Empfehlungen Dresden und Lausitz: Sechs sehenswerte Theaterstücke im Januar 2025
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20. Dezember 2024, 14:58 Uhr
Lust auf Theater? Das Jahr 2025 bietet herausragende Theater-Erlebnisse: In Dresden wird ein Opernklassiker zeitlos erzählt und ein anderer Klassiker ordentlich auf links gedreht. In Bautzen wird ein Kinderbuch-Klassiker vertanzt und auch regionale Musikgeschichte lebendig. Hier finden Sie unsere Theatertipps für den Januar mit Adressen und Terminen, die monatlich aktualisiert werden.
Inhalt des Artikels:
- Schauspiel in Dresden: "Ich fühl's nicht" nach Liv Strömquist
- Schauspiel mit Musik: "Hercy" am Volkstheater Bautzen
- Figurentheater in Dresden: "Der Koch und der halbe Soldat" am Theater Junge Generation
- Performance in Dresden: "Droge Faust" an der Bürgerbühne
- Tanztheater in Bautzen: "Peter Pan" am Deutsch-Sorbischen Volkstheater
- Musiktheater in Dresden: "La traviata" an der Semperoper
- FÜR KURZENTSCHLOSSENE
- Figurentheater in Bautzen: "Das Wintermärchen" von Shakespeare und Fühmann
- Musiktheater in Görlitz: "La Bohème" im Gerhart-Hauptmann-Theater
Schauspiel in Dresden: "Ich fühl's nicht" nach Liv Strömquist
Wer schon einmal in einer studentischen WG die Toilette aufgesucht hat, wird diese Bücher wohl schon kennen: Auf unnachahmliche Art nimmt die Soziologin und Künstlerin Liv Strömquist in ihren Sach-Comics das Patriarchat und andere Rollenbilder auseinander. Naiv wirkende Zeichnungen von Philosophinnen und Philosophen fassen ihre Bücher zusammen, das wird mit einem Beispiel aus der Popkultur kombiniert und durch einen unerwarteten und witzigen Kommentar dann auf links gedreht. So ließe sich der Charme dieser Bücher zusammenfassen, der mit "Ich fühl's nicht" auch in Dresden auf die Bühne kommt. In der Inszenierung von Katrin Plötner steigen die Ensemble-Mitglieder des Staatsschauspiels zwischen einem etwas abgerockt wirkenden Schriftzug "Happily Ever After" ("Für immer und ewig") auf die Bühne. In abstrusen und deswegen witzigen Szenen erzählen sie unter anderem, warum Leonardo DiCaprio zwar immer anders heißen, aber immer gleich aussehen wird. Die Kritikerin Una Giesecke zeigt sich in den "Dresdner Neuesten Nachrichten" sichtlich angetan von den Inszenierungsideen und betont, dass wirklich alle im Publikum – egal wie alt – viel gelacht und gekichert haben. Übrigens steht aktuell auch das zweite Stück der populären Soziologin "Im Spiegelsaal" in der Regie von Katrin Plötner auf dem Spielplan des Staatsschauspiels.
Weitere Informationen
"Ich fühl's nicht"
nach der Graphic Novel von Liv Strömquist
Adresse:
Kleines Haus
Glacisstraße 28
01099 Dresden
Dauer: 150 Minuten, eine Pause
Termine:
16. Januar, 19:30 Uhr
Schauspiel mit Musik: "Hercy" am Volkstheater Bautzen
Waren sie die Beatles der Lausitz? Sicherlich ist dieser Vergleich etwas hochgegriffen und dennoch nicht ganz unrichtig. In den 60er-Jahren schlossen sich vier junge Sorben zusammen und bildeten die Band Hercy – sorbisch für Volksmusik. Für das Volkstheater in Bautzen hat Lubina Hajduk-Veljkovićowa die Geschichte der Gruppe recherchiert und für die Bühne bearbeitet. Das Stück "Auf der Rückseite des Mondes" erzählt von der Begeisterung für Musik und der Faszination für die Eroberung des Weltraums. Geschickt wird aber auch die Enge der DDR deutlich, in der die Band wirkte. Dabei überrascht das Ensemble in Bautzen mit musikalischen Qualitäten. Die Geschichte der Band wird auf der Bühne, "so fluffig neu erzählt, dass kaum Langeweile aufkommt", meint in den "Dresdner Neuesten Nachrichten" der Kritiker Andreas Herrmann.
Weitere Informationen
"Hercy"
Die Geschichte der Bautzener Beat-Band HERCY von Lubina Hajduk-Veljkovićowa
Adresse:
Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen
Seminarstraße 12
02625 Bautzen
Dauer: 180 Minuten, eine Pause
Termine:
25. Januar, 19:30 Uhr
Figurentheater in Dresden: "Der Koch und der halbe Soldat" am Theater Junge Generation
Wie können wir heute über Krieg ins Gespräch kommen? Das Thema ist uns wieder so nah gerückt, dass es gleich bedrückend oder erdrückend wirken kann. Aber wir müssen – gerade mit jüngeren Menschen – darüber sprechen. Die Koproduktion "Der Koch und der halbe Soldat" des Dresdner Theaters junge Generation und des Theaters Laika bietet dafür eine gute Gelegenheit. Darin haben Jo Roets und Greet Vissers zwei Bücher von Benny Lindelauf verwoben: Die älteren Geschwister von Georgie müssen in den Krieg ziehen. Während die Eltern alles vorbereiten, soll das jüngste Kind mit einer Geschichte abgelenkt werden. Diese spielt in einem Land, in dem sich ein königliches Zwillingspaar bekriegt und wo der Koch Tortot sich durchschlägt. Eigentlich ist er ein harter Typ, bis ein Kind nach seinen Geschwistern sucht. Immer wieder vermischen sich die Ebenen, sodass das Sprechen über Krieg selbst zum Thema wird, gleichzeitig überrascht die Inszenierung auch mit zahlreichen Einfällen, die man hören, sehen und sogar schmecken kann.
Weitere Informationen
"Der Koch und der halbe Soldat"
nach den Romanen "Wie Tortot sein Fischherz verlor" und "Ganze Geschichten für einen halben Soldaten" von Benny Lindelauf
Adresse:
tjg. theater junge generation
Kraftwerk Mitte 1
01067 Dresden
Dauer: 90 Minuten, keine Pause
Termine:
11. Januar, 19 Uhr
Performance in Dresden: "Droge Faust" an der Bürgerbühne
Auch den hohen deutschsprachigen Klassikern ist der Rausch nicht fremd: Die Inszenierung "Droge Faust" der Dresdner Bürgerbühne nimmt den Schulschreck von Goethes Versdrama als Grundlage, um über Drogen nachzudenken: Da wird in Auerbachs Keller dem Alkohol gefrönt, der Erdgeist spricht über die Ursprünge von Drogen, Grete nimmt MDMA und auf dem Brocken schwankt die Bindung zur Realität. In dem Text von Janette Mickan sind auch zahlreiche Interview-Aussagen eingeflossen, beispielsweise von Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Regisseurin Hanna Müller ist es gelungen, die 13 Jugendlichen, mit denen sie dieses Projekt realisiert hat, zu einem echten Kollektiv zu machen: Immer wieder sprechen sie Passagen als Chor, tanzen und lassen ihre Körper von unwillkürlichen Bewegungen (Kontrollverlust und Drogen gehören schließlich zusammen) leiten. Kritiker Tobias Prüwer zeigt sich in "Die deutsche Bühne" begeistert von der Leistung des jungen Ensembles auf der Bühne und schätzt es, dass der Abend auf den Zeigefinger verzichtet, dem Thema offen, aber nicht verharmlosend begegnet.
Weitere Informationen
"Droge Faust"
Adresse:
Kleines Haus
Glacisstraße 28
01099 Dresden
Dauer: 85 Minuten, keine Pause
Termine:
10. Januar, 19:30 Uhr
22. Januar, 19:30 Uhr
Tanztheater in Bautzen: "Peter Pan" am Deutsch-Sorbischen Volkstheater
Ein Land, in dem Kinder nicht altern und fliegen können – dahin führt Peter Pan das Mädchen Wendy und ihre Brüder. Doch natürlich ist auch diese Welt nicht ohne Sorgen: Denn Käpt’n Hook will sich an Peter Pan rächen. Und dann drängt noch die Frage, ob man wirklich immer Kind bleiben will. Der legendäre Komponist Leonard Bernstein hat das berühmte Kinderbuch mit eigenen Texten vertont. Seine Version lebt von der Energie klassischer Broadway-Musicals und charakterlichem Tiefgang. Nach einigen Mühen konnten das Görlitzer Choreografen-Duo Dan Pelleg und Marko E. Weigert die Geschichte von "Peter Pan" als Tanzstück auf die Bühne bringen. Ein Theaterspaß, wie auch MDR KULTUR-Reporter und Theaterkritiker Wolfgang Schilling in einem Hintergrundbericht erzählt.
Weitere Informationen
"Peter Pan"
Tanzstück von Dan Pelleg und Marko E. Weigert mit Musik von Leonard Bernstein
nach dem Roman von James Matthew Barrie
Adresse:
Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen
Seminarstraße 12
02625 Bautzen
Dauer: 85 Minuten, ohne Pause
Termine:
10. Januar, 19:30 Uhr
18. Januar, 19:30 Uhr
19. Januar, 19:30 Uhr
23. Januar, 19:30 Uhr
26. Januar, 15 Uhr
Musiktheater in Dresden: "La traviata" an der Semperoper
Dem Winter wohnt immer etwas Melancholisches inne, erinnert er uns in Mitteleuropa doch daran, dass alles vergänglich ist, dass uns der Tod immer begleitet. Das betont auch die Regisseurin Barbora Horáková Joly in ihrer Inszenierung der berühmten Verdi-Oper "La Traviata". Von Anfang an schaut Violetta vom Sterbebett auf ihr Leben zurück, ein Leben, das sie in vollen Zügen genossen zu haben scheint. Violetta war der Star des Cabarets, im Zentrum der Aufmerksamkeit – doch der Tod lauert ständig im Dunkeln. Alfredo, ihr Liebhaber, wird dabei zum Spielball des Schicksals, als sein Vater seine Beziehung beendet. Kritikerin Nicole Czerwinka ist in den "Dresdner Neuesten Nachrichten" begeistert, wie die Inszenierung die menschlichen Feinheiten genau ausleuchtet. Das liegt auch am ausdrucksstarken Ensemble, angeführt von Nina Minasyan als Violetta.
Weitere Informationen
"La traviata" von Giuseppe Verdi
Adresse:
Semperoper Dresden
Schinkelwache
Theaterplatz 2
01067 Dresden
Dauer: 155 Minuten, eine Pause
Termine:
11. Januar, 19 Uhr
15. Januar, 19 Uhr
18. Januar, 19 Uhr
22. Januar, 19 Uhr
25. Januar, 19 Uhr
FÜR KURZENTSCHLOSSENE
Figurentheater in Bautzen: "Das Wintermärchen" von Shakespeare und Fühmann
Es muss ein Märchen sein: Ein Despot und Diktator bezichtigt seine Frau und einen befreundeten Herrscher, ihn zu betrügen. In seinem Wahn tötet und verbannt er seine Familie. Doch Jahre später trifft er seine Tochter wieder, die nun den Sohn seines Herrscherfreundes heiraten will. Und für den König Leontes ist es die Möglichkeit für Reue. "Es zeigt, wie Macht, Fehlentscheidung und Reue funktionieren können", wird Frank Söhnle in einem Bericht der "Sächsischen Zeitung" zitiert. Der bekannte und erfahrene Regisseur für Figuren- und Puppentheater inszeniert in Bautzen Frank Fühmanns Fassung des Shakespeare-Stückes – in dem die Zeit, die alles heilen kann, selbst eine große Rolle spielt – als Marionetten-Theater. Dafür wurden am Haus zwölf Puppen voll märchenhafter Persönlichkeit gebaut.
Weitere Informationen
"Das Wintermärchen"
nach William Shakespeare und Franz Fühmann
Adresse:
Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen
Seminarstraße 12
02625 Bautzen
Termine:
27. Dezember, 17 Uhr
Musiktheater in Görlitz: "La Bohème" im Gerhart-Hauptmann-Theater
Was braucht es, um ein richtiger Künstler beziehungsweise eine richtige Künstlerin zu sein? Ist es Handwerk, Inspiration oder Verlusterfahrung? Die Idee, dass Leid große Kunst hervorbringen kann, ist alt und in gewisser Weise nachvollziehbar. Auch die Oper "La Bohème" erzählt davon, wie junge Künstler dieses Leid erfahren: Der Dichter Rodolfo und der Maler Marcello leben in Paris in großer Armut, sodass sie im Winter kaum heizen können. An einem Nachmittag lernt Rodolfo dann Mimi kennen und lieben. Daraus entsteht Drama und Tragödie, denn die beiden trennen sich und sehen sich erst wieder, als Mimi im Sterben liegt. Die Inszenierung der jungen Regisseurin Andrea Tortosa Baquero stellt genau diese Beziehung zwischen Leben und Kunst in den Mittelpunkt: Die Szene spielt auf einem Podest, die Bühne oder Ausstellungsplateau sein könnte. Sie will zeigen, wie die jungen Menschen durch den Tod wachsen und wie hart das Leben für die Kunst ist. Auch dank der emotionalen Musik von Giacomo Puccini rührt diese Opern-Produktion zu Tränen.
Weitere Informationen
"La Bohème" von Giacomo Puccini
Adresse:
Theater Görlitz
Demianiplatz 2
02826 Görlitz
Dauer: 150 Minuten, eine Pause
Termine:
29. Dezember, 19 Uhr
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 14. November 2024 | 06:30 Uhr