MDR KULTUR - Lesezeit | 100. Todestag von Joseph Conrad (3. August 1924) Der Geheimagent (Folge 8 von 15)

Im London am Ende des 19. Jahrhunderts versucht eine ausländische Gesandtschaft, die öffentliche Meinung gegen die in der Stadt lebenden Revolutionäre aufzuwiegeln, um die englischen Behörden zu deren Verfolgung und Auslieferung zu bewegen.

Adolf Verloc, zu Müßiggang und Geheimniskrämerei neigend, hat sich als agent provocateur von einer fremden Macht anwerben lassen, leistet aber zugleich der englischen Polizei Spitzeldienste. Zur Tarnung hat Verloc mit der um viele Jahre jüngeren Winnie einen kleinbürgerlichen Hausstand gegründet, dem auch seine Schwiegermutter und sein Schwager Stevie angehören.

Zu demselben Zweck unterhält Verloc einen kleinen Laden. Winnie weiß nichts vom Doppelleben ihres Mannes, und dass in ihrer Wohnung merkwürdige Besucher - die führenden Anarchisten der Insel - außergewöhnliche Gespräche führen, stimmt sie nicht weiter nachdenklich. Ihr einziges Interesse und ihre ganze Liebe gehören dem jüngeren und geistig zurückgebliebenem Bruder, dessen wirtschaftliche Existenz sie durch ihre Heirat gesichert zu haben glaubt. Ihr Mann allerdings gibt sich der Täuschung hin, um seiner selbst willen geliebt zu werden.

Zu Beginn des Romans wird Verloc nach elf Jahren geruhsamen Dienstes von seinem neuen ausländischen Auftraggeber, Herrn Vladimir, mit der Mission betraut: innerhalb eines Monats soll er die Anarchisten zu einem Sprengstoffanschlag auf die Sternwarte in Greenwich anstiften. Verloc weiß jedoch, dass keiner sich dazu bereitfinden wird und leitet das Unternehmen selbst in die Wege. Das Unternehmen scheitert mit tragischen Folgen...


Joseph Conrad, geboren am 3. Dezember 1857 als Józef Teodor Konrad Korzeniowski bei Berchitschew/Ukraine, gestorben am 3. August 1924 in Bishopsbourne/Kent. Unter russischer Herrschaft geboren, mit Polnisch als Muttersprache und Französisch als Umgangssprache aufgewachsen, wurde er Kapitän der Britischen Handelsmarine und ein englischer Erzähler von Weltrang.

Conrad schrieb in englischer Sprache, die er erst mit 19 Jahren lernte. Schauplätze seiner Romane und Erzählungen sind das Meer und oft exotische Länder. Zu seinen bekanntesten Werken gehören "Der Verdammte der Inseln" 1896, "Herz der Finsternis", 1899 (das Buch war die Vorlage für Coppolas Film "Apokalypse Now"), "Lord Jim" 1900 und "Der Geheimagent", 1907. Der MDR produzierte 2023 auch seinen Roman "Mit den Augen des Westens" als Lesung mit dem Schauspieler Sylvester Groth.


Jürgen Holtz, 1932 in Berlin geboren, spielte seit Mitte der 1950er Jahre fast ununterbrochen Theater. Er war engagiert an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg Platz, dem Deutschen Theater Berlin, dem Berliner Ensemble, dem Residenztheater München, den Schauspielhäusern Hamburg, Frankfurt und Zürich.

Auch im Rundfunk, Film und Fernsehen wirkte Jürgen Holtz mit. Hier wurde er einem breiten Fernsehpublikum vor allem in der Rolle des "Motzki" in der gleichnamigen ARD-Serie bekannt. 1993 wurde Jürgen Holtz Schauspieler des Jahres. Er ist Preisträger unter anderem des Adolf-Grimme-Preises, des Gertrud-Eysoldt-Rings, des Berliner Theaterpreises der Stiftung Preußische Seehandlung und des Konrad-Wolf-Preises der Akademie der Künste. Jürgen Holtz verstarb am 21. Juni 2020 in Berlin.

(28 Min.)

Mitwirkende
Regie: Klaus Zippel
Bearbeitung: Steffen Moratz
Produktion: MDR 2004

Darsteller
Mitwirkende:
Jürgen Holtz