So 11.08. 2024 13:00Uhr 360:00 min

Der Schriftsteller Wilhelm Bartsch schaut ruhig und bestimmt den Betrachter an.
Der Schriftsteller Wilhelm Bartsch schaut ruhig und bestimmt den Betrachter an. Bildrechte: Mario Schneider
MDR KULTUR - Das Radio So, 11.08.2024 13:00 19:00
MDR KULTUR - Das Radio So, 11.08.2024 13:00 19:00

MDR KULTUR am Sonntagnachmittag

MDR KULTUR am Sonntagnachmittag

  • Stereo
* 13:15 Uhr - "Landschaftsbilder" Nicolas Lange kämpft für mehr Vielfalt in seiner "Haamit"
"Deutsch und frei" war das Erzgebirge schon lange, wie es in seiner heimlichen Hymne des Nationaldichters Anton Günter heißt. Also konservativ und heimattreu, und vor der AfD konnte die CDU hier auf eine Hausmacht vertrauen. Aber dieses gängige Bild einer geschlossenen Gesellschaft ist ein einseitiges. Man kann seine "Haamit" lieben und dennoch weltoffen und innovativ sein. Auch junge Leute fühlen sich hier ganz zuhause und wollen dieses Haus doch verändern, dynamisieren, Rituale aufbrechen. Ein Student aus Lauter zwischen Aue und Schwarzenberg zum Beispiel. Sein Bedürfnis, sich zivilgesellschaftlich zu engagieren, wuchs mit Anfang 20. Jetzt ist er der Motor eines Jugendprojektes in Bad Schlema. MIchael Bartsch hat den klugen und gewinnend lächelnden Niclas Lange im Erzgebirge besucht.

* 13:30 Uhr - Wetter & Verkehr

* 13:45 Uhr - Der Stichtag: 1879 Frieda Freiin von Richthofen geboren
Geliebte von Max Weber und des Psychoanalytikers Otto Groß, später eine skandalträchtige Ehe mit D.H. Lawrence. Frieda von Richthofen führte ein unkonventionelles Leben. Von Thomas Hartmann.

* 14:15 Uhr - Schönes Buch: Holger Teschke "Möwen"
Noch ist Sommer und der Inbegriff aller Sommerfreuden ist ein Tag am Meer.
Der Sound, mit dem diese Tage unterlegt sind, setzt sich zusammen aus Meeresrauschen und dem Schreien der Möwen. Und diese Möwen gehören in die Küstenorte, wie bei uns Tauben und Krähen.
Dort sind sie allerdings nicht nur romantisch verklärte Sturmvögel, sondern gelten auch als Störenfriede, die Gebäude verschmutzen und den Gästen an der Strandpromenade das Fischbrötchen aus der Hand jagen.
Davon, und vom Leben der Möwen jenseits der Menschensiedlungen erzählt der Theaterautor Holger Tescheke in seinem kleinen Band "Möwen - ein Porträt". Teschke, der aus Sassnitz auf der Insel Rügen stammt, hat ihn in der Reihe Naturkunden von Matthes und Seitz vorgelegt. (Es ist Band 101. Vor mehr als 10 Jahren hatte Teschke für diese Reihe schon ein Buch über den Hering verfaßt, Band9). Sabine Frank stellt das Buch vor.

* 14:30 Uhr - Wetter & Verkehr

* 14:45 Uhr - Musikgeschichtliche Forschung am Stadtrand
Wir führen Sie nun nach Italien, dem vielfachen Sehnsuchts- und Inspirationsort, gerade im künstlerischen Bereich. Verbindungen zwischen Deutschland und Italien gibt es in der Musik und in der Musikwissenschaft viele, doch nur die wenigsten wissen, dass das berühmte und altehrwürdige Deutsche Historische Institut (DHI) in Rom auch eine eigene musikwissenschaftliche Abteilung hat.
Dort ist man sehr aktiv: nicht nur in Sachen Forschung und Publikationen, sondern auch mit Konzerten und Vorträgen. Und: es ist das einzige nicht-italienische Musikforschungsinstitut in Rom und Italien. Ein musikwissenschaftliches Unikum. Was machen die da an der Musikgeschichten Abteilung des Deutschen Historischen Instituts in Rom? Ein Besuch von Thomas Migge.

* 15:05 Uhr - MDR KULTUR Diskurs: Neue Gedichte von und mit Wilhelm Bartsch: Hohe See und niemands Land
Der Dichter Wilhelm Bartsch im Gespräch mit Katrin Wenzel
Wovon Wilhelm Bartsch zu erzählen weiß, hat immer mit dem Hier und Jetzt zu tun. Um sich dieser Gegenwart bewusst zu werden, greift der Dichter allerdings weit aus. Mitunter bis nach Ginnungagap, das nach der altnordischen Sagendwelt der Edda den leeren Raum am Anfang allen Weltgeschehens bezeichnet. Auch auf sie trifft man in Bartschs Gedichten - bis heute Zentrum seines weitläufigen literarischen Werks. In diesem Jahr ist ein neuer Lyrikband des seit vielen Jahren in Halle lebenden Dichters erschienen: "Hohe See und niemands Land" heißt er. Und "Farewell", "Fahre wohl", ist das Leitmotiv der Texte, mit denen sich Bartsch als Reisender und Meister des klassischen Sonetts vorstellt. Weshalb er diese Form bevorzugt, welche Weltgegenden mit seinen Gedichten zu besichtigen sind und wer zu seinem literarischen Koordinatensystem gehört, darüber hat er mit MDR KULTUR-Redakteurin Katrin Wenzel gesprochen.
Wilhelm Bartsch geb. 1950 in Eberswalde, lebt in Halle / Saale. Er studierte Philosophie in Leipzig. Sonderkurse und Dozentur am dortigen Literaturinstitut. Arbeit in etlichen Berufen mit zwei weiteren Facharbeiterbriefen. Er erhielt diverse Arbeits- und Aufenthaltsstipendien im In- und Ausland und u. a. den Brüder-Grimm-Preis und den Wilhelm-Müller-Preis. Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste und Ehrenmitglied der Union der armenischen Schriftsteller. Er schreibt Gedichte, Romane, Erzählungen und Essays, zuletzt u. a. »Frankensteinmonstrum. Lyrische Collage«, Edition Thurnhof, Horn 2017; »Gotische Knoten. Gedichte«, Edition Ornamente, Jena 2017, »Neun Irrfahrten zu Hilbig. Essay (Nachwort) zu Hilbig«, Werke, Band 7, Frankfurt a. M. 2021.

* 15:30 Uhr - Wetter & Verkehr

* 16:05 Uhr - MDR Kultur "Großen Fragen in 10 Minuten" - Denken Menschen, die fremde Sprachen sprechen, anders?
Auf dieser Welt gibt es ca. 7000 Sprachen und manche können verschiedener nicht sein. Sie hören sich unterschiedlich an, haben Begriffe für Dinge, die es in anderen Sprachen gar nicht gibt. Engländer zum Beispiel platzieren etwas im Schrank und haben dafür ein Wort: put. Wir deutschen stellen die Schuhe in den Schrank, legen das Hemd hinein und hängen das Kleid in den Schrank. Und das ist nur ein Beispiel. Die Frage ist, was macht das mit uns, mit unserem Denken mit unserer Sicht auf die Welt. Karsten Möbius hat sich die Frage gestellt: Denken Menschen, die andere Sprachen sprechen, anders?

* 16:30 Uhr - Wetter & Verkehr

* 16:45 Uhr - Alles über Geld. Es liest Jutta Hoffmann
"Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose." Mit diesem Satz hat die amerikanische Schriftstellerin Gertrude Stein sich in die Annalen der Literatur und des Feuilletons eingeschrieben. Aber darüber hinaus ist sie in Deutschland heute wenig bekannt. Zu ihren Lebzeiten allerdings war sie eine berühmte Persönlichkeit im Paris der 1920er und 30er Jahre. Vor allem ihre avantgardistische Lebensweise erregte Aufsehen. Gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Alice B. Toklas führte sie einen Salon, in dem sich die Pariser Künstlerszene traf. Heute gilt Gertrude Stein als 'Mutter der Moderne'. Doch sie war mehr als eine Muse, von der sich Künstler wie Picasso oder Matisse inspirieren ließen. Die Amerikanerin in Paris hat nicht nur mit ihrer Sprache alle Konventionen durchbrochen, sondern mit ihrer ganzen Lebensweise, die für eine Frau von damals geradezu revolutionär war. Heute erscheint sie uns ihrer Zeit um einige Jahrzehnte voraus. Für die "Saturday Evening Post" schrieb Gertrude Stein 1936 fünf kurze Texte über das liebe und immer wieder leidige Thema "Geld". Und daraus liest jetzt Jutta Hoffmann.

* 17:05 Uhr - MDR KULTUR Folk und Welt

* 18.05 -Uhr - MDR KULTUR trifft... Richard Jäger, Gründer des Pfarrgarten Erdenreich in Schildau
MDR KULTUR und MDR KLASSIK ehren in diesem Jahr mit einem "Sommergesang" Kulturinitiativen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Als Dank für die gemeinschaftsstiftende Arbeit singt der MDR Rundfunkchor vom 23. bis 26 August bei ihnen vor Ort. 120 Bewerbungen gingen ein. Aufgrund der beeindruckenden Resonanz werden statt der ursprünglich geplanten sechs nun zwölf Kulturvereinigungen mit einem für sie arrangierten Konzert beschenkt. Am 24. August 14.30 Uhr kommt der "Sommergesang" im Pfarrgarten Erdenreich im sächsischen Schildau zur Aufführung.
Seit 2018 arbeiten Enthusiasten um den gelernten Landwirt, studierten Bodenwissenschaftler, freiberuflichen Kirchenmusiker und Klavierlehrer Richard Jäger an der Idee ein "Erdenreich" im 9000 Quadratmeter großen Schildauer Pfarrgarten zu schaffen. Richard Jäger und seine Frau, Pfarrerin der evangelischen Gemeinde in Schildau und 16 Gemeinden im Umland betreuend, übernahmen vor sieben Jahren das verwilderte und heute unter Denkmalschutz stehende Areal. Ein Naturgarten für die Umweltbildung soll es werden, Schulgarten für die Grundschulkinder, Nutzgarten für die Kirchengemeinde, Blühwiese, Schul-Imkerei und Naturreservat.
Die alte Pfarrscheune ist inzwischen saniert, bietet Raum für Kultur- und Informationsveranstaltungen, aber auch für Filmvorführungen. Das Vorhaben wird mit Mitteln aus dem Entwicklungsprogramm für den Ländlichen Raum des Freistaates Sachsen im Rahmen der Europäischen LEADER-Förderung unterstützt, sowie dem EKD Kulturbüro und über Spenden und ehrenamtliches Engagement entwickelt.
In Laer im Kreis Steinfurt im Münsterland wurde Richard Jäger 1968 geboren. Nach einer Ausbildung zum Landwirt, besuchte er die Fachhochschule in Münster und leistete von 1990 bis 1991 seinen Zivildienst in einem Altenpflegeheim katholischer Ordensschwestern. Anschließend arbeitete Richard Jäger in seinem erlernten Beruf als Landwirt, bis ein Arbeitsunfall ihn für lange Zeit aus dem bisherigen Leben riß.
Von 1994 bis 1996 studierte er Agrarwissenschaften an eine Fachhochschule in Osnabrück, dem sich ein Studium der Bodenwissenschaften mit Diplomabschluß anschloß. 2002 bis 2005 studierte Richard Jäger an der Hochschule für Kirchenmusik in Halle, absolvierte bis 2007 noch eine Ausbildung zum Kirchenmusiker mit dem Abschluß C-Diplom. Seit 2007 arbeitet er als freiberuflicher Musiker und Klavierlehrer.
Moderation: Carsten Tesch
Redaktion: Angelika Zapf

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