Buchtipps Sommerferien 2024: Sechs zauberhafte Bilderbücher für Kleinkinder

Baustellen und große Maschinen faszinieren viele Kinder. Bilderbücher zu diesem Thema bieten dann oft recht emotionslose Bilder und Texte an, frei nach dem Motto: Der Bagger baggert. Richtige Geschichten werden in solchen Sachbüchern eher selten erzählt.

Mit viel Witz werden die großen Baumaschinen in diesem Bilderbuch in Szene gesetzt. Bildrechte: Hanser Verlag

Das ist bei dem Bildersachbuch "Buddeln, baggern, bauen" von Ole Könnecke anders. Denn hier werden kleine Geschichten von großen Maschinen für kleine Buch- und Bagger-Fans präsentiert. Ein Beispiel: Frau Schaf ist eine berühmte Bildhauerin und geht einkaufen. Sie holt Obst, Gemüse, Saft, Keks und einen riesigen Steinklotz. Gut, dass sie ihren Radlader genommen hat, sonst würde sie ihre Einkäufe gar nicht transportieren können. Beim Bildhauen nimmt sie zunächst einen Presslufthammer, für die Feinheiten später dann Hammer und Meißel.

Insgesamt zehn Geschichten rund um große Maschinen werden so erzählt. Frau Kuh transportiert mit ihrem Teleskopkran Ihr Klavier für ein Konzert zur Herde. Herr Wolf buddelt etwas unüberlegt mit seinem Minischaufelbagger ein Loch in die Schafweide und Frau Krokodil ebnet mal eben mit einer Planierraupe ihren Arbeitsweg.

Die mit viel Komik ausgestatteten Illustrationen zeigen die großen Maschinen und setzen die drumherum gestrickten Geschichten wunderbar und mit leichtem Strich in Szene. Kurze Infotexte beschreiben die Besonderheiten der Geräte sehr kindgerecht. Ein Vorlese-Bildersachbuch zum Thema "Buddeln, Baggern und Bauen" bei dem die Vorlesenden genauso wie die Zuhörenden Spaß haben werden.

Auf nahezu jeder Seite in dem Bilderbuch "Ludwig und das Nashorn" ist ein riesiges blaues Nashorn zu sehen. Doch Ludwigs geduldiger Vater kann es nirgends im Kinderzimmer entdecken – weder im Schrank noch unterm Bett oder hinterm Regal. Und so ist für ihn klar: Es gibt in Ludwigs Zimmer kein Nashorn.

Der kleine Ludwig und wir können das gewitzte Tier sehen, klar und deutlich. Es ist eben schnell und immer dort, wohin der Vater gerade nicht schaut. Hier wird Ludwigs Wittgensteins Philosophie aufgegriffen und die Frage gestellt, ob etwas nur existiert, wenn wir es auch sehen können. Das klingt vielleicht kompliziert, doch regt dieses philosophische Bilderbuch federleicht zum Nachdenken an.

Wie real ist das Nashorn in Ludwigs Zimmer – das ist die Frage dieses Bilderbuchs. Bildrechte: NordSüd Verlag

Sohn Ludwig ist auch ziemlich gewitzt, denn er schlussfolgert ganz logisch: Dass der Vater das Nashorn nicht sieht, ist auch kein echter Beweis, dass es nicht anwesend ist. Und auch wenn der Mond nicht immer sichtbar ist, zweifelt trotzdem keiner daran, dass er da ist. Die fantastischen Bilder von Golden Cosmos in leuchtenden, kontrastreichen Farben sind ausdrucksstark und mit einem Augenzwinkern versehen. So hängt das Nashorn auch mal an der Lampe und bietet einen von mehreren überraschenden Perspektivwechseln.

Diese Gute-Nacht-Geschichte überzeugt mit klugen Fragen und intensiven Bildern. Bei ängstlichen Kindern darf man nur nicht die Frage nach dem Monster unterm Bett aufkommen lassen, als Elternteil hätte man dann wahrscheinlich schlechte Karten in der Argumentation.

Mit der Aufforderung: "Komm, wir entdecken ein Insekt!" spricht dieses Kindersachbuch jüngere Kinder an, in die Welt der Krabbeltiere einzutauchen. Äußerlich kommt es wie ein farbenfrohes Bilderbuch daher, steckt jedoch voller Wissen für die jungen Leserinnen und Leser. Seite um Seite bekommen sie einen Insekten-Bauplan an die Hand und setzen gemeinsam ein solches Tier zusammen: Erst kommen Kopf, Brust, Bauch, dann folgen Beine, Fühler, Flügel usw.

Doppelseite für Doppelseite, Stück für Stück wird der Aufbau von Insekten erklärt, schwierige Fachbegriffe fließen gekonnt dabei ein. Zum Schluss werden die Körperteile der Insekten auf einer Doppelseite noch etwas ausführlicher beschrieben, ein kleines Glossar ist angehängt und wer selbst ein Insekt basteln möchte, der findet eine kurze Anleitung.

Die direkte Ansprache und die gestellten Kinderfragen in diesem besonderen Kindersachbuch nehmen die kleinen Leserinnen und Leser mit auf eine unterhaltsame wie interessante Entdeckungsreise. Die farbigen Illustrationen sprechen eine klare Sprache und verstärken den Entdeckerspaß. Nach der Lektüre werden Kinder bei jeder sich bietenden Gelegenheit Insekten noch lieber beobachten und noch genauer hinschauen.

In diesem Bilderbuch wird fröhlich-chaotisch Kindergeburtstag gefeiert, denn Geburtstagskind und Gäste sind ordentlich in Aktion: Beim Verkleiden, Tisch decken und beim Drachen-Finden. Denn die Kinder im Buch und die Betrachterinnen und Betrachter lassen sich nicht vom Erzähler austricksen, wenn der wiederholt behauptet: Es gibt keine Drachen in diesem Buch.

Die Buntstift-Illustrationen erzählen und zeigen etwas Anderes: Da gibt es durchaus eine Kralle, einen Schwanz oder auch einen Teil von einem Drachenkörper zu sehen. Auf dem Dachboden werden dann alle gemeinsam fündig, da hat sich tatsächlich ein Drachen versteckt. Der sieht ziemlich lieb aus und braucht Hilfe: Die anderen Drachen sind nämlich durch einen Spalt verschwunden. Und nur wenn die Leserinnen und Leser das Buch ordentlich schütteln, können die verschwundenen Drachen wieder über die Seiten purzeln.

Dieses sehr unterhaltsame Vorlesebuch erzählt im Text und in den Illustrationen zunächst von unterschiedlichen Ebenen, die durch die interaktiven Momente dann aufeinandertreffen. Und es zeigt eine wuselige, unerschrockene Kindermeute und wirklich sehr nette Drachen.

Als Wiesel nach Hause kommt, spielt sein WG-Kumpel Bär schon mit Dachs. Wiesel ist sauer und fühlt sich ausgeschlossen, immerhin ist Dachs sein Freund. Um die angespannte Situation zu lockern, schlägt Dachs vor, gemeinsam zu spielen. Doch welches Spiel soll es sein? Darüber entbrannt eine zeitfressende und angespannte Diskussion zwischen Wiesel und Bär. MutterVaterKind ist es nicht, Fußball und Memory sind’s auch nicht. Die gegenseitigen Vorwürfe fliegen zwischen Bär und Wiesel nur so hin und her. Da ist von "Bestimmer sein" die Rede oder davon, nicht die Spielregeln einzuhalten. Dann muss Dachs nach Hause und die wertvolle gemeinsame Spielzeit ist ungenutzt verstrichen.

Auch im zweiten Bilderbuch mit den Freunden Wiesel und Bär greift Jörg Mühle Kinderalltag so haargenau-vergnüglich auf, dass sich die kleinen Betrachterinnen und Betrachter grinsend wiederfinden werden. Welches Kind hat nicht schon so eine Streiterei unter Freunden erlebt? Die liebevoll dargestellten Charaktere sind mit wenigen Strichen gezeichnet und mit aussagekräftiger Mimik und Gestik ausgestattet. Die schlagkräftigen wie unterhaltsamen Dialoge scheinen einer Kindergruppe abgelauscht. Ein herrliches Buch, dass mit Leichtigkeit über Eifersucht, sinnlosen Streit und eine verpasste Chance erzählt.

Hasenkind Paul ist bei seinem Opa, dem Shorts tragenden Storch zu Besuch. Dessen Haus ist so gemütlich, es gibt also keinen Grund nach draußen zu gehen. Denn dieses Draußen, diese Natur, ist Paul nicht geheuer: zu viel Sonne ist eh ungesund und im Gras könnten Insekten überleben, die schlimme Krankheiten übertragen. Doch dann entert die Natur plötzlich das Haus – mit einem Wespennest, mitten in der Küche! Paul und sein Opa müssen raus. Zum Glück ist Opa für solche Momente gut ausgestattet. Im Schuppen lagert alles, was man zum Übernachten in der Natur braucht. Unterwegs besprechen die beiden, was man für ein Zeltabenteuer wissen muss. Welche Stelle ist geeignet? Wie macht man Feuer? Wie fängt man Fische - und, fast noch wichtiger - was bietet der Wald an Essbarem, wenn sich kein Anglerglück einstellen will?

Karsten Teich zeichnet das alles mit lockerem Strich – ohne, dass die Bilder nach Biologiebuch aussehen. Detailreich gestaltete Doppelseiten wechseln sich mit Einzelbildern im Comicstil ab. "Paul und Opa zelten" ist Bilder- und Sachbuch in einem. Mit liebevollem Witz wird grundlegendes Wissen vermittelt, ohne belehrend zu sein. Die vielen humorvollen Details - und nicht zuletzt das kleine Einmaleins des Zeltens - sind ganz sicher für Naturfreunde jeden Alters geeignet.

Redaktionelle Bearbeitung: tsa, as