Naturheilkunde Rezept: Blutwurzlikör selbst herstellen
Hauptinhalt
20. Januar 2022, 16:53 Uhr
Dieser Kräuterlikör ist nicht zum Schnäpseln gedacht, sondern als Hausmittel bei Durchfallbeschwerden. Stellt man ihn selbst her, setzt man sich gleichzeitig intensiv mit der Natur und ihren Heilkräften auseinander. Geduld ist dabei allerdings gefragt - wie Kräuterfrau Sieglinde Leibner aus Thüringen erklärt.
Kräutern werden zahlreiche heilende Wirkungen nachgewiesen. Um sie unkompliziert einzunehmen und von ihrer Heilwirkung zu profitieren, können Tinkturen hergestellt werden. Sie können zum Beispiel für Liköre genutzt werden. Kräuter-Expertin Sieglinde Leibner aus Haidefeld stellt sie selbst her.
Blutwurzlikör ist vor allem im bayerischen Wald bekannt. Die individuelle Variante von Sieglinde Leibner enthält neben dem Hauptbestandteil Blutwurz noch Eichenrinde und Wiesenknöterich. Aus allen drei Zutaten stellt sie zunächst Alkoholauszüge her.
1. Schritt: Alkoholauszug aus Kräutern herstellen
Alkoholauszüge beziehungsweise -tinkturen dienen dazu, die Inhaltsstoffe einer Pflanze zu erschließen und zu konservieren. Für einen Alkoholauszug werden die zerkleinerten Pflanzenteile am besten in einem dunklen, fest verschlossenen Glas in hochprozentigem Alkohol eingelegt, so dass sie vollständig bedeckt sind. Ein Einmach- oder Marmeladenglas tut es im Notfall aber auch.
Als Faustregel gilt: Wurzeln und Stengel benötigen einen Alkoholgehalt von 60 bis 70 Prozent, während für weichere Pflanzenteile wie Blätter und Blüten 40- bis 50-prozentiger Alkohol genügt.
2. Schritt: Tinktur ziehen lassen und regelmäßig schütteln
Diese Mischung wird nun für fünf Tage bis sechs Wochen an einem warmen und dunklen Ort gelagert. Sehr wichtig ist das tägliche Schütteln, denn dadurch lösen sich die Inhaltsstoffe besser aus den Kräutern heraus.
Wie lang man die Tinktur ziehen lassen soll, ist generell schwer zu sagen. Das hängt von der jeweiligen Pflanze ab und davon, wie oft man schüttelt. In jedem Fall sollte sich der Alkohol dunkel färben bevor man ihn abseiht.
Am Schluss wird die Tinktur durch einen sehr feinen Filter gegossen und je nach Menge in eine dunkle Pipettenflasche oder einen größeren Behälter abgefüllt.
3. Schritt: Den Blutwurzlikör herstellen
Zutaten:
- 1 Liter Blutwurz-Auszug 70%
- 250 ml Eichenrinden-Auszug 80%
- 200 ml Wiesenknöterich-Auszug 70%
- 750 Gramm Honig
- 1 Liter Wasser
Zubereitung:
- Die fertigen Ansätze zusammenschütten und verrühren.
- Den Honig mit dem Wasser verrühren und unter Rühren bis zum Siedepunkt erhitzen, dann wieder abkühlen lassen.
- Alles zusammen geben und gut verrühren.
- Den fertigen Likör in Flaschen füllen und gut verschließen.
Anwendung:
Dieser kräftig schmeckende Likör leistet wohltuende Dienste bei Durchfall. Genießen Sie ihn jedoch wie jede Medizin auch nur in Maßen.
Die Zutaten des Likörs näher erklärt
Blutwurz
Blutwurz (Potentilla erecta), auch Dilledapp, Durmentill, Natternwurz, Rotwurz, Ruhrwurz, Siebenfinger oder Tormentill genannt, wächst auf mageren Böden in Nord- und Mitteleuropa. Sogar in den Höhenlagen der Alpen ist die Pflanze noch anzutreffen.
Schneidet man die Wurzel an, tritt ein blutroter Saft aus. Für den Likör wird ausschließlich die Wurzel verwendet, die entweder im Frühling vor oder im Herbst nach der Blüte gesammelt wird. Blätter und Blüten der Pflanze nimmt Sieglinde Leibner für Kräutertee-Mischungen.
Da Blutwurz nicht überall in großen Mengen wächst und um die natürlichen Bestände zu schonen, baut Sieglinde Leibner das Kraut in ihrem Garten selbst an. Von der ersten Aussaat bis zu einer erntefähigen Menge können drei bis vier Jahre vergehen. Blutwurzwurzel kann auch bei Spezialversendern im Internet gekauft werden.
Eichenrinde
Getrocknete Eichenrinde ist in jeder Apotheke erhältlich. Sieglinde Leibner sammelt sie jedoch selbst: Im Frühling schält sie die zarte Rinde junger Eichentriebe und setzt mit ihnen die Tinktur an.
Wiesenknöterich
Vom Wiesen- oder Schlangenknöterich (Bistorta officinalis) wird ebenfalls die Wurzel verwendet. Die rosa blühende, einheimische Wildstaude fühlt sich auf Feuchtwiesen wohl, kann jedoch auch im Garten kultiviert werden.
Unsere Expertin Sieglinde Leibner lebt im thüringischen Örtchen Haidefeld und ist mittlerweile 85 Jahre alt. Ihr ganzes Leben schon beschäftigt sie sich mit der Pflanzenheilkunde. Ihr umfangreiches Wissen möchte die Kräuterkundlerin weitergeben. Ein Teil davon steht in ihrem Buch "Meine große Naturapotheke", ein weiteres Werk ist in Arbeit.
Quelle: MDR Garten /Sieglinde Leibner, Kräuter-Expertin
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 12. Januar 2022 | 16:15 Uhr