Jahresrückblick Das sind die Top Alben 2024 aus Rock, Pop und Rap
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18. Dezember 2024, 12:42 Uhr
2024 wurden wieder zahlreiche Alben veröffentlicht. Aber welches Album bleibt in Erinnerung? Unsere Redaktion liebt Musik und empfiehlt diese sechs, ganz verschiedenen Alben – die von Rock, Pop bis Folk und Rap reichen – und die Newcomerin 2024 aus Frankreich. Mit dabei sind unter anderen Curse, Paris Paloma und International Music. In diese Alben sollten Sie unbedingt reinhören!
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Chanson & Elektro
Zaho de Sagazan: "La Symphonie des éclairs"
Zugegeben: Das ist etwas weird, etwas zum Album des Jahres zu erklären, was schon mehr als 18 Monate auf dem Buckel hat. Aber gut Ding will ja manchmal Weile haben. Die Französin Zaho de Sagazan hatte im Frühjahr 2023 ihr Debütalbum "La Symphony des éclairs" im Heimatland veröffentlicht. Dort war man schnell hin und weg und überschüttete sie mit Lob und Preisen. Hat hierzulande aber kaum einer mitbekommen.
Das änderte sich 2024 mit einem Auftritt bei den Filmfestspielen in Cannes, einem Lied zum Ende der Olympischen Spiele in Paris und einer kleinen ausverkauften Tour. Und dann wurde die Platte hier erneut veröffentlicht, in einer Deluxe-Version. Großartige Songs zwischen klassischem Chanson, schrägen Geschichten und amtlichen Electrobrettern! Zaho de Sagazan spielt am 6. März in Leipzig. Hingehen!
Eine Empfehlung von Hendryk Proske
Pop, Folk & Indie-Rock
Future Islands: "People Who Aren't There Anymore"
Die Future Islands habe ich zum ersten Mal gehört, weil ich wissen wollte, wie ihr stämmiger Sänger klingt. Eine unerwartet feine Stimme hat Samuel T. Herring. Fans der Band kennen die schon länger, ich bin erst mit dem siebten Album "People Who Aren't There Anymore" auf sie gestoßen.
Der sperrige Titel verweist auf das zentrale Thema des Albums. Die Fernbeziehung von Herring zu einer schwedischen Schauspielerin scheiterte auch an den Corona-Reisebeschränkungen. "Bitte kein Covid-Album!", mögen jetzt manche denken. Aber darum handelt es sich nicht. Elektropop-Titel wie "King of Sweden", "The Tower" und "The Thief" klingen melancholisch, aber auch melodisch und kraftvoll. Musik, die zu ganz verschiedenen Stimmungen passt und die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Eine Empfehlung von Simon Bernard
Paris Paloma: "Cacophony"
"Cacophony" war für mich wie ein Herbststurm. Mal ganz leise und sanft, doch größtenteils laut und aufbrausend – bereit, alles mit sich zu reißen. Genauso wurde die 25-jährige Paris Paloma auch einem größeren Publikum bekannt. Ihr Song "Labour" ging auf TikTok viral. Als wäre sie Teil des kollektiven Gedächtnisses konnten viele Frauen die Hook sehr schnell auswendig.
Ende August erschien Paris Palomas Debütalbum, in dem es genauso kraftvoll weitergeht, wie es auf TikTok angefangen hat. Sie singt über toxische Beziehungen, unbezahlte und ungesehene Sorgearbeit und über Gewalt gegen Frauen. Das verpackt sie in ein leichtes und fast schon verspieltes Gewand. Ein Album, das noch lange nachhallt.
Eine Empfehlung von Annalena Hartwig
International Music: "Endless Rüttenscheid"
Alle guten Dinge sind drei – das beweist jedenfalls die Essener Band International Music mit ihrem dritten und sehr grandiosen Album "Endless Rüttenscheid". Schon der Titel ist eine Klasse für sich, doch noch mehr faszinieren die zwölf Songs auf dem Album. Dort vermischen sich Krautrock, Beat, New Wave und Shoegaze mit der zärtlichen Leichtigkeit der deutschen Texte.
Auf "Endless Rüttenscheid" geht es um Liebeskummer, Partys und die allgemeine Melancholie – doch hier wird sich nicht in Traurigkeit eingehüllt. Die große Kunst der Songs besteht darin, immer wieder so überraschend und erfrischend aufzutrumpfen, dass man manchmal seinen Ohren gar nicht trauen will, wie schön das alles klingt.
Eine Empfehlung von Tobias Siebert
Nichtseattle: "Haus"
Das Album "Haus" von Nichtseattle ist eine Art Konzeptalbum über Behausungen. Es gibt sowohl politische Songs über Besitzverhältnisse von Wohnraum als auch Gedanken darüber, was ein emotionales Zuhause sein könnte. Am Ende sind Titel wie "Treskowallee (Zelt)" oder "Unterstand (Schirmpilz)" aber einfach Lieder über das Leben.
Hinter dem tocotronischen Künstlerinnennamen verbirgt sich die (Ost-)Berliner Musikerin Katharina Kollmann, die es schafft, in ihren Texten utopisch und politisch sowie poetisch zu werden. Zum Beispiel in "Haus aus Papier": "Hier können alle Körper sein/ Hier klingen alle Leute gleich/ Am Meer sind alle Stimmen weich/ Im Rauschen und im Sonnenschein/ Als wären wir nicht heillos allein". Klassische dreieinhalb Minuten reichen für diese Songs meistens nicht aus. Viele gehen fünf, sechs oder gar sieben Minuten lang, ohne dabei in Langeweile auszuufern.
Folkiger Indie-Rock samt sehr eigentümlichem Gitarrenspiel. Repetitiv und ohne viel Klimbim. Und vor allem wunderschön. Ich bekomme beim Hören immer wieder Gänsehaut, dabei dachte ich bisher, das ist nur so ein Klischee, dass man beim Musikhören Gänsehaut bekommt.
Eine Empfehlung von Juliane Streich
Deutsch-Rap & Hip Hop
Curse: "Unzerstörbarer Sommer"
24 Jahre nach seinem Debüt "Feuerwasser" hat Curse ein Album veröffentlicht, das einen außergewöhnlichen Spagat vollführt: Einerseits klingt es wie der sich perfekt schließende Kreis einer legendären Hip-Hop-Karriere. Andererseits könnte es im Modus-Mio-Deutsch-Rap-Sumpf kaum frischer und hungriger anmuten. Denn der Mindener Rapper schafft, woran viele seiner Zeitgenossen scheitern: sogenannten Grown-Man-Rap mit erwachsenen Inhalten, einem zeitlosen Soundbild und Selbstreferenzen, die nicht peinlich wirken.
Curse muss nicht sagen, dass er noch immer zu den Besten seiner Zunft gehört. Lieber liefert er 17 technisch ausgefuchste Songs, die Hip Hop feiern und den eigenen Status nicht nur zementieren, sondern in Marmor hauen. Möge sein "Unzerstörbarer Sommer" ewig anhalten!
Eine Empfehlung von Lina Burghausen
Redaktionelle Bearbeitung: ks
Dieses Thema im Programm: Das Erste | titel, thesen, temperamente | 01. Dezember 2024 | 23:05 Uhr