Eine Mann hält eine Puppe mit Badeshorts auf einem kleinen Kasten
Mit Puppen werden die Balladen von Schiller in Zwickau lebendig. Bildrechte: Benjamin Eichler

März 2025 Theater-Highlights in der Kulturhauptstadt Chemnitz: Fünf sehenswerte Stücke

21. Februar 2025, 16:41 Uhr

Im März 2025 erwarten Sie rund um die Kulturhauptstadt Chemnitz faszinierende Theaterinszenierungen: Im Fritz Theater hat man sich an Werner Bräunigs DDR-Roman "Rummelplatz" über die Wismut gewagt. In Zwickau wird ein indisches Nationalepos bildstark getanzt. In Annaberg-Buchholz singen Puppen Operette. Entdecken Sie unsere handverlesenen März-Tipps – inklusive aktueller Adressen und Termine, damit kein Highlight an Ihnen vorbeigeht!

Schauspiel in Chemnitz: "Rummelplatz" nach Werner Bräunig

"Rummelplatz" hätte zum Jahrhundertroman werden können, wenn Werner Bräunig ihn seinerzeit beendet hätte. In seinem Roman erzählt er wortgewaltig von der Wismut AG (welche in der DDR Uran für das sowjetische Atombomben-Programm förderte), womit er gleichzeitig die Schwächen des Systems analysiert und das Ende der DDR schon vorwegnimmt. Am Chemnitzer Fritz Theater hat man sich an das postum erschienene Buch gewagt und es auf die Bühne gebracht, obwohl es angesichts des schieren Umfangs ein fast unmögliches Unterfangen ist. Vielmehr scheint das Ensemble Szenen herausgegriffen zu haben, die ihnen besonders hängen geblieben sind und hat sie mit wenigen, aber gekonnt eingesetzten Mitteln in Theater verwandelt. "Sehenswert", urteilte Matthias Zwarg in der "Freien Presse". Die Aufführungen im März sind auch eine gute Vorbereitung für die Uraufführung der Opernadaption, ein Leuchtturmprojekt des Kulturhauptstadtjahres. 

Auf einer dunklen Bühne bewegen sich zwei Menschen mit Arbeitsschutzhelmen.
Die Inszenierung am Chemnitzer Fritz Theater versucht nicht den ganzen Roman abzubilden, sondern bringt persönliche Highlights auf die Bühne. Bildrechte: Josefin Kuschela

Weitere Informationen "Rummelplatz" nach dem Roman von Werner Bräunig

Adresse:
Fritz Theater
Kirchhoffstraße 34-36
09117 Chemnitz

Dauer: 80 Minuten, keine Pause

Termine:
7. März, 20 Uhr
9. März, 16 Uhr
13. März, 19 Uhr
14. März, 20 Uhr
15. März, 20 Uhr

Singende Puppen in Annaberg-Buchholz: "Der Vetter aus Dingsda" am Winterstein-Theater

Sehnsüchtig wartet Julia auf die Rückkehr ihrer Jugendliebe: ihres Vetters Roderich, der auf Reisen in Asien ist. Ihre Tante und ihr Onkel haben allerdings andere Beziehungspläne für sie. Als dann zwei Männer auftauchen, beginnt ein Verwirrspiel und die Paare werden ordentlich durchgewürfelt. Das wirkt heute vielleicht ein bisschen absurd, aber "Der Vetter aus Dingsda" von Eduard von Künneke erfreut sich seit Jahrzehnten großer Beliebtheit und steht immer wieder auf den Spielplänen. In Annaberg-Buchholz wird die bekannte Operette in einer neuen Variante gespielt: Der Sänger Richard Glöckner singt allein auf der kleinen Bühne, während die anderen Rollen von Klappmaulpuppen verkörpert werden. "Es funktioniert ganz fantastisch", urteilt Torsten Kohlschein in der "Freien Presse" über diese besondere Operetten-Produktion. Die Vorstellung am 16. März findet als Relaxed Performance statt für Menschen, die nicht ruhig sitzen können oder grelles Licht nicht mögen.

Eine Person spielt Akkordeon, dahinter bewegt eine weitere Person zwei Klappmaulpuppen.
Mit der Unterstützung von Puppen und einem Akkordeon kann man auch zu zweit eine ganze Operette spielen. Bildrechte: Dirk Rückschloß / Pixore Photography

Weitere Informationen "Der Vetter aus Dingsda" nach der Operette von Eduard Künneke

Adresse:
Eduard-von-Winterstein-Theater
Buchholzer Straße 67
09456 Annaberg-Buchholz

Termine:
16. März, 19:30 Uhr

Lyrische Puppen in Zwickau: "Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt" am Puppentheater

Die Balladen der deutschen Klassik sind fest im Kulturgut verankert. Am Puppentheater Zwickau hat man sich auch schon mehrfach mit den Langgedichten auseinandergesetzt und sehenswerte VR-Theaterinszenierungen geschaffen. Nun zeigt die Bühne Cipolla aus Bremen auf der analogen Zwickauer Bühne ihre Adaption von Schiller-Balladen. Zwei Puppen präsentieren sechs bekannte Werke des Klassikers wie "Der Taucher" oder "Der Handschuh", deren Geschichten mit ganz unterschiedlichen Puppen erzählt werden. Kritiker Rainer Luft zeigt sich im "Straubinger Tageblatt" begeistert: "'Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt' ist nicht nur eine Neuinterpretation mit anderen Mitteln, sondern eine poetische Erfahrung, die dem Zuschauer Raum für kreative Fantasie lässt."

Eine Person hält in jeder Hand eine große Maske, die sich gegenseitig anschauen.
Die Inszenierung der Schiller-Balladen arbeitet mit allen Formen der Puppenspielkunst. Bildrechte: Benjamin Eichler

Weitere Informationen "Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt"
Balladen von Friedrich Schiller

Adresse:
Puppentheater Zwickau
Gewandhausstraße 3
08056 Zwickau

Termine:
8. März, 19:30 Uhr

Tanztheater in Zwickau und Plauen: "Ramayana"

In Indien ist diese Geschichte vermutlich so bekannt wie hierzulande der Mythos um den Trojanischen Krieg. Das "Ramayana" entstand irgendwann zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert und erzählt die Geschichte des heldenhaften Prinzen Rama. Als er von zu Hause verbannt durch die Wälder streift, entführt der Dämonenkönig Ravana seine geliebte Sita. Mithilfe des Affenkönigs Hanuman zieht Rama in eine große Schlacht, in der er seine Sita zurückgewinnt. In der Ballett-Version in Zwickau wird diese Geschichte aus dem Off erzählt, weil sie in Europa kaum bekannt ist. Ballettchef Sergei Vanaev spielt durchaus mit den Klischees – nutzt Bollywood-Musik oder greift allgemein bekannte Bilder indischer Folklore in seiner Choreografie auf – durchbricht diese auch immer, um die tiefere Bedeutung der Geschichte offenzulegen. Kritikerin Katharina Leuoth ist vor allem von der tänzerischen Leistung des Ensembles begeistert, beispielsweise wie Davide Gentilini in der Hauptrolle bis zum Schluss voller Energie steckt, wie Minsu Kim als Affenkönig über die Bühne wirbelt und wie das Ensemble sich in Perfektion als Masse bewegt. "Ganz großes Kino", urteilt Leuoth in der "Freien Presse". 

Auf einer Bühne halten sich zwei Menschen an den Händen und beugen sich tänzerisch voneinander weg.
Vor allen die Titelrollen werden in Zwickau und Plauen mit großartiger Energie getanzt. Bildrechte: André Leischner

Weitere Informationen "Ramayana"
Ballett von Sergej Vanaev nach dem indischen Epos

Adresse:
Gewandhaus
Hauptmarkt
08056 Zwickau

Termine:
15. März, 19:30 Uhr

Adresse:
Vogtlandtheater
Theaterplatz
08523 Plauen

Termine:
29. März, 19:30 Uhr

Musiktheater in Chemnitz: "Louise" im Opernhaus

Louise will ausbrechen. Sie ist gut behütet aufgewachsen, doch allmählich kommt ihr das elterliche Heim beengt und bedrückend vor. Dabei lebt sie doch in Paris, einer Stadt, in der so viel möglich ist. Mit dem Künstler Julien will sie ihren Träumen folgen und die Bohème erobern, vielleicht Schriftstellerin werden. Die Oper "Louise" von Gustave Charpentier war nach der Premiere 1900 ein riesiger Erfolg, der nach einigen Jahrzehnten jedoch fast komplett vergessen ist. Nicht ganz zu Recht, wie die Inszenierung an der Chemnitzer Oper beweist. Regisseurin Rahel Thiel gelingt es laut dem Kritiker Roland Dippel bei "Der deutschen Bühne", die Beziehungen von Louise in ganz vielen Details wunderbar auszumalen. Dabei überzeugt auch das Ensemble, die Solistinnen und Solisten spiegeln die Figuren in ihrem Gesang wider, agieren "beeindruckend" oder "betörend". 

Eine Frau im blauen Kleid kniet auf der Bühne, rechts und links zerren Menschen an ihren Armen.
Weil Louise ein anderes Leben sucht, gerät sie in Konflikt mit ihren Eltern. Bildrechte: Nasser Hashemi

Weitere Informationen "Louise"
Roman musical von Gustave Charpentier

Adresse:
Opernhaus
Theaterplatz 2
09111 Chemnitz

Dauer: 165 Minuten, eine Pause

Termine:
2. März, 16 Uhr
8. März, 19 Uhr

FÜR KURZENTSCHLOSSENE:

Schauspiel in Chemnitz: "Der zerbrochene Krug" mit Jörg Schüttauf

Krimi- und Tatort-Fans kennen Jörg Schüttauf vor allem als Kommissar Fritz Dellwo, der in Frankfurt Morde aufklärt. Für seine Rückkehr in seine Geburtsstadt Chemnitz wechselt er sozusagen die Seiten: Er ermittelt nicht, sondern verhandelt als Dorfrichter Adam im Klassiker "Der zerbrochene Krug" von Heinrich von Kleist. Marthe Rulls hat Ruprecht Tümpel angeklagt, in ihrer Wirtschaft einen Krug zerbrochen zu haben. Doch der erzählt eine andere Version des Abends, in der er einen Mann aus dem Zimmer seiner Tochter vertreibt. Allmählich wird klar: Der Dorfrichter soll über sich selbst richten. Kleist erzählt in seinem Stück voller Humor von Korruption und Machtmissbrauch.

Das hat der Chemnitzer Regisseur Christian Schmidt großartig herausgearbeitet, meint in der "Freien Presse" der Kritiker Maurice Querner: "Schmidt erzählt seinen 'Krug' als deutschen Schwank, Screwball-Komödie, Groteske und beklemmendes Drama. Das ist abwechslungsreich und Langeweile kommt da keine Sekunde auf." Dabei kann Schüttauf mit Handwerk überzeugen: "Es hat große Klasse, wie er sich auf die Kleist‘sche Sprachmelodie einlässt, sich als Dorfrichter Adam windet, wie er manipuliert, schamlos lügt, schleimt und droht", so Querner, der im gleichen Atemzug auch das restliche Ensemble des Chemnitzer Theaters lobt.

Ein Mann in Richterrobe und eine Frau in türkisem Hosenanzug sitzen an einem Tischchen mit Flasche und grünlichen Stielgläsern.
Der Richter Adam versucht zu verschleiern, dass er der eigentliche Schuldige ist. Bildrechte: Nasser Hashemi

Weitere Informationen "Der zerbrochene Krug" von Heinrich von Kleist"

Adresse:
Spinnbau
Altchemnitzer Straße 27
09120 Chemnitz

Dauer: 125 Minuten, eine Pause

Termine:
21. Februar, 19:30 Uhr

Figurentheater in Chemnitz: "Bilder deiner großen Liebe" nach Wolfgang Herrndorf

Isa bricht aus der Psychiatrie aus und sucht sich mit ihrem Tagebuch in der Hand einen Weg durch die Welt. Sie lässt sich treiben, schlägt sich durch, erlebt die Welt. Während der unvollendete Roman von Wolfgang Herrndorf unklar lässt, was wirklich real ist, spielt die Inszenierung von Katharina Kummer in Chemnitz geradezu mit dem Abstrakten und Eingebildeten.

Alles ist in Schwarz, Weiß und Rot getaucht. Claudia Acker und Charlie Casanova spielen beide Isa, die so ständig mit sich selbst ins Gespräch kommt. Die beiden Spielerinnen nutzen alle Mittel, die das Theater zu bieten hat, neben Schauspiel auch Pantomime und Puppenspiel. Die Kritikerin der "Freien Presse", Sarah Hofmann, warnt, dass hier nicht der Roman von Herrndorf in Reinform auf die Bühne kommt, ist aber überzeugt von der sehr konsequenten Lesart, die uns in den wilden Gedankenstrom von Isa einlädt.

Impressionen von der Aufführung der "Bilder einer großen Liebe" von Wolfgang Herrndorf in einer Bühnenfassung von Robert Koallin in Chemnitz.
Mit starken Farben und starkem Spiel kommt Herrndorfs Roman auf die Chemnitzer Bühne. Bildrechte: Nasser Hashemi

Weitere Informationen "Bilder deiner großen Liebe"
nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf

Adresse:
Spinnbau
Altchemnitzer Straße 27
09120 Chemnitz

Dauer: 80 Minuten, keine Pause

Termine:
21. Februar, 20 Uhr

Musical in Freiberg: "Doktor Schiwago" am Mittelsächsischen Theater

Seit seinem Erscheinen ist der Roman "Doktor Schiwago" von Boris Pasternak Kult: Vor der Kulisse der Revolution und des Bürgerkriegs am Beginn des 20. Jahrhunderts wird hier eine Liebesgeschichte erzählt, die unter den politischen Wirren der Zeit leidet. Juri wird von der Roten Armee gezwungen, als Arzt zu arbeiten. Immer wieder begegnet er dabei der Krankenschwester Lara, in die er sich verliebt, obwohl beide anderweitig vergeben sind.

Lucy Simon hat die Geschichte in ein Musical verwandelt, wobei sie auch auf Melodien der berühmten Verfilmung zurückgreift. Für die Regisseurin Barbara Schöne sind die Verliebten jedoch nicht das Opfer von Wirren der Zeit, sondern von Machtstreben und Gewalt-Verstrickungen. So wird das Musical auch zu einem Kommentar zu unserer aktuellen Zeit, deutet auf der Bühne Kriege aus tausenden Jahren Menschheitsgeschichte an und verweist auf aktuelle Konflikte. Das alles gelingt und überzeugt, meint Kritiker Hagen Kunze in der "Freien Presse".

Weitere Informationen "Doktor Schiwago"
Musical nach dem Roman von Boris Pasternak

Adresse:
Theater Freiberg
Borngasse 1
09599 Freiberg

Dauer: 180 Minuten, eine Pause

Termine:

23. Frebruar, 17 Uhr
25. Februar, 19:30 Uhr

Operette in Zwickau: "Die Fledermaus" im Gewandhaus

Mehrere Personen in Kleidern oder Zylindern stehen in grünem Nebel in kleinen Gruppen zusammen.
Die Zwickauer Fledermaus überrascht vor allem mit den Kost- Bildrechte: Christian Leischner

Die Partys von Prinz Orlofsky sind legendär. Darum empfiehlt Dr. Falke seinem Freund Gabriel von Eisenstein, sich dort nochmal gehen zu lassen, bevor er wegen einer Ordnungswidrigkeit ins Gefängnis muss. Doch Eisenstein ist sich nicht bewusst, dass alles nur eine Intrige ist. Dr. Falke will sich rächen, weil Eisenstein ihn nach einer durchzechten Nacht im Fledermaus-Kostüm zurückgelassen hat. In Zwickau wird das mit einer wilden Ballett-Nummer dargestellt.

Die beliebte Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauss lebt von absurden Verwechslungen: Zum Beispiel lässt sich die Affäre von Eisensteins Frau in seinem Namen inhaftieren. Dafür schafft es Eisenstein schließlich zur Party, wo er freudig mit einer Gräfin flirtet – ohne zu bemerken, dass es seine Frau ist. Die Inszenierung in Zwickau setzt ganz auf den Spaß: Während die Bühne eher schlicht ausgestattet ist, hat Ausstatterin Ella Späte bunte und wunderbare Kostüme geschaffen. Die scheinen beim Ensemble laut dem "Freie Presse"-Kritiker Torsten Kohlschein für viel Spielfreude zu sorgen. So wird die Aufführung zu einer "durch und durch kurzweiligen Angelegenheit".

Weitere Informationen "Die Fledermaus"
Operette von Johann Strauss

Adresse:
Gewandhaus Zwickau
Hauptmarkt
08056 Zwickau

Dauer: 170 Minuten, eine Pause

Termine:
28. Februar, 19:30 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 16. November 2024 | 10:10 Uhr

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