Buga-Außenstandorte Schlosspark Altenstein: Ein Teppich aus Pflanzen
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15. Juni 2021, 10:49 Uhr
Hier wirken Masse und Farbe: Bei einem Teppichbeet geht es um die Gesamtwirkung als Ornament im grünen Rasen. Ein Stück historische Gartenkunst, die im Altensteiner Schlosspark bei Bad Liebenstein seit einigen Jahren wieder auflebt. Die Pflanzen sind nicht einfach zu bekommen, die Pflege ist aufwendig. Im Buga-Jahr hat sich die Chef-Gärtnerin etwas Besonderes einfallen lassen.
Normalerweise sind Blütenpflanzen die Stars der Gärten. Nicht so im Teppichbeet, da gehören sie eigentlich gar nicht hin. Für den Teppicheindruck mit farbigen Ornamenten im grünen Rasen sorgen die dicht nebeneinander gesetzten Pflanzen allein durch ihre Blätter. Allein wirken typische Teppichbeet-Pflanzen wie Iresine oder Alternathera eher unscheinbar. Die Masse macht's. Im Schlosspark Altenstein haben die Gärtnerinnen und Gärtner Anfang Juni das große Schmuckbeet am Schloss mit 7.000 Sommerpflanzen bestückt. Sie sind nicht winterhart. Deshalb wurden die Eisheiligen und das nasse Wetter nach Pfingsten abgewartet, bevor die Stiefmütterchen ausgetauscht wurden.
Blätter in vielen Farbtönen
Die Pflanzen gibt es jedoch nicht im Gartenmarkt, sagt die verantwortliche Gärtnerin Margret Most. Eine Gärtnerei in Bad Liebenstein zieht sie eigens für den Schlosspark heran. Alternathera beispielsweise gibt es in vielen Blattfarben, in Rot- und Violetttönen, in hellgrün, bronze- oder goldfarben. Stets in großer Zahl zu finden sind Echeveria, helle, rund wachsende Sukkulenten, die sich gut eignen, um die Konturen der Ornamente hervorzuheben. Sie werden in einem Gewächshaus überwintert und vermehrt, damit sie im nächsten Jahr wiederverwendet werden können. Die fleischigen, blaugrauen Blätter einer weiteren Sukkulente, Kleinia repens, wirken wie kleine Klauen.
In der Mitte eine Palme
In diesem Jahr hat Margret Most auch blühende Pflanzen eingeplant: Zierklee mit bronzefarbenen Blättern und zwei Sorten Pelargonien, die ebenfalls durch ihre auffälligen Blattfarben hervorstechen. Das Teppichbeet hat eine fünfeckige Grundform. Das symmetrische Mittelbeet wird von einer Bordüre eingerahmt. Im Zentrum, etwas erhöht, steht eine Chinesische Hanfpalme. Für weitere Akzente in der Höhe sorgen einige wenige agavenähnliche Echeverien, Echeveria agavoides. Ansonsten werden die Pflanzen eher niedrig gehalten, damit sie flächig erscheinen.
Mode aus dem 19. Jahrhundert
Die Hochzeit der Teppichbeete liegt mehr als 100 Jahre zurück. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen sie in Mode, zunächst in Frankreich, dann in ganz Europa, erzählt Margret Most. Sie dienten vor allem der Repräsentation, lagen meist dicht an einem wichtigen Gebäude, ob Schloss oder Rathaus. Auch Privatleute ließen sich solche aufwendigen Schmuckbeete anlegen, wenn sie über das notwendige Geld verfügten. Wegen der Vielzahl der benötigten Pflanzen und des großen Pflegeaufwands waren und sind Teppichbeete teure Vergnügen.
Pflege ist aufwendig
Das Altensteiner Beet muss Margret Most in der Saison alle drei Wochen pflegen. Dazu nutzt sie die eigens angefertigte Pflegeleiter: eine Art Arbeitsbrücke. Das Beet steigt in der Mitte an. Dort ist um die Palme herum ein Kranz aus Steinen versteckt, auf den eine Seite der Leiter aufgelegt wird, die andere liegt auf dem Rasen. Dann kniet sich Most auf die schmale Arbeitsfläche und kann - ohne einen Fuß in das Beet mit einem Durchmesser von etwa zehn Metern zu setzen - die Pflanzen beschneiden. Sie müssen kurzgehalten werden, damit das Muster erkennbar bleibt. Außerdem verzweigen sich die Pflanzen dann schneller und werden dichter. Am schönsten, sagt Most, wirkt das Teppichbeet im August.
Alte Postkarten als Vorlage
Jedes Jahr entwirft die Gärtnerin ein neues Muster. Als Vorlage dienen ihr historische Postkarten. Danach zeichnet sie einen Plan, ganz exakt mit der Hand, ordnet jedem Ornament eine Pflanzensorte zu und rechnet die benötigte Anzahl aus. Das klappt nicht immer, sagt sie. Mal sind die angelieferten Pflanzen kleiner als gedacht, dann müssen die Reihen gestreckt werden. Oder es sind am Ende noch einige übrig, die dann in Lücken gepflanzt werden.
Sternform zum Buga-Jahr
Um den Besuchern des Buga-Außenstandortes in diesem Jahr eine besondere Attraktion zu bieten, hatte sich Margret Most entschlossen, die Form des großen Mittelbeets zu ändern. Aus der kreisrunden Form entstand eine Art geschwungener achtstrahliger Stern. Für die halbrunden Auswölbungen mussten Rasensoden ausgehoben und in die Einbuchtungen eingebaut werden. Mit Blechen wurde die Kontur vom Rasen abgegrenzt, damit der nicht ins Beet wandert. Fast eine Woche lang hat Margret Most mit ihrem zehnköpfigen Team an dem Schmuckstück gearbeitet. Am Ende sind alle zufrieden - mit ihrem Beitrag zum Buga-Außenstandort.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 05. Juni 2021 | 11:40 Uhr