Pflanzen die Sonne lieben Prärie und Steppe - Ein Riesenbeet für trockenheitsverträgliche Pflanzen
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22. Juni 2020, 14:24 Uhr
Auf der Ega in Erfurt sind die neuen Steppen- und Präriebeete für die Bundesgartenschau 2021 angelegt worden. Auf 6.000 Quadratmetern wachsen Pflanzen, die gut mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen, also bestens geeignet sind, dem Klimawandel zu trotzen und auch warme, trockene Sommer gut zu überstehen.
Wüstenwind weht nicht durch den Erfurter Egapark. Dabei würden die Pflanzen auf den großen, neuen Buga-Beeten damit gut klarkommen. Sie allesamt sind Steppen- und Präriepflanzen. Dass das neue Ausstellungsareal ausgerechnet an der Wasserachse mitten im Egapark entstanden ist, macht die unterschiedlichen Klimaansprüche besonders deutlich. Das Wasser sprudelt nur in den Springbrunnen. Die Pflanzen selbst sind Sonnenanbeter und hitzeresistent. "Genau das wollen wir hier auf 6.000 Quadratmetern zeigen," sagt Beate Walther, Ausstellungsbevollmächtigte der Deutschen Bundesgartenschaugesellschaft und für die gärtnerischen Buga-Projekte in Erfurt verantwortlich.
Wir müssen uns mit Pflanzen beschäftigen, die in der Zukunft mit den klimatischen Verhältnissen, die wir hier haben, zurechtkommen. So werden die Sommer immer wärmer, das Frühjahr beginnt immer zeitiger. Wir brauchen also Pflanzen für unsere Gärten, die diese Bedingungen aushalten. Wir können aber nicht einfach mediterrane Pflanzen wie Olivenbäume setzen. Denn wir haben auch kalte Winter.
Gärtnern mit dem Klimawandel
Entworfen hat das Areal die deutschlandweit gefragte Berliner Landschaftsarchitektin Petra Pelz. Sie hat die Steppen- und Präriebeete in Ovalen und als Fensterbeete angelegt. Die Präriepflanzen kommen in freier Natur in Nordamerika vor, die Steppenpflanzen in Osteuropa bis hin zu den Wüstenregionen.
Die Pflanzen kommen mit verdichteten Böden nicht klar. Sie lieben lockere, durchlässige Böden, nicht zu aufgedüngtes Substrat. Die vielen Präriepflanzen sind Beispiele für trockene Standorte. Die Leute suchen nach Lösungen, was sie künftig noch pflanzen können mit weniger Pflege. Wir haben hier einerseits den Steppengarten, die Präriearten und die mediterranen Pflanzen wie Lavendel. Das sind die Vorbilder, die man sich jetzt in die Gärten holt.
Trockenheitsverträgliche Pflanzen: Baptisia und Angelica
Zur Prärie gehören auch 30 Prozent Stauden und deren Artenvielfalt ist enorm. Gepflanzt wurde beispielsweise die Baptisia. Die wie eine Lupine wirkende, blau blühende Pflanze ist eine wahre Zauberin, sie düngt den Boden gleich selbst.
Sie kann Knöllchenbakterien durch die Wurzeln aufnehmen und damit Stickstoff binden und an den Boden abgeben. Sie wird richtig hoch, sehr ausladend und präsent.
Die Baptisia stammt auch aus Nordamerika. Noch ganz vereinzelt steht die Angelica - da mal ein Pflänzchen und dort mal eins. Die mannshohe Pflanze ist eine alte Heilpflanze. Sie hilft bei Appetitlosigkeit und wirkt antiseptisch. Früher stand sie in jedem Garten, heute findet man sie häufig noch verwildert in dem einen oder anderem Hausgarten. Die Angelica, auch Engelwurz genannt, gehört zur Familie der Doldenblütler und ist eine von den großen Vertretern dieser Familie. Sie sieht dem Kümmel oder Anis sehr ähnlich und verströmt einen aromatischen Geruch.
Mit allen Sinnen mitten durch den Steppengarten
"Und das werden die Besucher hautnah erleben können", zeigt mir Beate Walther die verschlungenen Wiesenwege zwischen den Beeten. Noch darf sie keiner betreten, das Gras ist gerade erst angesät. Im Buga-Jahr aber werden die Wege mittenhinein in die Steppen- und Präriebeete führen und so die verschlungene Architektur des großen Blumen-Beetes am Parkeingang aufnehmen. "Bei der Gestaltung der neuen Beete wollten wir ganz bewusst an das bestehende große Blumen-Beet anknüpfen". Indem die Besucher mittenhinein können, werden sie den Duft der Pflanzen riechen, hautnah die Blütenstände bewundern können.
Pflanzen mit grauem und wachsartigem Laub sind Sonnenanbeter
Graues Laub und Zierlauch, Disteln, viele Kräuter und Geranium - es wird ein ganz anderes Vegetationsbild gezeigt. Viele graulaubige Pflanzen stehen auf den Beeten.
Graues oder wachsartiges Laub zeigt sofort, dass die Pflanzen gut mit Trockenheit zurechtkommen. Die können in die pralle Sonne. Das Gärtner-ABC ist ganz einfach. Alles, was Stacheln, Nadeln wie Rosmarin hat oder Blätter, die mit Wachs überzogen sind, liebt Sonne.
Gärtner aus ganz Deutschland teilen sich das Buga-Steppen-Beet
Normalerweise legen die Profis einen Pflanzplan an und gehen danach in die Gärtnereien einkaufen. Doch hier handelt es sich um Buga-Beete und da haben Gärtner aus ganz Deutschland ihre besten Pflanzen geliefert. Wenn sie angewachsen sind, im Juli, dann nochmal im September und natürlich im nächsten Jahr schauen sich Preisrichter das genau an und bewerten die Pflanzen danach, ob sie sortentypisch sind, einen guten Wuchs haben. Preisgerichte gibt es unter anderem für Stauden, für Wechselflor und auch für die Firmen, die die Beete pflegen und damit in den landschaftsgärtnerischen Wettbewerb gehen.
Nacheinander pflanzen: Gerüstpflanzen, Begleitpflanzen und Füllpflanzen
Beate Walther ist selbst Gärtnermeisterin und hat noch einenTipp fürs Anlegen eines Steppen- und Präriebeetes: Die Pflanzung beginnt mit sogenannten Gerüstbildnern. Das sind große Pflanzen wie die Baptisia und Angelica, die dem Beet Struktur geben. Dann folgen Begleitpflanzen, die sich den Gerüstbildnern unterordnen, dann folgen die "Füllpflanzen" wie Geranium. Und dann dürfen auch die sogenannten Streupflanzen - die Geophyten - nicht vergessen werden. "Man möchte ja den Garten das ganze Jahr genießen" sagt Walther. Im Herbst kann der Gärtner in sein Präriebeet beispielsweise Allium in Blau und Weiß stecken oder auch Tulpen. Die sind zwar nicht ganz stilecht, sagt Beate Walther "Aber wir sind nun mal in heimatlichen Gärten und müssen sie uns so gestalten, dass wir Freude daran haben".
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 20. Juni 2020 | 09:15 Uhr