und damit Wasserspeichermöglichkeiten. Das Substrat sollte sich aber nicht vom dem üblichen in der flachen Schale unterscheiden. Nach einem Jahr darf umgetopft werden. Erst wenn das klappt, lohnt sich die Anschaffung teurer Prachtexemplare.
Baumarkt-Bonsai oder echter Bonsai?
Bonsais werden inzwischen in jedem Gartencenter angeboten. Diese sind jedoch oft keine richtigen Bonsaibäume. Ein Original ist ein Gesamtkunstwerk, ein Baum ohne sichtbare Schnittstellen, der aussieht, als wäre er in der Natur gewachsen. Die Schale sollte in etwa so tief sein, wie der Stamm breit ist. Echte Bonsai haben ein gestalterisches Konzept, wie die streng aufrechte Form (Chokkan), die windgepeitschte Form (Fukinagashi), die Besenform (Hokidachi) oder die Wurzelform (Neagari). Billige Bonsais lassen solche Stile vermissen.
Bonsai im Zimmer und im Garten kultivieren
Stehen Bonsaibäume im Zimmer, brauchen sie viel Licht und dürfen nicht austrocknen. Fast alle Bonsai-Bäume, die in Gartenmärkten angeboten werden, können aber auch im Garten wachsen. Der Bonsai-Experte Dieter Arndt aus Bad Pyrmont empfiehlt, die Bäume aus der Schale herauszunehmen und die Lehmerde komplett zu entfernen. Das Bäumchen sollte dann mit Bonsai-Erde in einen größeren Kübel gesetzt und regelmäßig gegossen werden.
Bonsai richtig gießen
Weil die Bäume in viel zu kleinen Schalen sitzen, haben die Wurzeln keine Chance, Wasserreserven anzuzapfen. Die Wurzeln sitzen bei den typischen Bonsaischalen ganz unten auf dem Gefäßboden. Wird zu viel gegossen und kann das Wasser nicht gut abfließen, entsteht sofort Staunässe. Der Baum wird das nicht überleben.
Bonsaischalen sollten deshalb immer so stehen, dass Wasser ungehindert abfließen kann. Die Bäumchen sollten täglich so lange gegossen werden, bis überschüssiges Wasser aus dem Topfboden austropft. So wird gleichzeitig Sauerstoff in die Erde hinein gezogen. Wer die Möglichkeit hat, sollte mit kalkfreiem Regenwasser gießen. Aber auch abgekochtes und abgestandenes Wasser ist zu empfehlen. Das Gießwasser sollte handwarm sein. Gerade im Sommer kann der Bonsai durch eiskaltes Wasser aus der Leitung einen Temperaturschock bekommen. Das schwächt die Pflanze und macht sie anfälliger für Krankheiten. Auch die Blätter sollten wenn möglich nicht zu lange nass sein, weil sich sonst Pilzkrankheiten bilden könnten. Die besten Gießzeiten sind morgens und abends.
Substrat und Dünger für Bonsai
Empfohlen wird spezielles Pflanzsubtrat für Bonsaikulturen. Es hat einen über 50 Prozent hohen Lehmanteil. Lehm speichert Wasser sehr gut und gibt es bei Bedarf ab. Die Farbe des Substrates verrät dem geübten Auge, wann wieder gegossen werden muss. Einmal täglich sollte eine Kontrolle durchgeführt werden. Helle Erde ist ein Zeichen für Trockenheit und dunkle Erde ein Zeichen für Feuchtigkeit. Weil im Substrat von Natur aus wenig Nährstoffe sind, darf auch das Düngen nicht vergessen werden. Es gibt speziellen Bonsai-Langzeitdünger. Er wird einfach auf das Substrat gelegt und gibt beim Gießen seine Nährstoffe ab.
Bonsai-Schnitt
Die wichtigste Maßnahme in der Gestaltung der Bonsai-Bäume ist der regelmäßige Schnitt. Dabei unterscheidet man den Form- und Erhaltungsschnitt vom Gestaltungsschnitt.
Gestaltungsschnitt Der Gestaltungsschnitt bestimmt die eigentliche Wuchsform des Baumes. Dabei werden teilweise die sogenannten Hauptäste komplett entfernt. Idealer Zeitpunkt sind Frühling und Herbst, also vor und nach der Wachstumsperiode.
Formschnitt Jeder Baum treibt vor allem die Spitzen aus. Um den Wuchs der inneren Äste zu fördern, müssen die Spitzen des Bonsais regelmäßig geschnitten werden. Das ist über das gesamte Jahr möglich. Die neuen Triebe der Laubbäumchen werden mit der Schere entfernt. Nadelbaum-Triebe sollten gezupft werden. Formschnitt kann das ganze Jahr über gemacht werden.
Bonsai-Kurse und Beratung bietet in Mitteldeutschland zum Beispiel die Bonsai-Gilde aus Sachsen an.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 12. November 2023 | 08:30 Uhr