Tiere unterstützen Nistkästen im Garten anbringen: Typen, Aufhängung und Pflege
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16. Dezember 2024, 11:56 Uhr
Mit Nistkästen können Vögel im Garten gezielt unterstützt werden. Wir geben Tipps, was Sie bei der Auswahl, dem Aufhängen und der Pflege von selbstgebauten oder gekauften Vogelkästen beachten sollten. Außerdem können Sie auch Fledermäuse, Bilche und Igel mit Unterschlupfmöglichkeiten fördern.
In unserer aufgeräumten Kulturlandschaft genau wie in den oft nicht weniger aufgeräumten Gärten fehlt es Vögeln an Unterschlupfmöglichkeiten, um ihre Jungen groß zu ziehen. Nistkästen sind eine einfache, aber effektive Möglichkeit, den Tieren zu helfen.
Nistkästen für jede Vogelart
Vier Wände, ein rundes Loch in der Stirnseite und oben drauf ein Dach, fertig ist der Vogelkasten? Ganz so einfach ist es nicht. Schon bei der Größe des Einflugloches fängt es an: Je nach Durchmesser ist der Kasten für andere Vogelarten geeignet:
- 26 Millimeter: geeignet für Kleinmeisen (Blau-, Sumpf-, Tannen- und Haubenmeisen), alle anderen Vögel sind zu groß für das Einflugloch.
- 32 Millimeter: geeignet für Kohl-, Blau-, Sumpf-, Tannen-, Haubenmeise, Kleiber, Halsband- und Trauerschnäpper, Feld- und Haussperling
- 45 Millimeter: geeignet für Stare
Diese im Volksmund gern als Meisenkästen bezeichneten Nisthilfen sind am weitesten verbreitet. Sie eignen sich für Höhlenbrüter, zu denen die aufgeführten Arten zählen. Aber es gibt noch eine Vielzahl weiterer Nistkasten-Typen, die für verschiedene Vögel geeignet sind. Allerdings halten sich die Vögel nicht immer an die menschengemachte Einteilung ihrer Behausungen. Auch Fledermäuse und Bilche übernachten mitunter gern in Vogelkästen.
Achten Sie auch auf die Größe des Brutraumes
Aber nicht nur die Größe des Einflugloches ist wichtig, sondern auch die des Brutraumes. Historische Nistkästen haben oftmals einen nach heutigen Erkenntnissen zu kleinen Brutraum. Als Richtgröße sollte die Bodenplatte eines Meisenkastens im Innenmaß etwa 14 mal 14 Zentimeter groß sein. Der Kleiber und natürlich Eulen benötigen etwa die doppelte Grundfläche. Falken und Schleiereulen deutlich mehr. Lediglich sehr kleine Vögel, wie der Zaunkönig, begnügen sich mit kleineren Bruträumen als beim Meisenkasten.
Weitere Nistkasten-Typen
Kästen mit einem oder zwei ovalen Einfluglöchern werden vor allem vom Gartenrotschwanz besiedelt. Aber auch andere Höhlenbrüter, die eine Fluglochgröße von 32 Millimeter bevorzugen, besiedeln solche Vogelkästen. Ist das Loch größer (ab circa 80 mal 90 Millimeter) wird die Nisthöhle eher von Eulen oder Hohltauben bewohnt.
Halbhöhlen sind Vogelkästen mit einer breiten Öffnung. Sie werden von den sogeannnten Nischen- oder Halbhöhlenbrütern besiedelt. Diese Vögel mögen Licht im Brutraum. Dazu zählen unter anderem Wasseramsel, Bachstelze, Rotkehlchen, Grauschnäpper oder Hausrotschwanz, aber auch verschiedene Greif- und Eulenvögel.
Zaunkönigkugeln sind runde Objekte mit einem ovalen Einflugloch, die sich speziell an die kleinen Vögel mit der kräftigen Stimme wenden. Mitunter werden sie jedoch auch von anderen kleinen Höhlenbrütern angenommen.
Baumläuferhöhlen sind längliche, zum Stamm hin offene Gebilde, die direkt am Baumstamm befestigt werden. Ihre Bewohner, die Garten- und Waldbaumläufer, laufen den Stamm hinauf und picken die Baumrinde nach Nahrung ab.
Sperlingskästen bestehen aus mehreren Kästen nebeneinander, die durch eine Wand voneinander getrennt sind. Sperlinge sind, genau wie Schwalben, Koloniebrüter und fühlen sich erst in Anwesenheit ihrer Artgenossen so richtig wohl.
Steinkauzröhren sind etwa einen Meter lange Röhren mit rundem Einflugloch, die speziell auf die Bedürfnisse des in seinem Bestand stark bedrohten, kleinen Eulenvogels zugeschnitten sind.
Den Nistkasten vor Katzen und Mardern schützen
Katzen und Marder sind die natürlichen Feinde der Vögel. Besonders die Halbhöhlen mit ihren großen Öffnungen bieten den Räubern leichtes Spiel. Aber auch an andere Kästen kommen die geschickten Tiere heran. Deshalb werden im Handel viele Nistkästen mit eingebautem Katzen- beziehungsweise Marderschutz angeboten. Werden Nesträuber zum Problem, hilft es mitunter schon, wenn die Kästen nicht in Stammnähe, sondern frei im Baum aufgehängt werden.
Nistkästen aus verschiedenen Materialien
Holz
Holz ist der Klassiker für Vogelkästen. Der Vorteil an diesem umweltfreundlichen Material ist, dass man daraus leicht selbst einen Nistkasten bauen kann. Allerdings ist die Haltbarkeit von Holzkästen begrenzt und sie müssen immer mal wieder repariert werden.
Wenn Sie hochwertiges, witterungsbeständiges Holz wie Lärche verwenden, verlängert sich die Lebensdauer des Kastens. Einen gewissen Schutz vor der Witterung bietet auch ein mit Blech verkleidetes Dach. Bitte vermeiden Sie jedoch Dachpappe, um das Dach des Vogelhäuschens zu schützen. In heißen Sommern können sich daraus Teertropfen lösen und das Gefieder der Bewohner verkleben. Auch farbige Lacke müssen nicht sein. Den Vögeln ist ein Anstrich ohnehin egal.
Statt einer Lackierung können Sie das Holz mit Leinöl streichen, um es zu schützen. Nehmen Sie keine Furniere oder Sperrhölzer, die Klebstoffe enthalten. Unbehandeltes und sägeraues Holz ist ideal, das bekommt man direkt im Sägewerk.
Holzbeton
Im Fachhandel werden professionelle Vogelkästen aus Holzbeton angeboten. Das ist eine Mischung aus Sägespänen und Zement. Er ist sehr robust und mehrere Jahrzehnte lang haltbar. Außerdem gleicht das Material Temperatur- und Feuchtigkeit gut aus. Im Vergleich zum Holzkasten sind die Betonkästen sehr viel schwerer, was sich beim Aufhängen bemerkbar macht. Auch kosten sie mehr.
Andere Materialien
Mitunter werden auch aus Naturmaterialien geflochtene Nistmaterialien angeboten. Ihre Haltbarkeit liegt bei zwei bis drei Jahren.
Selten trifft man auch auf Kunststoff-Behausungen. Diese bieten allerdings kein geeignetes Klima für die Vogelbrut und führen in der Regel zu traurigen Misserfolgen. Daher ist davon dringend abzuraten.
Der richtige Standort für Vogelkästen
Einen Nistkasten kann man im Grunde überall aufhängen, aber je spezifischer der Kasten ist, desto eher sollte man auf einen passenden Standort achten. Manche Vögel zum Beispiel brauchen einen freien Anflug, andere wiederum fühlen sich in dichtem Geäst wohl, wieder andere wollen lieber im Gebüsch in Bodennähe brüten.
Nistkästen sollten in der Regel in einer Höhe von etwa zwei bis drei Metern mit freien Anflugsmöglichkeiten für die Tiere aufgehängt werden. Dies erleichtert außerdem ihre Kontrolle und Reinigung. Natürlich ist das auch von den örtlichen Gegebenheiten abhängig. Und es gibt Sonderfälle: Eine Zaunkönigkugel wird in Sträuchern und in Bodennähe aufgehängt. Eulenkästen hingegen hängen in vier oder besser sechs Metern Höhe.
Die Himmelsrichtung ist nicht zwingend zu berücksichtigen. Eine südöstliche Ausrichtung wird jedoch gern angenommen. Dann ist das Einflugloch nicht der prallen Sonne ausgesetzt. Auch sollte der Anflug wetter- beziehungsweise windgeschützt ausgerichtet liegen.
Wichtig: Regenwasser darf nicht in den Kasten dringen, sonst könnte der Vogelnachwuchs im schlimmsten Fall ertrinken!
Wahren Sie Abstand! Vogelkästen sollten nicht zu dicht aufgehängt werden, wenn man auf ihre Besiedelung hofft. Dies gilt insbesondere für Kästen gleicher Bauart. Ein Kasten pro Baum beziehungsweise ein Abstand von mindestens acht Metern führt meist zu Erfolgen. Ausnahmen bilden die sogenannten Koloniebrüter. Kästen für Sperlinge haben oft mehrere Bruträume unmittelbar nebeneinander. Auch Nisthilfen für Schwalben oder Mauersegler sollten möglichst gleich mehrfach angebracht werden. Diese Vögel lieben die Gesellschaft ihrer Artgenossen.
Nistkästen befestigen
Die Art der Befestigung hängt vom jeweiligen Nistkasten ab. Wenn Sie den Kasten an einen Nagel hängen wollen, verwenden Sie unbedingt Nägel aus Aluminium, denn sie schaden dem Baum nicht. An sich macht ein Nagel einem großen Baum zwar nicht viel aus, aber rostige Eisennägel stellen eine unnötige Verletzungsgefahr dar und zerstören jedes Sägeblatt, wenn der Baum eines Tages gefällt werden muss.
Oft ist ein starker Draht die bessere Wahl. Und wenn ein Stück Gartenschlauch darüber geschoben wird, verhindert dieser zuverlässig das Einwachsen des Drahtes ins Holz. Viele Herstellern liefern außerdem Vorrichtungen zum Anbringen der Kästen mit.
Wann Nisthilfen aufhängen?
Prinzipiell können Nistkästen immer aufgehängt werden. Wenn sie aber schon in der nächsten Saison besiedelt werden sollen, sollten sie spätestens Anfang März angebracht werden. Wenn Sie die Nisthilfen im Herbst aufhängen, bieten sie Vögeln, Kleinsäugern und Insekten eine Überwinterungsmöglichkeit.
Pflege der Vogelkästen
Sind die letzten Küken im September ausgezogen, ist es Zeit, die Nistkästen zu säubern. Entfernen Sie alte Nester und Kotrückstände und kehren Sie die Kästen mit einer groben Bürste aus. Nur wenn sie sehr stark verschmutzt sind, empfiehlt sich eine Reinigung mit klarem Wasser. Anschließend den Kasten gut trocknen lassen. Dies gilt für alle Kleinvögel. Eulennester, Schwalben- und Mauersegler-Brutstätten sollten kontrolliert, aber nicht beseitigt werden.
Wer es im September nicht schafft, der kann auch zum Winterende hin den Kasten reinigen. Allerdings ist es dann schwieriger einen guten Zeitpunkt abzupassen, da einige Vögel bereits sehr früh mit dem Nisten anfangen oder die Gefahr besteht, einen Siebenschläfer zu stören.
Nistkästen in der Stadt
Selbst wer keinen eigenen Garten hat, kann sich für Nisthilfen einsetzen. Wenn Sie ein Haus besitzen, können Sie Kästen für Sperlinge, Mauersegler oder Schwalben an der Fassade anbringen. Oder Sie sprechen Ihren Vermieter drauf an, ob ein solcher Kasten angebracht werden kann.
Spenden Sie nach vorheriger Absprache Nistkästen für Schulen, Kindergärten oder andere öffentliche Einrichtungen. Solche Institutionen freuen sich über derartige Initiativen.
Nisthilfen für andere Tiere
Nicht nur Vögel suchen Unterschlupf. Es gibt zunehmend auch Nisthilfen für andere Tiere im Angebot. Allen voran Fledermäuse. Ihre Kästen sind oft nach unten hin offen. Je nach Fledermausart sind die Öffnungen und der Innenraum unterschiedlich groß - ganz ähnlich wie bei den Vögeln.
Außerdem gibt es Kobel für Bilche, die ebenfalls an Bäumen aufgehangen werden. Bilche sind kleine Nagetiere, zu denen unter anderem die Haselmaus, der Siebenschläfer und der selten gewordene Gartenschläfer gehören.
Igelhäuschen oder -kuppeln aus Flechtwerk, Holz oder Keramik bieten den stachligen Gesellen Schutz in der kalten Jahreszeit.
Nicht vergessen sollte man die kleinsten Lebewesen: Insekten. Fördert man Insekten, hilft man automatisch auch den Vögeln. Denn viele Vogelarten ernähren sich vom krabbelnden und fliegenden Getier. Insektenhotels sind also vielfältig nützlich. Achten Sie beim Kauf oder Bau jedoch auf einige grundlegende Regeln.
Naturnahes Gärtnern hilft Vögeln
Nisthilfen allein helfen den Vögeln jedoch nur bedingt. Sie benötigen einen ökologisch reichhaltigen Lebensraum, in dem sie Nahrung finden. Naturnahes Gärtnern ist ein wichtiger Baustein, um den Lebensraum für Vögel und andere Tiere zu erhalten.
- Räumen Sie Ihren Garten nicht zu sehr auf. Lassen Sie ein paar wilde Ecken.
- Setzen Sie vielfältige, insektenfreundliche Pflanzen sowie fruchttragende Gehölze (Weißdorn, Zierapfel, Schlehe, Hagebutten tragende Rosen) in ihren Garten und bevorzugen Sie einheimische Arten.
- Vermeiden Sie den Einsatz von Pestiziden und anderen Giften.
- Setzen Sie auf Blüten statt auf monotone Rasen- und Koniferenflächen oder gar Schottergärten. Ein blühender Garten muss nicht pflegeintensiv sein. Ökologisch sehr wertvoll sind außerdem Blühwiesen, die vielen Lebewesen Heimat und Nahrung bieten.
- Lassen Sie alte Bäume stehen, selbst wenn sie teilweise schon abgestorben sind - vorausgesetzt es besteht keine Bruchgefahr. Stehendes Totholz ist ein sehr wertvoller Lebensraum für Insekten, Vögel und Kleintiere.
- Legen Sie einen Totholzstapel oder eine Benjeshecke an, sie sind wahre Biotope für Insekten und Kleinsäuger.
- Vermeiden Sie unnötige Beleuchtung bei Nacht. Diese Lichtverschmutzung irritiert viele Tiere in ihrem Lebensrhythmus.
Quellen: Nabu, Bund, MDR THÜRINGEN
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 15. Dezember 2024 | 08:30 Uhr