Lesezeit | 16.12. 2024 bis 16.01. 2025 André Kubiczek: Nostalgia
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13. Dezember 2024, 04:00 Uhr
Eine Laotin in der DDR – "Nostalgia" erzählt vom Ankommen und Anpassen
1968: Die junge Laotin Teo kommt am Berliner Ostbahnhof an. Es ist die Liebe, die sie in die DDR führt, weit weg von ihrer Familie. Ihren Mann hat sie während des Studiums in Moskau kennengelernt. Doch das neue Leben in Potsdam, ein scheinbar sozialistisches Idyll, ist schwer. Auch mit perfektem Deutsch kommt sie gegen die Fremdheit, die sie als Asiatin jeden Tag zu spüren bekommt, nicht an.
Weihnachten 1982: André, Teos Sohn, ist zwölf und wünscht sich nur eines: Den Schikanen seiner Lehrerin entgehen und möglichst nicht auffallen, was nicht so einfach ist als halblaotischer DDR-Bürger und zudem mit einem jüngeren Bruder mit Behinderung. "Schlitzauge"-Rufe von seinen Mitschülern ist er inzwischen gewohnt. Er überlegt: Wenn er die blonde Hanka heiratet, dann würden seine Kinder später nicht mehr als "Schlitzaugen" beschimpft.
Trotzdem ist das Leben eigentlich schön – solange Andrés Mutter nicht wieder krank wird, solange sein Bruder nicht ausrastet, solange die Mutter und die Großmutter sich vertragen. Umrahmt wird das Aufwachsen vom Pop-Soundtrack der 80er-Jahre. Doch dann erschüttern mehrere Schicksalsschläge die Familie ...
André Kubiczek erzählt von der Beziehung zu seiner Mutter, die versuchte, in der Fremde eine Heimat zu finden. Dabei entsteht ein eigenes Bild vom Leben in der DDR – aus der Perspektive einer binationalen Familie.
Mama sieht nicht aus wie jemand, der ohne Akzent deutsch spricht. Bevor die Leute Mama reden hören, können sie Mama sehen. Denn das Licht ist bekanntlich schneller als der Schall.
Über den Schriftsteller André Kubiczek
André Kubiczek, 1969 in Potsdam geboren, lebt in Berlin. Er ist der Sohn des Staatswissenschaftlers Wolfgang Kubiczek. Seine Mutter, eine Laotin, hatte seinen Vater in Moskau während des Studiums kennengelernt. Als seine Mutter starb, lebte er eine Zeit lang in Halle an der Saale. Sein Studium der Germanistik in Leipzig und Bonn brach er ab. Seitdem lebt und arbeitet er als freier Schriftsteller. 2002 erschien sein Debüt-Roman "Junge Talente". 2007 wurde er mit dem Candide-Preis ausgezeichnet. "Skizze eines Sommers" (2016) stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Zuletzt erschienen "Straße der Jugend" (2020) und "Der perfekte Kuss" (2022). "Nostalgia" war 2024 für den Deutschen Buchpreis nominiert, der Roman erschien wie alle seine Bücher im Rowohlt Verlag.
Über den Schauspieler Patrick Güldenberg
Patrick Güldenberg wurde 1979 in Hamburg geboren und stand schon als Kind vor der Kamera: für die Kinderserie "Neues vom Süderhof". Sein erster Kinofilm war 1999 "Sonnenallee". Theaterengagements führten ihn unter anderem an das Deutsche Schauspielhaus Hamburg, an das Schauspielhaus Zürich, an die Volksbühne Berlin, ans Berliner Ensemble und ans Burgtheater Wien. Güldenberg spielte außerdem bei den Salzburger Festspielen sowie in der "Jedermann"-Inszenierung und ist im Kino und vielen Fernsehrollen zu sehen. Im Jahr 2022 erhielt er gemeinsam mit Nicholas Ofzarek, Stephan Murr und Julian Looman den Grimme Preis für die Ensemble-Leistung in "Die Ibiza Affäre" (2021, Sky).
Über die Schauspielerin Karina Plachetka
Karina Plachetka wurde 1975 in Strzelce Opolskie, Polen geboren. Ihre Familie siedelte kurz darauf in die BRD. Sie erhielt eine Tanzausbildung an der Tanzschule Odenthal in Köln und studierte an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin. Seitdem ist sie Ensemblemitglied am Staatsschauspiel Dresden. Im Fernsehen war Plachetka zu sehen z. B. in "Bornholmer Straße" oder in den Serien "Tatort", "SOKO Leipzig" und "Wolfsland". Im Kino war sie eine der Protagonistinnen in Andres Veiels 2004 erschienener Langzeit-Dokumentation "Die Spielwütigen" über den Werdegang von vier Schauspielstudenten.
Angaben zur Sendung
MDR KULTUR Lesezeit
16.12. 2024 - 16.01. 2025
Nostalgia
Von André Kubiczek
Es lesen: Patrick Güldenberg und Karina Plachetka
(20 Folgen)
Produktion: MDR 2024
Sendung im Radio: 16.12. 2024 - 16.01. 2025 | Montag bis Freitag 9:05 Uhr und in der Wiederholung: Montag bis Freitag 19:05 Uhr
Die Lesung steht hier bis zum 20. Juni 2025 zum Hören bereit.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR Lesezeit | 16. Dezember 2024 | 09:05 Uhr