Eine Person bewegt sich auf eine Frau in pinkem Outfit zu und wird dabei von einer weiteren Person mit einem Tuch zurückgehalten.
In Zwickau gibt es einen bunten Maskenball auf der Bühne zu bestaunen. Bildrechte: Christian Leischner

Februar 2025 Theater in Chemnitz: Fünf besondere Stücke in der Kulturhauptstadt

24. Januar 2025, 10:33 Uhr

Auch 2025 locken die Bühnen rund um die Kulturhauptstadt Chemnitz mit spannenden Inszenierungen: Der Tatort- Schauspieler Jörg Schüttauf überzeugt als Dorfrichter Adam. Außerdem gibt es in Chemnitz eine Adaption von Herrndorfs "Bilder deiner großen Liebe". Das Zwickauer Theater überzeugt mit der Operetten "Die Fledermaus" und in Freiberg gibt es "Doktor Schiwago" als Musical. Entdecken Sie unsere Februar-Tipps – mit Adressen und Terminen, monatlich aktualisiert, damit Ihnen kein Highlight entgeht!

Schauspiel in Chemnitz: "Der zerbrochen Krug" mit Jörg Schüttauf

Krimi- und Tatort-Fans kennen Jörg Schüttauf vor allem als Kommissar Fritz Dellwo, der in Frankfurt Morde aufklärt. Für seine Rückkehr in seine Geburtsstadt Chemnitz wechselt er sozusagen die Seiten: Er ermittelt nicht, sondern verhandelt als Dorfrichter Adam im Klassiker "Der zerbrochene Krug" von Heinrich von Kleist. Marthe Rulls hat Ruprecht Tümpel angeklagt, in ihrer Wirtschaft einen Krug zerbrochen zu haben. Doch der erzählt eine andere Version des Abends, in der er einen Mann aus dem Zimmer seiner Tochter vertreibt. Allmählich wird klar: Der Dorfrichter soll über sich selbst richten. Kleist erzählt in seinem Stück voller Humor von Korruption und Machtmissbrauch. Das hat der Chemnitzer Regisseur Christian Schmidt großartig herausgearbeitet, meint in der "Freien Presse" der Kritiker Maurice Querner: "Schmidt erzählt seinen 'Krug' als deutschen Schwank, Screwball-Komödie, Groteske und beklemmendes Drama. Das ist abwechslungsreich und Langeweile kommt da keine Sekunde auf." Dabei kann Schüttauf mit Handwerk überzeugen: "Es hat große Klasse, wie er sich auf die Kleist‘sche Sprachmelodie einlässt, sich als Dorfrichter Adam windet, wie er manipuliert, schamlos lügt, schleimt und droht", so Querner, der im gleichen Atemzug auch das restliche Ensemble des Chemnitzer Theaters lobt.

Ein Mann in Richterrobe und eine Frau in türkisem Hosenanzug sitzen an einem Tischchen mit Flasche und grünlichen Stielgläsern.
Der Richter Adam versucht zu verschleiern, dass er der eigentliche Schuldige ist. Bildrechte: Nasser Hashemi

Weitere Informationen "Der zerbrochene Krug" von Heinrich von Kleist"

Adresse:
Spinnbau
Altchemnitzer Straße 27
09120 Chemnitz

Dauer: 125 Minuten, eine Pause

Termine:
16. Februar, 18 Uhr
21. Februar, 19:30 Uhr

Schauspiel im Erzgebirge: "Universum vs. Alex Woods" in Annaberg-Buchholz

Das Universum ist so groß, dass theoretisch alles passieren kann. Es ist auch möglich, dass ein zehnjähriger Junge in seiner Küche in irgendeiner Kleinstadt am Kopf von einem Meteoriten getroffen wird. Das ist Alex Woods widerfahren, der seitdem nicht nur mit dem Erwachsenwerden zurechtkommen muss, sondern auch mit Epilepsie. Dann lernt er den todkranken Mr. Peterson kennen. Die beiden teilen die Begeisterung für den Ausnahme-Autor Kurt Vonnegut und die Faszination für seine Alien-Rasse der Tralfamadorianer verbindet. Am Winterstein-Theater in Annaberg-Buchholz wurde der Roman von Gavin Extence in der Fassung von Marisa Wendt auf die Bühne gebracht. Natürlich kommt in der kurzen Inszenierung nicht jedes Detail aus dem Buch zur Geltung, bedauert der Kritiker Georg Kasch auf "nachtkritik", doch er ist begeistert von den Bildern, die auf der Bühne entstehen: Am Anfang hängen zahlreiche Gegenstände von der Decke, wie ein fragiles Perpetuum mobile. Denn letztlich geht es darum, was im Leben gewiss ist und wie man der Zukunft offen entgegenblickt.

Eine Person mit einem Haardutt schaut auf einen Felsbrocken, der von der Decke hängt.
Seit Alex Woods in der Küche von einem Asteroiden am Kopf getroffen wurde, hat sich alles geändert. Bildrechte: Dirk Rückschloß / Pixore Photography

Weitere Informationen "Universum vs. Alex Woods – Die Zeit läuft"
von Marisa Wendt
nach dem Roman von Gavin Extence

Adresse:
Eduard-von-Winterstein-Theater Annaberg-Buchholz
Buchholzer Straße 67
09456 Annaberg-Buchholz

Termine:
26. Januar, 18 Uhr
7. Februar, 19:30 Uhr

Figurentheater in Chemnitz: "Bilder deiner großen Liebe" nach Wolfgang Herrndorf

Isa bricht aus der Psychiatrie aus und sucht sich mit ihrem Tagebuch in der Hand einen Weg durch die Welt. Sie lässt sich treiben, schlägt sich durch, erlebt die Welt. Während der unvollendete Roman von Wolfgang Herrndorf unklar lässt, was wirklich real ist, spielt die Inszenierung von Katharina Kummer in Chemnitz geradezu mit dem Abstrakten und Eingebildeten. Alles ist in Schwarz, Weiß und Rot getaucht. Claudia Acker und Charlie Casanova spielen beide Isa, die so ständig mit sich selbst ins Gespräch kommt. Die beiden Spielerinnen nutzen alle Mittel, die das Theater zu bieten hat, neben Schauspiel auch Pantomime und Puppenspiel. Die Kritikerin der "Freien Presse", Sarah Hofmann, warnt, dass hier nicht der Roman von Herrndorf in Reinform auf die Bühne kommt, ist aber überzeugt von der sehr konsequenten Lesart, die uns in den wilden Gedankenstrom von Isa einlädt.

Impressionen von der Aufführung der "Bilder einer großen Liebe" von Wolfgang Herrndorf in einer Bühnenfassung von Robert Koallin in Chemnitz.
Mit starken Farben und starkem Spiel kommt Herrndorfs Roman auf die Chemnitzer Bühne. Bildrechte: Nasser Hashemi

Weitere Informationen "Bilder deiner großen Liebe"
nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf

Adresse:
Spinnbau
Altchemnitzer Straße 27
09120 Chemnitz

Dauer: 80 Minuten, keine Pause

Termine:
24. Januar, 20 Uhr
21. Februar, 20 Uhr

Musical in Freiberg: "Doktor Schiwago" am Mittelsächsischen Theater

Seit seinem Erscheinen ist der Roman "Doktor Schiwago" von Boris Pasternak Kult: Vor der Kulisse der Revolution und des Bürgerkriegs am Beginn des 20. Jahrhunderts wird hier eine Liebesgeschichte erzählt, die unter den politischen Wirren der Zeit leidet. Juri wird von der Roten Armee gezwungen, als Arzt zu arbeiten. Immer wieder begegnet er dabei der Krankenschwester Lara, in die er sich verliebt, obwohl beide anderweitig vergeben sind. Lucy Simon hat die Geschichte in ein Musical verwandelt, wobei sie auch auf Melodien der berühmten Verfilmung zurückgreift. Für die Regisseurin Barbara Schöne sind die Verliebten jedoch nicht das Opfer von Wirren der Zeit, sondern von Machtstreben und Gewalt-Verstrickungen. So wird das Musical auch zu einem Kommentar zu unserer aktuellen Zeit, deutet auf der Bühne Kriege aus tausenden Jahren Menschheitsgeschichte an und verweist auf aktuelle Konflikte. Das alles gelingt und überzeugt, meint Kritiker Hagen Kunze in der "Freien Presse".

Weitere Informationen "Doktor Schiwago"
Musical nach dem Roman von Boris Pasternak

Adresse:
Theater Freiberg
Borngasse 1
09599 Freiberg

Dauer: 180 Minuten, eine Pause

Termine:
15. Februar, 19:30 Uhr
23. Frebruar, 17 Uhr
25. Februar, 19:30 Uhr

Operette in Zwickau: "Die Fledermaus" im Gewandhaus

Mehrere Personen in Kleidern oder Zylindern stehen in grünem Nebel in kleinen Gruppen zusammen.
Die Zwickauer Fledermaus überrascht vor allem mit den Kost- Bildrechte: Christian Leischner

Die Partys von Prinz Orlofsky sind legendär. Darum empfiehlt Dr. Falke seinem Freund Gabriel von Eisenstein, sich dort nochmal gehen zu lassen, bevor er wegen einer Ordnungswidrigkeit ins Gefängnis muss. Doch Eisenstein ist sich nicht bewusst, dass alles nur eine Intrige ist. Dr. Falke will sich rächen, weil Eisenstein ihn nach einer durchzechten Nacht im Fledermaus-Kostüm zurückgelassen hat. In Zwickau wird das mit einer wilden Ballett-Nummer dargestellt. Die beliebte Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauss lebt von absurden Verwechslungen: Zum Beispiel lässt sich die Affäre von Eisensteins Frau in seinem Namen inhaftieren. Dafür schafft es Eisenstein schließlich zur Party, wo er freudig mit einer Gräfin flirtet – ohne zu bemerken, dass es seine Frau ist. Die Inszenierung in Zwickau setzt ganz auf den Spaß: Während die Bühne eher schlicht ausgestattet ist, hat Ausstatterin Ella Späte bunte und wunderbare Kostüme geschaffen. Die scheinen beim Ensemble laut dem "Freie Presse"-Kritiker Torsten Kohlschein für viel Spielfreude zu sorgen. So wird die Aufführung zu einer "durch und durch kurzweiligen Angelegenheit".

Weitere Informationen "Die Fledermaus"
Operette von Johann Strauss

Adresse:
Gewandhaus Zwickau
Hauptmarkt
08056 Zwickau

Dauer: 170 Minuten, eine Pause

Termine:
28. Februar, 19:30 Uhr

FÜR KURZENTSCHLOSSENE

Tanztheater in Chemnitz: "Wieso ist die Nase blau" über Karl Schmidt-Rottluff

Karl Schmitt-Rotluff ist einer der berühmtesten Söhne von Chemnitz. Der Maler wurde 1884 geboren und gilt als einer der zentralen Vertreter des Expressionismus. Viele seiner Werke sind heute in den Chemnitzer Kunstsammlungen zu sehen. Nebenan wird aus dem Leben des Künstlers erzählt – und zwar mit den Mitteln des Tanzes. Am Anfang wirkt noch alles gediegen, Männer und Frauen in einfarbigen Anzügen tanzen in klassischer Art zwischen leeren Bilderrahmen. Doch diese Idylle endet bald, Personen in Schwarz verkörpern mit zuckenden Bewegungen den Nationalsozialismus. Im Zentrum tanzen – so wie im gesamten Stück "Wieso ist die Nase blau" von Katarzyna Kozielska – Karl und seine Frau Emy. Sie tanzen zwischen den Gewalttätern, ein Symbol für die innere Emigration des Künstlers. "Das ist mit zahlreichen Hebungen und Drehungen brillant getanzt, und doch wirkt die Schönheit und Innigkeit trügerisch in Anbetracht des Schreckens um sie herum", berichtet die Kritikerin Ulrike Kolter in "Die deutsche Bühne". So geht der Abend durch das gesamte Künstlerleben, Jean-Blaise Druenne und Natalia Krekou brillieren.

Ein Mann in Schwarz hebt eine Frau in weißem Kleid in die Höhe.
Im Zentrum geht im Chemnitzer Ballett um die Beziehung zwischen Karl und Emy. Bildrechte: Ida Zenna

Weitere Informationen "Wieso ist die Nase blau"
Tanzabend von Katarzyna Kozielska zu Leben und Werk des expressionistischen Malers Karl Schmidt-Rottluff

Adresse:
Opernhaus
Theaterplatz 2
09111 Chemnitz

Dauer: 105 Minuten, eine Pause

Termine:
31. Januar, 19:30 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 16. November 2024 | 10:10 Uhr

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