Heavy Metal Metal in Ostdeutschland: Die wichtigsten Bands ab 1990
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10. Januar 2025, 04:00 Uhr
Der Mauerfall stellte auch im Heavy Metal – in der Szene der "Heavies", der größten musikalischen Subkultur der DDR – eine Zäsur dar. Die alten Infrastrukturen gab es nicht mehr, viele Metalheads wanderten ab und Bands lösten sich auf. Einige aber blieben, wie die aktuell wieder aktiven Macbeth. Und andere, wie Rammstein, machten Metal aus dem Osten der wiedervereinten Republik sogar weltweit bekannt. Die Entwicklung des Heavy Metal in den 90er- und 2000er-Jahren untersucht die neue zweite Staffel des Podcasts "Iron East". Diese acht Bands waren nach 1990 prägend:
Inhalt des Artikels:
- Moshquito: Death Metal aus Zwickau
- Manos: 40 Jahre Metal aus Querfurt
- Depressive Age: Experimentierfreudiger Thrash Metal
- Subway To Sally: Metal gemixt mit Volksmusik
- Die Apokalyptischen Reiter: Humor, Synthesizer und Folklore aus Weimar
- Heaven Shall Burn: Death Metal und Punk aus Saalfeld
- Torturized: Weltklasse-Niveau aus Magdeburg
- Wucan: Tendenz Hard bis Heavy
Moshquito: Death Metal aus Zwickau
Im Jahr 1982 gründete sich in Zwickau die Gruppe Argus, die mit ihrem Heavy-Metal-Sound große Erfolge feiern sollte und deshalb auch die Aufmerksamkeit des Staatsapparates weckte. Die Umbenennung in Moshquito Ende 1987 sollte dem Abhilfe schaffen, beliebt blieb die Gruppe dennoch. Nach dem Mauerfall aber lief es ähnlich wie bei anderen DDR-Bands, wie bei Biest und Blitzz zuerst schleppend, weshalb Moshquito sich auflösten. Im Jahr 1997 reformierte sich die Band jedoch und überzeugt seitdem mit einem härteren, an Death Metal angelehnten Sound – für eine Weile sogar unter noch einem anderen Namen, Xiom.
Manos: 40 Jahre Metal aus Querfurt
Auch Manos gründeten sich im Jahr 1984 unter einem anderen Namen und machten allerdings erst nach der Wende wirklich von sich Reden. Alben wie "La Bumm – Die Fette" und "Terrible Reality" vereinten Grindcore und Thrash Metal mit einer Prise Punk-Spirit und einer gehörigen Portion Witz.
Kaum zu glauben, dass die Band aus Querfurt in Sachsen-Anhalt einst im Vorprogramm der tendenziell humorlosen norwegischen Black-Metal-Ikonen Mayhem zu hören war, als diese im Jahr 1990 ihr legendäres Konzert im Leipziger Eiskeller spielten. Nach nunmehr 40 Jahren haben (und machen) Manos noch genauso viel Spaß wie dereinst.
Depressive Age: Experimentierfreudiger Thrash Metal
Auch den bereits Mitte der 80er-Jahre in Berlin gegründeten Depressive Age gelang es erst nach dem Mauerfall, sich zu etablieren. Fans schätzen die Gruppe vor allem für ihre Experimentierfreudigkeit: Ihr Thrash Metal wurde zunehmend durch Einflüsse aus anderen Genres und viel Melodie aufgewertet, das 1996 veröffentlichte Album "Electric Scum" war ein eklektisch-futuristisches Meisterwerk. Doch das Interesse an Depressive Age ließ graduell nach und die Lebenszeichen wurden ab Ende der 90er-Jahre seltener. Seit 2023 aber ist die Band wieder auf Tour – und, wer weiß, vielleicht ja auch mal wieder im Studio zu Besuch.
Subway To Sally: Metal gemixt mit Volksmusik
Dank Bands wie Corvus Corax gehört Mittelaltermusik fest zum "Iron East". Die Anfang der 90er-Jahre in Potsdam gegründeten Subway To Sally um Multi-Instrumentalist und Sänger Eric-Uwe "Eric Fish" Hecht werden oft im selben Atemzug genannt – doch ist das nicht ganz richtig. Die aktuell siebenköpfige Gruppe folgt nicht den Konventionen des Genres und bringt stattdessen seit über 30 Jahren Metal mit verschiedenen Formen der Volksmusik auf einen Nenner. Das hat sie international berühmt gemacht: Ein Besuch ihres Festivals "Eisheilige Nächte" am 30. Dezember in Potsdam gehört zu den Metal-Pflichtterminen eines jeden Jahres.
Die Apokalyptischen Reiter: Humor, Synthesizer und Folklore aus Weimar
Als sich die Band Die Apokalyptischen Reiter im Jahr 1995 in Weimar gründete, war Death Metal bereits im Mainstream angekommen: Ein Jahr zuvor waren Cannibal Corpse in der Blockbuster-Komödie "Ace Ventura" mit Jim Carrey in der Hauptrolle zu sehen. Gitarrist Daniel "Eumel" Täumel und Drummer "Skeletton" beließen es aber nicht dabei, etablierte Genrekonventionen herunterzubeten. Sie reicherten ihre Musik mit viel Humor, Synthesizer-Klängen und folkloristischen Elementen an. Bis heute begeistert das international die "Reitermaniacs" genannten Fans der weiterhin im Studio und auf der Bühne höchst aktiven Gruppe.
Heaven Shall Burn: Death Metal und Punk aus Saalfeld
In Ostdeutschland hat nicht nur Metal, sondern auch der aus dem Punk hervorgegangene Hardcore eine lange Tradition. In der Musik von Heaven Shall Burn gehen Hart und Hart seit Mitte der 90er-Jahre Hand in Hand. Die Wucht von Death Metal trifft auf melodiöse Elemente und Hardcore-Riffs. Darüber hinaus sind Heaven Shall Burn auch für ihre politischen Positionierungen bekannt: Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und der Einsatz gegen Rassismus gehören auf und hinter der Bühne zu den Themen der Band aus Saalfeld/Saale. Zuletzt kollaborierten sie mit der Punk-Band Donuts für den Song "Keinen Schritt zurück".
Torturized: Weltklasse-Niveau aus Magdeburg
"Ene mene Mopel, wer frisst Popel?" sind nun wirklich keine Worte, die jemand am Anfang eines brutalen Death-Metal-Stücks erwarten würde – und doch fängt die Debüt-EP "Falsche Wahrheit" von Torturized genau mit ihnen an. Die im Jahr 2001 in Magdeburg gegründete Band mag einem Augenzwinkern nicht abgeneigt sein, die Musik des Quintetts aber klingt über weite Strecken bitterernst. Im Laufe der Jahre haben Torturized ihren von Grindcore, Doom und Prog inspirierten Death-Metal-Sound immer weiter verfeinert, musikalische Komplexität und unnachgiebige Härte immer enger geführt. Das Ergebnis ist Musik auf Weltklasse-Niveau – kein Witz!
Wucan: Tendenz Hard bis Heavy
"Tendenz Hard bis Heavy" hieß eine legendäre DDR-Radiosendung. Mit diesen Worten lassen sich auch Wucan aus Dresden beschreiben. Die Gruppe macht seit Anfang der 2010er-Jahre mit einem Sound auf sich aufmerksam, der zugleich retro und innovativ ist. Das Fundament ist Hard Rock, doch es wird wild gemischt – ein bisschen Metal, sehr viel Psychedelik, gelegentlich ein wenig Funk und viel Humor prägen ihren Sound. In bester Jethro-Tull-Tradition lässt Sängerin Francis Tobolsky sogar eine Querflöte zum Einsatz kommen. "Heavy Flute Rock" nennen Wucan das, Metalheads kommen aber ebenso auf ihre Kosten.
Mehr Informationen zum Podcast "Iron East" (zum Aufklappen)
Die zweite Staffel "Iron East – Heavy Metal im Osten" gibt es seit dem 27. Dezember 2024 exklusiv in der ARD Audiothek. Bis zum 10. Januar 2025 werden jeden Freitag zwei neue Folgen veröffentlicht.
Redaktionelle Bearbeitung: Lilly Günthner
Dieses Thema im Programm: MDR | "Iron East – Heavy Metal im Osten" | 27. Dezember 2024 | 00:01 Uhr