100. Geburtstag Heinz Fülfe: Der Mann der Puppen in der DDR
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17. April 2025, 17:43 Uhr
Er war der Mann hinter den großen DDR-Kinderfernsehfiguren: Frau Elster, Flax und Krümel und Struppi – Heinz Fülfe. Er lieh ihnen Stimme und Hand und prägte damit eine ganze Generation von Kindern. Heute wäre das Multitalent 100 Jahre alt geworden.
"Guten Abend, meine lieben Freunde, da bin ich wieder, Euer Taddeus Punkt." So haben ihn Millionen junger "Fernsehkieker" seit 1959 kennengelernt: Als Zeichner "Taddeus Punkt" – mit weißem Kittel, Baskenmütze, dem "Zauber"- Bleistift und – natürlich "Struppi". Der Puppenhund mit Knopfaugen und Knautschmaul begleitete Heinz Fülfe fast sein ganzes Puppenspielerleben lang. Das begann 1920 in Freiberg.
Eine Liebe zu Puppen
Seine Schulzeit verbringt er in Elsterwerda und Pirna. Danach beginnt Fülfe am Staatstheater Dresden eine Bühnenbildner-Lehre. Der Krieg kommt dazwischen – und Fülfe in Gefangenschaft, aber mit dem Leben davon. "Frau Elster" berichtet später, wie er um 1950 bei den Pirnaer Puppenspielern seine Liebe zu den Puppen entdeckte. "Obwohl er eigentlich Bühnenbildner war – und Maler und Grafiker heute noch ist."
Mit seiner Frau auch auf Arbeit vereint
In Pirna schlüpft Fülfe in Figuren aus den Werkstätten sächsischer Holzbildhauer und Puppenmacher. Struppi ist eine davon. Er kommt auch mit, als Fülfe zum jungen "Deutschen Fernsehfunk" wechselt. Struppi wird treuer Begleiter von "Flax und Krümel". Geführt und Gesprochen von Fülfe selbst und seiner Frau Ingeburg.
Sie erzählt, wie ihr Mann die Manuskripte schrieb, die Requisiten aussuchte und auch das Bühnenbild gestaltete. "Dann sagte er: 'Ich mach eine Sendung für uns beide – alle 14 Tage'. Wir überlegten uns Flax- einen kleinen frechen Jungen – den spielt er, und ich – Krümel, die Kleine. Und dann brauchten wir einen Hund, das ist der Struppi", so Ingeburg Fülfe.
Liebevolle Figuren, die auch mal anecken
Seine Arbeitsräume richtet er sich auf der Festung Königstein, am gleichnamigen Ort in der Sächsischen Schweiz, ein. Hier werden die wöchentlichen Episoden gedreht, aber auch ein ganzer "Flax und Krümel"- Film. Ende der 50er-Jahre bekommt Fülfe dann einen Vogel: Frau Elster. Jahrzehntelang leiht er dem nervensägenden Plapperschnabel Stimme und Hand.
Herr Fuchs und Frau Elster sind die Stars im Märchenwald des Kinderfernsehens – neben Pitti Platsch und Schnatterinchen. Ein Grund vielleicht für den großen Erfolg der Märchenwaldfiguren: Ihr Verhalten ist bei aller Pädagogik zuweilen wenig vorbildhaft, aber nachvollziehbar und liebenswert.
Erfolg – auch ohne Parteibuch
Ohnehin haben die Kinderfernsehmacher – Partei-Direktiven hin und her – mehr Freiräume als anderswo in den Staatsmedien. Heinz Fülfe sagt im Herbst 1989 im DDR-Fernsehen, dass, wenn man selbst 40 Jahre in der DDR gelebt und gearbeitet habe, "ist irgendwo eine Last genommen – man wird es vielleicht leichter haben." Es sei nicht so einfach gewesen, 40 Jahre als "Parteiloser" durchzustehen.
Aber das, was ich wollte, habe ich geschafft. Wollte meine Kinder zu lieben Menschen erziehen, wollte ihnen unser Land nahebringen, was es alles gibt, und wo es doch schön sein kann.
Nach der Abwicklung des DDR-Fernsehens touren die Fülfes, wie auch schon zuvor, mit ihren Puppen in den Kindereinrichtungen und Schulen des Landes. Fuchs und Elster sind bis heute, rund 25 Jahre nach Heinz Fülfes Tod 1994, gern gesehen beim kleinen Fernsehpublikum. Und die Großen bekommen noch immer leuchtende Augen bei der Erinnerung an seine Figuren.
"Aber nun schnell ins Bett, es ist höchste Zeit. 'Gute Nacht' sagt euch euer Taddeus Punkt …Punkt"
Ausstellung zu Heinz Fülfe in Pirna
"Heinz Fülfe – Zwischen Märchenwald und Staffelei"
im Stadtmuseum Pirna
Klosterhof 2
01796 Pirna
Vom 25. Januar bis 26. April 2020.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 05. Januar 2020 | 16:45 Uhr