November 2024 Tipps fürs Theater: Fünf spannende Stücke in Dessau, Magdeburg und der Altmark
Hauptinhalt
02. November 2024, 04:00 Uhr
Auf den Bühnen Sachsen-Anhalts gibt es im November 2024 besonderes Theater zu erleben: In Magdeburg tanzt der Maler Vincent van Gogh und der bekannte Regisseur Andreas Kriegenburg inszenierte einen seltenen Shakespeare. In Dessau wird die besondere Freundschaft zweier Königinnen mit Puppen erzählt. Und eine Dessauer Schauspiel-Legende reist als Heine durch Deutschland. Das sind unsere Tipps mit Adressen und Terminen, die monatlich aktualisiert werden, damit Sie kein Highlight verpassen:
Inhalt des Artikels:
Musiktheater in Magdeburg: das Musical "Fast normal"
Nur sie kennt ihren erwachsenen Sohn. Denn eigentlich hat Diana Goodman ihr Kind schon vor Jahren bei einem Unfall verloren. Das Unglück hat bei ihr eine bipolare Störung ausgelöst und so konnte ihr Junge vor ihren Augen weiterwachsen – als Halluzination. Das Musical "Fast Normal" von Tom Kitt und Brian Yorkey erzählt, wie Diana Goodman im Alltag mit ihrer Erkrankung umgeht, aber auch wie es ihr Familienleben beeinflusst: Ihr Mann versucht die Idylle aufrechtzuerhalten und ihre Tochter muss mit einem irrealen Bruder konkurrieren. Die Ausstattung auf der Magdeburger Bühne ist zurückgenommen, das Heim von Diana wird nur mit wenigen Wänden angedeutet. Ihr Sohn bekommt durch die geschickte Beleuchtung tatsächlich eine geisterhafte Aura. Doch vor allem überzeugt das Ensemble, das die komplizierten Gefühle überzeugend und durchaus berührend auf die Bühne bringt.
Weitere Informationen
"Fast Normal"
Musical von Tom Kitt und Brian Yorkey
Adresse:
Opernhaus
Universitätsplatz 9
39104 Magdeburg
Dauer: 150 Minuten, eine Pause
Termine:
23. November, 19:30 Uhr
Figurentheater in Dessau: "Dearest Sister" im Alten Theater
Frenemies – so werden seit den 50er-Jahren Freundschaften gemeint, die von Konkurrenz und Rivalität geprägt sind. Populär wurde es beispielsweise durch die Serie Gossip Girl oder durch das öffentliche Auftreten von Taylor Swift und Katy Perry. Doch die ersten Frenemies waren vielleicht diese beiden Frauen: Queen Elizabeth I. und Mary, Queen of Scots. Beide beanspruchten im 16. Jahrhundert den englischen Thron mit guten Argumenten für sich, doch davon abgesehen sind sie konträr: katholisch und evangelisch, berechnend und emotional. Weil sie mit ähnlichen Schwierigkeiten umgehen mussten, entwickelten sie auch eine Sympathie, die sich in einer Art Brieffreundschaft ausdrückte. Die Dessauer Puppentheater-Sparte versucht in der Inszenierung "Dearest Sister" dieser Beziehung auf den Grund zu gehen. Schon die Puppen machen diese Gegenteile der beiden Frauen deutlich, mit kleinen Änderungen wird auch die Entwicklung der beiden deutlich gemacht. Kerstin Dathe spielt die Figuren in einem Rundbau, der an eine Krone erinnert: "Die Gegenüberstellungen im Text, die bildhaften Lösungen für Überlegenheiten und Niederlagen sind in 'Dearest Sister' von edler Einfachheit und deshalb ganz starker Wirkung. Figuren, Dekor und die Persönlichkeit der einzigen Darstellerin lenken nicht vom Wesentlichen ab, sondern verdichten dieses", meint der Kritiker Roland Dippel in der "Mitteldeutschen Zeitung". Das Stück zeigt, wie Politisches und Privates verknüpft sind – und dass die Frauen sich nicht gleich die Köpfe abschlagen wollten wie ihre männlichen Verwandten.
Weitere Informationen
"Dearest Sister
frei nach dem Briefwechsel
zwischen Elisabeth Tudor und Maria Stuart
und Maria Stuart von Stefan Zweig
Adresse:
Altes Theater
Lily-Herking-Platz 1
06844 Dessau-Roßlau
Dauer: 70 Minuten, keine Pause
Termine:
3. November, 19 Uhr
14. November, 19 Uhr
Tanztheater in Magdeburg: "Vincent" am Opernhaus
Vincent van Gogh gilt mit seinen starken Farben, seinen eigenwilligen Pinselstrichen und der besonderen Stimmung in seinen Gemälden als einer der beliebtesten Maler der Welt und als prägender Künstler für die Moderne. Und weil sich dieser Erfolg zu seinen Lebzeiten nicht abzeichnete, ist van Gogh auch der Inbegriff des genialen, aber verarmten und verkannten Künstlers. Der Choreograf Jörg Mannes nähert sich am Theater Magdeburg diesem besonderen Menschen in einem Ballettabend in neuen Bildern. Dabei arbeitet er sowohl biografisch, wenn sich van Gogh beispielsweise das Ohr abschneidet, aber auch assoziativ, wenn das Ensemble versucht, die Stimmung von van Goghs in Bewegung zu übersetzen. Dieser Balance-Akt gelingt, meint der Kritiker Torben Ibs auf "Tanznetz": "Vielmehr verhalten sich seine Tanzenden wie die Pinselstriche des Meisters, wie eine wiegende Landschaft im Wind. Alles bewegt sich gleichartig, aber mal hier etwas anders, mal dort früher, mal dort später in einer Form der organisierten Unruhe. Aufgänge und Abgänge sind dynamisch, leere Bühne, volle Bühne, das alles kann sich im Sekundentakt ändern."
Weitere Informationen
"Vincent"
Ballett von Jörg Mannes
Adresse:
Opernhaus
Universitätsplatz 9
39104 Magdeburg
Dauer: 120 Minuten, eine Pause
Termine:
3. November, 16 Uhr
22. November, 19:30 Uhr
24. November, 16 Uhr
30. November, 19:30 Uhr
Schauspiel in Dessau: "Deutschland, ein Wintermärchen" nach Heinrich Heine
"Im traurigen Monat November war’s", als Heinrich Heine in seinem "Wintermärchen" nach Deutschland zurückkehrt. Der Dichter beschreibt in seinem Versepos mit der spitzen Zunge, für die er bekannt ist, eine Reise durch dieses Land voller Sauerkraut und Rückwärtsgewandtheit. Der Schauspieler Karl Thiele, der seit 1971 (!) das Theater in Dessau prägt, bringt den Klassiker als Solo-Show auf die kleine Bühne, die wie eine Mischung aus Wohnzimmer und Heimatstube wirkt. In dieser Szene kitzelt Thiele alle theatralen Momente aus dem Text, wechselt immer wieder die Haltung, um so den vielen Themen des Textes gerecht zu werden. Dabei wird auch immer wieder deutlich, dass es nicht einfach um einen alten Text geht, sondern um Literatur, die die Seele Deutschlands erkundet, die auch heute noch lebendig ist.
Weitere Informationen
"Deutschland. Ein Wintermärchen"
von Heinrich Heine
Adresse:
Altes Theater
Lily-Herking-Platz 1
06844 Dessau-Roßlau
Dauer: 80 Minuten
Termine:
23. November, 19 Uhr
Schauspiel in Magdeburg: "Timon von Athen" von Shakespeare
Im Theater Magdeburg wird jeder Mensch herzlich begrüßt – und zwar durch den Herren selbst: Timon von Athen. Er ist ein reicher Mann, der es liebt, Feste zu feiern und andere an seinem Wohlstand teilhaben zu lassen. Doch obwohl sein Haus immer voll ist, erhält er keine Unterstützung, als er plötzlich vor der Pleite steht. So verwandelt er sich vom Menschenfreund zum Menschenhasser. "Timon von Athen" ist eines der selten gespielten Stücke von William Shakespeare – vermutlich auch weil es voller Ungereimtheiten steckt und die Meisterschaft anderer Werke vermissen lässt. Dennoch hat sich Andreas Kriegenburg dieses Stück vorgenommen für seine Rückkehr nach Magdeburg – denn die ersten Schritte vor seinem großen Durchbruch in der Theaterwelt hat der Regisseur an der Elbe gemacht. Kriegenburg inszeniert den Text mit viel Klamauk, mit Witz und Selbstironie. So überwindet er auch die Ungereimtheiten, meint der Kritiker Michael Laages bei "nachtkritik": "Auch mit den dramaturgischen Absonderlichkeiten ist dies ein grandioser und explosiver Shakespeare-Abend; Kriegenburg hält ihn mit dem wirklich fabelhaft aufgelegten Magdeburger Ensemble geschickt in der Schwebe zwischen Farce und Furor."
Weitere Informationen
"Timon von Athen" von William Shakespeare
Adresse:
Kammer 1
Otto-von-Guericke-Straße 64
39104 Magdeburg
Dauer: 185 Minuten, eine Pause
Termine:
3. November, 18 Uhr
30. November, 19:30 Uhr
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | artour | 19. September 2024 | 22:10 Uhr