Collage aus den fünf Buchcovern der besten fünf Sachbücher im Mai 2024
Die fünf besten Sachbücher im Mai 2024, ausgewählt von MDR KULTUR-Redakteurin Bettina Baltschev: Marlen Hobracks "Klassismus", homas Medicus' "Klaus Mann. Ein Leben", Ursula Muschelers "Ein Haus, ein Stuhl, ein Auto. Bertolt Brechts Lebensstil", Robert Menasses "Die Welt von morgen. Ein souveränes demokratisches Europa – und seine Feinde", Larissa Reissners "1924. Eine Reise durch die deutsche Republik". Bildrechte: Reclam Verlag, rowohlt Berlin, Kirchner PR/Berenberg Verlag, Suhrkamp Verlag, Rowohlt Verlag

Buchtipps Die fünf spannendsten Sachbücher im Mai 2024

06. Mai 2024, 04:00 Uhr

Gut unterhalten und nach der Lektüre etwas klüger: Sachbücher sind immer eine gute Wahl. MDR KULTUR-Autorin Bettina Baltschev empfiehlt fünf Favoriten im Mai: Marlen Hobrack schreibt über Klassimus, Robert Menasse ließ sich von Stefan Zweig zu einer Streitschrift für ein friedliches Europa inspirieren. Thomas Medicus hat eine neue Biografie über Klaus Mann geschrieben, Ursula Muscheler verrät Details über Bertolt Brechts Lebensstil und Larissa Reissner zeigt das Deutschland von 1924.

Marlen Hobrack: "Klassismus"

In ihrem vielbeachteten Buch "Klassenbeste. Wie Herkunft unsere Gesellschaft spaltet" hat die Leipziger Journalistin und Literaturkritikerin das Thema Herkunft auf sehr persönliche und eindrucksvolle Weise verhandelt. Nun widmet sie sich in einem schmalen aber sehr informativen Band dem Begriff, der aus Herkunft ein Stigma macht: Klassismus.

Blauer Bucheinband mit Wörtern wie Armut, Klassenkampf, Mittelschicht oder Klassismus.
In ihrem Buch "Klassismus" schreibt Marlen Hobrack darüber, wie Klassismus unsere Gesellschaft spaltet. Bildrechte: Reclam Verlag

Marlen Hobrack fragt, warum die Herkunft gerade in Deutschland noch immer so entscheidend für den Lebenslauf ist, warum es uns so schwer fällt, über Klassenzugehörigkeit zu sprechen und woran man eigentlich die Mittelklasse erkennt. Ein erhellender und kluger Essay, der ein großes Thema mit leichter Hand erklärt.

Angaben zum Buch Marlen Hobrack: "Klassismus"
Reclam 2024
100 Seiten
12 Euro
ISBN: 978-3-15-020714-7

Thomas Medicus: "Klaus Mann. Ein Leben"

Vor 75 Jahren, am 21. Mai 1949, nahm sich der Schriftsteller und Journalist Klaus Mann das Leben. Geboren 1906, führte er das ausschweifende und bewegte Leben eines hochbegabten Dandys, der sich immer wieder gegenüber seines (Über)vaters Thomas Mann behaupten musste.

Buchcover mit einem historischen schwarz-weiß-Foto eines jungen Mannes in weißem Hemd mit Krawatte, kurzem glatten Haar und einer Zigarette im Mund
In seiner neuen Klaus Mann-Biografie schreibt Thomas Medicus vor allem über die zerrissene Persönlichkeit des Schriftstellers. Bildrechte: rowohlt Berlin

Während seine Jugend in München noch wohlbehütet war und die Weimarer Republik ihm erste berufliche Chancen bot, begann mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten eine ruhelose Odyssee, die den Exilanten nach Frankreich, in die Niederlande und später in die USA führte und zugleich große Romane wie "Mephisto" hervorbrachte. Thomas Medicus beschreibt vor allem die zerrissene Persönlichkeit Klaus Manns, die zu Extremen neigte und einen scharfen Verstand mit tiefer Verzweiflung vereinen musste. Ein eindrucksvolles Porträt.

Angaben zum Buch Thomas Medicus: "Klaus Mann. Ein Leben"
Rowohlt Berlin 2024
544 Seiten
28 Euro
ISBN: 978-3-7371-0154-7

Ursula Muscheler: "Ein Haus, ein Stuhl, ein Auto. Bertolt Brechts Lebensstil"

Auf vielen Fotos von Bertolt Brecht sieht man den Dichter und Dramatiker mit einer Zigarre im Mund. Es ist nicht der einzige Hinweis auf die Lebensart eines Mannes, der es sich gern gut gehen ließ. Ob im Exil in Dänemark und den USA in den 30er-Jahren, ob in Ostberlin, wo er 1949 das Berliner Ensemble gründete: Eine gute Wohnung musste sein und ein ordentliches Auto auch.

Hellgrünes Buchcover mit eingefärbtem Foto eines Mannes mit runder Brille in einem gemütlichen Stuhl in einer Stadtkulisse
Ursula Muscheler schreibt über den Lebensstil des Dramatikers Bertolt Brecht und über die alltäglichen Dinge, die ihm wichtig waren. Bildrechte: Kirchner PR/Berenberg Verlag

Dass für die Einrichtung des bequemen Zuhauses und die Versorgung mit allen Annehmlichkeiten vor allem Bertolt Brechts Frauen und Geliebte sorgten, auch davon handelt das Buch von Ursula Muscheler. Sie zeigt einmal mehr, dass ein großer Schriftsteller seinen Erfolg auch seinen Partnerinnen verdankt, die ihm den Rücken freihalten und, im Falle Brechts, die Zigarren besorgen.

Angaben zum Buch Ursula Muscheler: "Ein Haus, ein Stuhl, ein Auto. Bertolt Brechts Lebensstil"
Berenberg 2024
160 Seiten
26 Euro
ISBN: 978-3-949203-78-7

Robert Menasse: "Die Welt von morgen. Ein souveränes demokratisches Europa – und seine Feinde"

Das Thema Europa lässt Robert Menasse nicht los. Das bewies er schon in seinem mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Roman "Die Hauptstadt", der die Brüsseler Bürokratie parodiert. Auch "Die Erweiterung" widmet sich der Europäischen Union, diesmal aus der Perspektive Polens. Nun hat der Wiener Schriftsteller eine "Streitschrift für das Friedensprojekt Europa" geschrieben.

Weißes Buchcover mit blauer und schwarzer Schrift
Robert Menasse hat sich für sein neues Buch "Die Welt von morgen" von Stefan Zweigs "Die Welt von gestern" inspirieren lassen. Bildrechte: Suhrkamp Verlag

Inspiriert ist sie von "Die Welt von Gestern", einem Buch, in dem Stefan Zweig sich an das kosmopolitische Europa im Jahr 1914 erinnert, von dem nur ein Jahr später nichts mehr übrigblieb. In "Die Welt von morgen" schaut Robert Menasse nun in die Zukunft Europas, die für ihn trotz aller Widerstände und Herausforderungen in Kooperation und gemeinsamen demokratischen Ideen liegt. Das große Plädoyer eines Schriftstellers, der auch in schwierigen Zeiten seine europäische Identität unbedingt verteidigt sehen will.

Katrin Schumacher 16 min
Bildrechte: MDR/Hagen Wolf

Angaben zum Buch Robert Menasse: "Die Welt von morgen. Ein souveränes demokratisches Europa – und seine Feinde"
Suhrkamp 2024
192 Seiten
23 Euro
ISBN: 978-3-518-43165-8

Larissa Reissner: "1924. Eine Reise durch die deutsche Republik"

Larissa Michailowna Reissner wurde zwar 1895 in Russland geboren, besuchte aber Schulen in Deutschland und Frankreich. Durch ihren Vater, einen deutschstämmigen revolutionär gestimmten Juristen, lernte sie schon als Kind August Bebel, Karl Liebknecht und Wladimir Iljitsch Lenin kennen.

Buchcover mit einem Gemälde im Stile der Weimarer Zeit, das eine Frau am Lenkrad eines Autos zeigt
Larissa Reissner lernte schon als Kind August Bebel, Karl Liebknecht und Wladimir Iljitsch Lenin kennen und starb 1926 an Typhus. Jetzt lassen sich ihre Reportagen wiederentdecken. Bildrechte: Rowohlt Verlag

Früh begann sie zu schreiben, verfasste Gedichte und satirische Feuilletons, bevor sie in die Rote Armee eintrat und 1926 an Typhus starb. Mit "1924. Eine Reise durch die deutsche Republik" lässt sich eine junge mutige Autorin und Revolutionärin wiederentdecken, die nicht nur durch Deutschland gereist ist, sondern auch durch die Sowjetunion und Afghanistan. Es sind Reportagen, die auch 100 Jahre später ihren Glanz nicht verloren haben.

Angaben zum Buch Larissa Reissner: "1924. Eine Reise durch die deutsche Republik"
Rowohlt 2024
272 Seiten
24 Euro
ISBN: 978-3-7371-0199-8

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Drei der Woche | 17. April 2024 | 13:02 Uhr

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