
Künstler im Porträt Yadegar Asisi: Zehn spannende Fakten über den Schöpfer des Panometer
Hauptinhalt
08. April 2025, 04:00 Uhr
Yadegar Asisi ist ein international anerkannter Künstler, der für seine großformatigen Panoramen bekannt ist. Seit über 20 Jahren lässt er damit Landschaften und historische Ereignisse lebendig werden. Ob die Völkerschlacht bei Leipzig, die Zeit der Reformation in Wittenberg oder die Anschläge vom 11. September 2001 in New York: Asisi versteht es, Geschichte in seinen Ausstellungen auf einzigartige Weise erlebbar zu machen. Am 8. April 2025 feiert der Künstler seinen 70. Geburtstag. Lernen Sie ihn mit diesen Fakten besser kennen.
1. Asisi ist in Halle und Leipzig aufgewachsen
Yadegar Asisi wurde 1955 in Wien als Sohn persischer Eltern geboren. Sein Vater, ein kommunistischer Offizier in der persischen Armee, wurde nach dem Putsch 1953 in einem Schauprozess hingerichtet. Daraufhin bot man den Hinterbliebenen die Emigration in kommunistische Länder an. So wuchs Asisi mit seinen fünf Geschwistern in Halle an der Saale auf, später zog die Familie nach Leipzig.
2. Der Künstler hat an der TU Dresden studiert
Asisi studierte von 1973 bis 1978 Architektur, obwohl er eigener Aussage nach am liebsten sofort Künstler geworden wäre. Doch ihm fehlte der Mut, wie er einmal in einem Interview mit der TU Dresden sagte. Da seine Schwester dort Architektur studierte, hielt er die Kombination aus Zeichnen und Malen für einen guten Kompromiss – und zog deshalb nach Dresden.
3. Deswegen hat Asisi die DDR verlassen
Asisi konnte nach eigenen Angaben aufgrund seiner Biografie 1978 die DDR verlassen. Grund hierfür war ein festgelegter Vertragsbestandteil, der ihn nach seinem Architekturstudium an der TU Dresden zur Ausreise verpflichtete. Dies war keine freiwillige Entscheidung, aber auch kein Akt der Unterdrückung, sondern eine vertragliche Bedingung seines Aufenthalts in der DDR als Sohn persischer Flüchtlinge. Asisi selbst sah darin eine Chance, der ostdeutschen Plattenbauarchitektur zu entkommen.
Im Anschluss begab er sich für ein knappes Jahr in den Iran der Revolutionszeit, wie er auf seiner Website schreibt. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland ging er nach West-Berlin, studierte bis 1984 Malerei an der Hochschule der Künste und wurde Meisterschüler. Noch heute lebt er in der Hauptstadt.
4. Yadegar Asisi ist gelernter Architekt
Asisi arbeitete lange als Architekt, bevor er sich vollends der Kunst zuwandte. Er gründete ein Architekturbüro und hatte von 1987 bis 1994 einen Lehrauftrag im Fachbereich Architektur an der Hochschule der Künste in Berlin. 1996 bis 2008 war er Professor für Freie Darstellung an der Berliner Hochschule für Technik.
5. Warum der Künstler seine alten Panoramen verbrannte
In einem Gespräch mit dem MDR erklärte Yadegar Asisi vor einigen Jahren, dass er seine früheren Panoramen nach deren Ausstellung gemeinsam mit seinem Team zeremoniell verbrannt habe. So habe jedes Panorama seinen ganz eigenen Moment und seine Zeit gehabt, sagte der Künstler.
6. Asisi bescherte dem Panorama ein Comeback
Asisis Begeisterung für Panoramen wurde 1993 geweckt, als er als Architekt an der Bonner Ausstellung "Sehnsucht – Das Panorama als Massenunterhaltung des 19. Jahrhunderts" mitwirkte. Seitdem beschäftigt er sich leidenschaftlich mit dieser außergewöhnlichen Darstellungsform. Im Gespräch mit dem MDR erklärte er: "Das Panorama ist zu mir gekommen – oder wir haben uns getroffen. Und ich glaube, es hat einen ganz Guten erwischt." Fest steht: Durch sein Engagement hat die alte Technik der Panorama-Malerei geradezu ein Comeback erlebt.
7. Das erste Panometer steht aus Zufall in Leipzig
2003 schuf Yadegar Asisi in Leipzig sein erstes 360-Grad-Panorama: den Mount Everest auf riesiger Leinwand. Dafür eröffnete er im Rundbau eines ehemaligen Gasometers seinen ersten dauerhaften Vorführungsort. In einem Interview mit dem MDR erklärte der Künstler, dass er als Standort eigentlich Oberhausen vorgesehen hatte: "Aber der Zufall wollte es, dass es in Sachsen passiert ist." Ein Freund habe ihm den Tipp für den denkmalgeschützten Rundbau in Leipzig gegeben.
Übrigens: Passend zu seinen Werken erfand Asisi auch einen neuen Namen für den Ausstellungort: "Panometer" ist eine Mischung aus Panorama und Gasometer.
8. Millionen Besucher im Panometer von Dresden bis Berlin
In den vergangenen zwei Jahrzehnten eröffnete Asisi neben seinem Panometer in Leipzig Ausstellungen unter anderem in Dresden, Lutherstadt Wittenberg, Berlin und Pforzheim. Weitere Standorte sollen in Konstanz und seiner Geburtstadt Wien entstehen. Den Angaben von Asisi zufolge wurden seine Ausstellungen in den vergangenen 20 Jahren von rund zwölf Millionen Menschen besucht.
9. Panorama zu Luther in Wittenberg eine Attraktion
Das Asisi-Panorama "Luther 1517" zeigt auf 15 mal 75 Metern das Leben und Wirken von Martin Luther zur Zeit der Reformation in Wittenberg. Es wurde zum 500-jährigen Reformationsjubiläum 2017 in einem runden Gebäude im Stadtzentrum aufgebaut und zählt inzwischen zu den Attraktionen in Wittenberg. Eigentlich sollte das Panorama nur ein paar Jahre in der Lutherstadt zu sehen sein, doch wurde es inzwischen bis 2029 verlängert.
10. Schuf Bühnenbilder für Operette Dresden und Oper Leipzig
Zu Asisis Leidenschaften zählen neben seinen 360-Grad-Panoramen auch Bühnenbilder für Theater- und Opernaufführungen. Unter anderem gestaltete der Künstler das Bühnenbild zu Leonard Bernstein "West-Side-Story" an der Staatsoperette Dresden sowie zu Mozarts "Zauberflöte" an der Leipziger Oper.
Quellen: MDR SACHSEN, MDR KULTUR, TU Dresen, Yadegar Asisi Website, dpa / Redaktionelle Bearbeitung: Valentina Prljic
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | MDR um 4 | 07. April 2025 | 20:00 Uhr