Gastland-Highlights Von Mundart bis Funk: Sieben Tipps für Musik aus Deutschland beim Rudolstadt Festival
Hauptinhalt
04. Juli 2024, 10:41 Uhr
Beim Rudolstadt Festival 2024 ist Deutschland das muskalische Gastland. Zur Ausgabe vom 4. bis 7. Juli sind gestandene Folkbands wie JAM eingeladen, aber auch Newcomer, Pendler zwischen Mundart, Hip Hop, Jazz, multiethnischen Klangwelten. Zu erleben sind Bukahara, Tworna, die Exil-Bayern von dicht und ergreifend oder Jamila & The Other Heroes. So gibt es Musik ohne Grenzen, die zeigt, wie vielfältig und multikulturell Folk hierzulande sein kann. Unsere sieben Empfehlungen für Gastland-Konzerte:
Inhalt des Artikels:
Leléka: Ukraine im Herzen
Die ukrainische Sängerin Viktoria Leléka ist neuerdings auch im Avantgardepop unterwegs, aber Leléka – ihre preisgekrönte Jazzband – bleibt ein Herzensprojekt. Das Quartett verbindet Freiheit und Verspieltheit, Vertrautheit und Experimentierlust. Die berückend vielgestaltige Stimme von Viktoria Leléka trägt die Lieder bis in den Donbas – dorthin, wo sie herstammt – oder in winzige Dörfer in anderen Teilen der Ukraine und wieder zurück. Für das Album "Sonce u Serci" wurden sie als "Band des Jahres 2022" beim Deutschen Jazzpreis nominiert.
Weitere Informationen
Wann und wo?
Freitag, 5. Juli, 22 Uhr: Bühne Bauernhäuser
Samstag, 6. Juli, 15 Uhr: Theater im Stadthaus
Jamila & The Other Heroes: Musik ohne Grenzen
Mit psychedelischem Desert Funk baut die Band um Sängerin Jamila Al-Yousef – Tochter eines palästinensischen Flüchtlingsvaters – ein Haus aus tanzbarer Musik ohne Mauern. Es geht um Diaspora-Erzählungen, aber nicht nur. Die Bandmitglieder mit familiärem Hintergrund in Syrien, Palästina, Italien und Kolumbien singen auf Arabisch und Englisch, mixen psychedelische Gitarrenriffs, surfige Basslinien, Afrobeat, Hip Hop und Drumbeats. Ihre Botschaft: "Lasst uns unsere Superkräfte entdecken und die Welt zu einem besseren Ort machen", auch auf dem Album Bazaar Bizarre.
Weitere Informationen
Wann und wo?
Samstag, 6. Juli, 18:30 Uhr: Bauernhäuser
Sonntag, 7. Juli, 13 Uhr: Konzertbühne im Heinepark
dicht und ergreifend: Beats mit Hirn und Sinn
"Endlich wieder Beats mit Hirn und Sinn", schrieb ein Fan unter das epische Video zu "Es werde Dicht", was auch der Titel des aktuellen Albums ist, das auf Platz 6 in den offiziellen Hip-Hop-Album-Charts einstieg. Nicht nur in Bayern ist die Band Kult, sie spielte schon mit Kraftklub in Kiew. Und es geht nicht allein um Abtanzen zu Mundartreimen, so positioniert man sich in "Ned dahoam" – einer der wichtigsten Songs der Band – gegen Diskriminierung und Fremdenhass. "Die nach Berlin ausgewanderten Dorfkinder George Urkwell und Lef Dutti sind immer auch Satiriker, die sich Eliten vorknöpfen und alles, was in ihren Augen stinkt", schrieb die Süddeutsche Zeitung, schlicht und ergreifend.
Weitere Informationen
Wann und wo?
Samstag, 6. Juli, 19 Uhr: Konzertbühne im Heinepark
Bukahara: warm, tanzbar und melancholisch
"Deine Füße bewegen sich weiter, auch wenn die Nacht kalt ist", singen Bukahara in "Happy". Man kann sich nicht sattsehen an den Gesichtern der Tanzenden im Video dazu. Warm, tanzbar und eine Spur melancholisch ist der Sound dieser Band, die auf dem Balkan, bei Folk, Pop, Swing und in arabischen Kulturen wildert. Als der syrisch-palästinensische Perkussionist Ahmed Eid – gerade hat er eine Solo EP herausgebracht – an den Rhein kam, traf er den Sänger Soufian Zoghlami, der Gitarrist hat tunesische Wurzeln und schreibt die meisten Bukahara-Songs, und den Schweizer Geiger Daniel Avi Schneider. Der Jazzposaunist Max von Einem steuert starke und sanfte Bläserklänge bei. All die anderen Instrumente und neuen Songs entdeckt man am besten live.
Weitere Informationen
Wann und wo?
Samstag, 6. Juli, 21 Uhr: Große Bühne im Heinepark
Tworna: Zaubern und experimentieren an den Saiten
Tworna ist der slawische Name des Dorfes Quohren bei Dresden, wo die Nyckelharpa-Spielerin Caterina Other und der Gitarrist und Komponist Frieder Zimmermann leben und das gleichnamige Trio verwurzelt ist. Komplett wird Tworna mit der Sängerin und Waldzither-Enthusiastin Jessica Jäckel, die sich zwischen Rock und Pop bewegt, aber deutschsprachige Volkslieder liebt. Tworna öffnen Liedgut des 13. bis 19. Jahrhunderts für Improvisation und auch mal für ein Daumenklavier oder verzerrte Gitarren. Für das Debütalbum "Tworna" erhielt das Trio den Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik: "Deutscher Folk zwischen Pop und Weltmusik wird hier gespielt von einem luftigen, fein interagierenden Trio", urteilte die Jury.
Weitere Informationen
Wann und wo?
Sonntag, 7. Juli, 11 Uhr: Theater im Stadthaus
The Düsseldorf Düsterboys: Bossa Nova aus Essen
Alles ist ironiegetränkt, viele Liedtexte, sogar der Bandname, denn Peter Rubel und Pedro Goncalves Crescenti leben in Essen. Das Debütalbum "Nenn mich Musik" reiste zurück in die 60er- und 70er-Jahre, mit schönen Gitarrenklängen, schleppendem Gesang, lakonischen Texten, Backvocals und Röhrenverstärker. Unglaublich leicht schweben diese Songs, sanft gehen sie "auf Abstand zur Schwere unserer Existenz", schreibt das Festival. The Düsseldorf Düsterboys brachten den deutschen Folkpop auf ein neues Level und haben im Osten der Republik noch Geheimtipp-Status, damit ist jetzt hoffentlich Schluss.
Weitere Informationen
Wann und wo?
Sonntag, 7. Juli, 15 Uhr: Burgterasse
JAMS: Tanz den Wams weg
JAMS ist eines der erfolgreichsten deutschen Folkkollektive: Jo Meyer (Dudelsack, Drehleier, Akkordeon), Michael Zimmermann (Kontrabass) und Andy Wieczorek (Saxophon) gründeten die Band 1980 in der DDR, denn JAMS bedeutet nichts Anderes als "Jo-Andy-Micha-Session". JAMS wurde nach 1989 eine der umtriebigsten Ost-West-Folkbands, immer mit Fokus auf Tanzmusik, denn ohne sie war das ostdeutsche Folktanzrevival undenkbar. Heute gibt es auch niederdeutsche Texte und Lieder, denn "JAMS ist eine lebendige Folk-Familie, und auch nach längeren Pausen findet diese starke Band immer wieder zueinander – und zu ihrem Publikum".
Weitere Informationen
Wann und wo?
Sonntag, 7. Juli, 21:45 Uhr: Große Bühne im Heinepark
Redaktionelle Bearbeitung: Viktoria Adler
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 04. Juli 2024 | 06:30 Uhr