Gartengestaltung Einen steilen Hang bepflanzen
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14. Juni 2023, 11:15 Uhr
Einen pflegeleichten Erholungsgarten hat Hobbygärtner Jörg Heiß sich gewünscht. Doch bis aus seinem steilen Grundstück im Thüringer Wald ein Ort der Ruhe und Entspannung wird, ist erst einmal viel Arbeit nötig. Nachdem mit einem Bagger die Grundlage für Wege, Terrassen und Treppen geschaffen wurde, soll nun gepflanzt werden: Rasen, eine blühende Sommerwiese am Hang und Rosen als Hangbefestigung. Gartenbauingenieurin Carola Pacalaj zeigt, wie es geht und welche Pflanzen geeignet sind.
Eine Bergwiese anlegen
Für eine duftende Bergwiese voller verschiedener Blüten hat Jörg Heiß Saatgutmischungen gekauft. Eine heißt 'Wiesenträume' und enthält 35 verschiedene Arten, auf denen sich Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Heupferdchen wohlfühlen. Die andere heißt 'Gelbes Bankett': "Das sind alles gelbe Blüten, die leuchten hell und man sieht sie schon weitem", sagt Versuchsingenieurin Cornelia Pacalaj vom Lehr- und Versuchszentrum Gartenbau Erfurt.
Um der Saatgutmischung einen guten Start zu ermöglichen, kratzt sie in den sogenannten Rohbodenschnitt - das ist der Boden am Hang, aber ohne Gras oder anderen Bewuchs - mit einem Rechen Rillen. Dadurch bleibt das Saatgut besser liegen. Anschließend wird die Fläche mit feinem Wasserstrahl besprüht. Die Feuchtigkeit sorgt dafür, dass das Saatgut bleibt, wo es hingeworfen wird. Denn die Samen enthalten einen Kleber, der durch Feuchtigkeit aktiviert wird.
In den Rohbodenschnitt ziehe ich mit dem Rechen Rillen, damit das Saatgut dort gehalten wird.
Dann kann endlich gesät werden. Die Saatgutmischung enthält viele kleine, helle Körnchen. Diese helfen bei der Verteilung der kleinen Blumensamen. Mit kreisenden Bewegungen lässt Pacalaj das Saatgut durch die Finger rieseln und verteilt es. Durch die hellen Körnchen erkennt sie genau, an welchen Stellen bereits genügend Saatgut liegt.
Rasen auf Terrassen und Wegen säen
Ein weicher Rasen soll auf Wegen und Terrassen wachsen, plant Gartenbesitzer Heiß. Dafür müssen aus dem Untergrund alle Steine entfernt werden, anschließend wird der Boden aufgelockert. Dafür ist eine Fräse sehr nützlich. Aber es geht auch mit Hacke und Spaten. "Ist die Erde nicht locker, hat die Pflanze keine Chance, mit ihren Wurzeln in den Boden zu kommen", sagt Pacalaj. Auf den gelockerten Boden kommt Komposterde. Mit einem Rechen wird eine ganz plane, glatte Fläche hergestellt.
Ist die Erde nicht locker, hat die Pflanze keine Chance, mit ihren Wurzeln in den Boden zu kommen.
Für den sonnigen, trockenen Garten am Hang hat Pacalaj eine mediterrane Rasenmischung ausgewählt. "Diese Gräser wachsen dicht, vertragen Trockenheit und müssen nur selten gemäht werden", erklärt sie die Auswahl. Damit die Mischung gut anwächst, werden die Samen nach der Aussaat mit einer Walze an den Boden gedrückt und anschließend mit einer feinen Brause durchdringend gewässert.
Einen bröseligen Hang mit Wildrosen befestigen
Der untere Bereich des Hanges im Gartengrundstück ist sehr steil und bröselig. Die von Jörg Heiß gepflanzten Edelrosen sind eingegangen. "Edelrosen haben Pfahlwurzeln. Sie sind für diesen Standort nicht geeignet", erklärt Expertin Pacalaj. Sie empfiehlt Kriech- und Glanzrosen. Diese bilden Ausläufer, mit denen sie den ganzen Hang durchwurzeln und so die Erde festhalten. Kriechrosen verzweigen sich auch oberirdisch und bewachsen den Hang.
Damit die Rosen gut einwachsen können, muss der Hang vorbereitet werden. Zuerst wird ein Geotextil auf der Oberfläche befestigt. Dieses hält nicht nur die Erde am Hang, sondern auch die Feuchtigkeit in der Erde. Carola Pacalaj hat eine Mischung aus 80 Prozent Hanf und 20 Prozent Schafwolle gewählt. Die Rohstoffe wachsen in Deutschland und zersetzen sich mit der Zeit. Über das Geotextil kommt ein Hangschutzgitter. Dieses hält den Hang, bis die Rosen diese Aufgabe übernehmen können. Hanggitter gibt es je nach Steilheit und Beschaffenheit des Hangs in verschiedenen Stärken.
Dann kann endlich gepflanzt werden. Dafür müssen an den Pflanzstellen Hanggitter und Geotextil geöffnet werden. In den Hang werden im Winkel von 90 Grad Pflanzlöcher gegraben. Um das Einwurzeln der Rosen zu fördern, sollten die Wurzelballen angerissen werden. Zudem brauchen sie noch einen Pflanzschnitt, damit ober- und unterirdische Teile der Rose im richtigen Verhältnis zueinander stehen.
Eine Rollblumenwiese ausbringen
Pflanzen säen, kann ein mühsames Geschäft sein. Manchmal dauert es, bis die Samen aufgehen, die Pflanzen wachsen, sich verzweigen und endlich ein geschlossener Bewuchs entsteht. Die Turbovariante für Ungeduldige ist eine Rollblumenwiese. Auf einem Vlies aus Hanf und Schafwolle ist eine Mischung aus Blumen bereits vorkultiviert. Damit es nicht vom Hang rutscht, wird das Vlies wird mit großen Metallkrampen am Erdboden befestigt. Es muss am Anfang feucht gehalten werden, so dass die Pflanzen wachsen können. Sie verankern sich im Boden und bekommen während dieser Zeit genug Nährstoffe durch die Schafwolle, die mit der Zeit abgebaut wird. Gleichzeitig ist das Vlies ein guter Wasserspeicher.
Die Rollblumenwiese verzahnt sich mit der wilden Wiese rund herum. Das Wilde und das Gezähmte sind dann verbunden.
Damit die Blumenwiese gut anwächst, sollte der Boden vorher von Steinen und Wurzeln befreit werden. Eine Rolle dieser Blumenwiese kostet ab 15 Euro.
Staudenziegel - das Rundumpaket
Staudenziegel sind wie kleine Matten: Etwa 40 x 60 Zentimeter groß. Auf einer Schicht aus Schafwolle ist eine Schicht Substrat aufgebracht. Auf diesem wachsen verschiedene Pflanzen: Eingewobene Tulpenzwiebeln sorgen für hübschen Blüten im Frühling, eine einzelne große Staude ist der Hingucker im Sommer, Bodendeckerstauden verbergen Substrat und Matte. Durch den Bodenbewuchs kommt kein unerwünschtes Beikraut durch.
Eine mit Staudenziegeln versehene Fläche bildet schnell einen dichten Bewuchs. Staudenziegel gibt es für verschiedene Standorte. Im Garten von Jörg Heiß wurde eine extra für steile Hänge konzipierte Mattenmischung verwendet, die besonders pflegeleicht ist und warme Tage verträgt. Darauf wachsen im Frühjahr Tulpen und Traubenhyazinthen, im Sommer Taglilien und Balkangeranium, im Herbst Zwergastern.
Der Boden sollte für die Staudenziegel gut vorbereitet werden: Steine, Wurzeln und Pflanzen werden entfernt. Dann werden die Staudenziegel an den Hang genagelt. Komposterde verfüllt kleine Lücken. Die Staudenziegel müssen gewässert werden, bis sie gut eingewachsen sind. Ein Staudenziegel kostet 15 bis 18 Euro.
Pflanzen- und Zubehörliste
Diese Pflanzen und Samen hat Jörg Heiß auf seinem Hang verwendet.
120 m²
1 10,00 kg 410010 Easy 505 Knapkon Kommunal
DE: 080-9378 85 M
Mediterraner Rasen für sonnige, halbschattige und trockene Lagen.
35% Festuca arundinacea
10% Festuca rubra rubra
20% Poa pratensis
40gr/m² - 10 Kg Sack
3 x 35 m² mit Kleber und Maiskeimschrot aufgemischt.
Bankett Gelb, salztolerant, gemischt mit
Saathilfe
salztolerant, fertig aufgemischt mit 2,5 g/m²
Reinsaat
und 7,5 g Saathilfe auf 10 g/m² Saatmischung
Wiesenträume 100% Kräuter mit Saathilfe
Naturnahe Blumenwiese, bunte, duftende
Mischung für Bienen, Hummeln,
Schmetterlingen und Heupferdchen.
Enthält min. 35 Arten. Höhe: 60-80. Saatstärke
1gr/m² aufgemischt mit Saathilfe auf 10gr/m².
Dauerhafte niedrig B MP08615 mit Saathilfe
Reinsaat 2gr/m², aufgemischt mit Saathilfe auf
10gr/m²
Maiskolbenschrot Saathilfe (800-1800µ)
Naturafix Haftfix
Wildrosen:
Rosa arvensis (Feld- oder Kriechrose genannt) - 21 Stück
Rosa nitida (Glanzrose, glanzblättrige Rose) - 12 Stück
Quelle: MDR Garten/Carola Pacalaj/anz
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 18. Juni 2023 | 08:30 Uhr