Steigende Produktions- und Transportkosten Diese Sorgen treiben Verlage in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen um
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24. März 2025, 03:00 Uhr
Die Leipziger Buchmesse ist traditionell ein Heimspiel für Verlage aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Dass die Kosten für die Buchherstellung weiterhin hoch sind und der Einfluss von großen Handelsketten wie Thalia wächst, setzt vielen Verlagen zu. Die Leipziger Buchmesse ist für sie trotzdem unverzichtbar, um ihre aktuellen Titel zu präsentieren. Viele von ihnen greifen dabei Themen aus der Region auf, etwa das Kulturhauptstadtjahr in Chemnitz.
- Auch Verlage aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen spüren die Probleme des Buchmarktes: Aktuell sind die Transportkosten das größte Problem.
- Im Gegensatz profitieren diese kleineren Verlage davon, dass sie in der Region fest verwurzelt sind.
- Die Leipziger Buchmesse ist für diese Verlage eine wichtige Gelegenheit, um mit dem Publikum im Kontakt zu bleiben.
"Wenn man fragt, wie es den Verlagen geht, dann ist das eine sehr komplizierte Geschichte", findet der Verleger Helmut Stadeler aus Jena. Er engagiert sich auch im Börsenverein des Deutschen Buchhandels und leitet dort den Landesverband für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Es gebe sehr positive Dinge und auch Bücher, die gut liefen. Dass immer mehr unabhängige Buchhandlungen schließen oder von Handelsriesen wie Thalia übernommen werden, bereitet ihm aber Sorgen. Diese Konzentration im Buchhandel sei schwierig, sagte Stadeler MDR KULTUR. Da habe man immer größere Player. Und die würden ihr eigenes Ding sehen und nicht den Buchhandel als solches.
Bücher zu transportieren, kostet viel
Die Erfahrung hat auch Annette Michael gemacht. Sie ist mit ihrem Orlanda Verlag von Berlin nach Leipzig gezogen und verlegt promintente Autorinnen und Autoren. Etwa Tsitsi Dangarembga, die 2021 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde. "Da wir als unabhängige Verlage Bücher veröffentlichen, die vielleicht jenseits des Mainstreams sind, haben wir zunehmend Probleme, unsere Bücher überhaupt an die Lesenden zu bringen", beklagt Michael.
Hinzu kommt, dass die Kosten für die Buchherstellung nach wie vor hoch sind. Viele Verlage haben die Preise für ihre neueren Titel entsprechend angepasst. Es gibt aber ein weiteres Problem: "Geblieben ist die Transportkrise", sagt Verleger Helmut Stadeler. "Und die ist zurzeit auch das Hauptproblem." Auch die gestiegenen Kosten für das Versenden eines Pakets, eines Briefes oder andere Transportleistungen müssten eigentlich mit in den Buchpreis hinein, erläutert Stadeler und fügt auch mit Blick auf die Buchpreisbindung hinzu: Das sei schwer durch- und umzusetzen.
Was ist die Buchpreisbindung? Gedruckte Bücher wie auch E-Books sind preisgebunden. Kunden zahlen für ein Buch überall denselben Preis – ganz gleich, ob sie es in einer kleinen Sortimentsbuchhandlung, einem Buchkaufhaus oder über das Internet kaufen. Rechtsgrundlage ist das Buchpreisbindungsgesetz, das Verlage dazu verpflichtet, für ihre Neuerscheinungen verbindliche Ladenpreise festzusetzen.
Verlage in Chemnitz oder Erfurt haben viel zu bieten
Stadeler betont aber auch die Stärken, die die mitteldeutschen Verlage ausspielen können: "Dadurch, dass das kleinere Unternehmen sind, sind sie unheimlich eng dran am Autor wie am Leser", erklärt der Verleger aus Jena. "Das heißt, sie wissen, was in ihrer Region los ist." Die Verlage hätten zudem den Blick für neue Trends. Da seien sie gut aufgestellt.
So hat der Second Chances Verlag aus Südthüringen mehrere Young-Adult-Titel im Programm. Auch der Fokus auf die Region ist bei vielen Verlagen erkennbar: Im Verlag von Helmut Stadeler erscheint ein Titel zum mittelalterlich-jüdischen Erbe von Erfurt. Die Chemnitzer Edition Wannenbuch veröffentlicht zum Kulturhauptstadtjahr Krimis und eine originelle Gebrauchsanleitung für die Stadt. Und Verleger Harry Ziethen aus dem Norden Sachsen-Anhalts setzt auf Lyrik. In seinem Verlag ist in diesem Frühjahr ein neuer Gedichtband von Franziska Beyer-Lallauret erschienen, die aus dem sächsischen Mittweida stammt.
Bedeutung der Leipziger Buchmesse bleibt hoch
Der Auftritt bei der Leipziger Buchmesse hat für Harry Ziethen Tradition. Er betont: "Leipzig ist für uns immer wichtig gewesen." Viele Leute kämen jedes Jahr an den Stand, um zu sehen, was der Verlag Neues gemacht habe. Manche kämen auch ganz gezielt, um sich einen bestimmten Titel anzuschauen. Das sei der wichtigste Faktor für den Buchmesse-Standort Leipzig, betont Ziethen, der im vergangenen Jahr auch beim Deutschen Verlagspreis ausgezeichnet wurde.
Gerade weil viele Verlage mit steigenden Kosten und der Konzentration im Buchhandel zu kämpfen haben, schätzen sie die Leipziger Buchmesse. Sie schafft in unübersichtlichen Zeiten Sichtbarkeit – und ermöglicht den direkten Austausch mit dem Lesepublikum.
Quelle: MDR KULTUR (Tino Dallmann), Börsenverein des Deutschen Buchhandels; redaktionelle Bearbeitung: bh, tsa
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 24. März 2025 | 15:10 Uhr