Nach dem Anschlag im Oktober 2019 Lidia Edel aus Halle: Sie macht Synagogentür zum Kunstwerk
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21. Februar 2020, 20:52 Uhr
Etwas mehr als vier Monate ist es her, dass die jüdische Gemeinde von Halle dem Angriff eines Rechtsextremisten ausgesetzt war. Zwei Menschen starben an diesem Anschlagstag. Doch wie durch ein Wunder überlebten die 51 Menschen in der Synagoge von Halle. Eine widerständige Tür hielt den Gewehrschüssen des Terroristen stand und verhinderte so Schlimmeres. Diese Synagogentür soll nun von der Schülerin Lidia Edel zum Kunstwerk umgestaltet werden.
Am 9. Oktober 2019 griff ein Rechtsextremist die jüdische Gemeinde von Halle an, zwei Menschen starben. Doch die Synagogentür hält den Schüssen des Attentäters stand und verhindert so Schlimmeres, denn an diesem Tag wurde in dem Gotteshaus Jom Kippur – das Versöhnungsfest – gefeiert, der höchste jüdische Feiertag und die Synagoge war voller Menschen. Diese schützende Tür soll nun zum Kunstwerk werden. Gestalten will dieses die 18-jährige Abiturientin Lidia Edel.
"Auch, wenn das passiert ist, es geht weiter", sagt Edel am Donnerstagnachmittag im jüdischen Gemeindehaus Halle im Gespräch mit MDR KULTUR. Trotz all der schrecklichen Erinnerungen, die mit diesem Tag verbunden sind, stellt die rettende Tür für sie ein positives Symbol dar. "Die Tür hat eine Kraft an sich, so Schutz zu zeigen, dass quasi ein Eingriff Gottes diese Menschen beschützt hat", sagt sie und ergänzt:
Natürlich ist auch etwas Schreckliches damit verbunden worden. Aber für mich steht natürlich als Erstes, dass so viele Menschen gerettet werden konnten durch diese Tür.
Diese Menschen, die Edel meint, sind auch ihre Freunde, die sie in der jüdischen Gemeinde gefunden hat.
Kinder sollen bei Kunstwerkgestaltung mitwirken
Edel ist Schülerin eines Gymnasiums, sie steht kurz vor dem Abitur. Schon seit Langem engagiert sie sich in der jüdischen Gemeinde, im Gemeindekeller befindet sich ihre Werkstatt. Einmal die Woche macht sie dort Kunstprojekte mit Kindern. Auch die sollen bei der Neugestaltung der Synagogentür mitmachen können.
Das ganze Projekt ist auf Edels Initiative hin entstanden. Sie sagt, dass sie es schade gefunden hätte, wenn die Tür einfach entsorgt worden wäre. Für sie ist die Tür ein Zeichen dafür, dass die Menschen beschützt wurden.
Nach ein paar Besprechungen erhält sie die Erlaubnis der Gemeinde, die Tür umzugestalten. Noch kann Edel aber nicht viel darüber verraten, was mit der Tür passieren wird. Einzelne Skizzen hat sie zwar bereits angefertigt, doch ihre Ideen sind noch im Werden. Nur eines ist klar: es geht um das Holz der Tür. Das erinnere sie nämlich an die Kraft von Bäumen, die standhaft allen Widrigkeiten trotzen.
Dass es so über meiner Größe ist, habe ich eigentlich nicht erwartet. Und trotzdem bin ich so voller Stolz, dass ich das übernehmen durfte, dass ich diese Chance bekommen habe.
Unterstützung von Familie und Freunden
Ihre Freunde und ihre Familie waren nicht verwundert, dass es Edel ist, die die Synagogentür umgestalten wird. Die meisten hätten gesagt, dass sie froh darüber seien, dass sie diejenige ist, die das Projekt gestalten darf. Schon immer hat Edel sich für Kunst interessiert, hat Kunstwettbewerbe in der Schule gewonnen und sie strebt nun auch ein Studium in dieser Richtung an.
Die eigentliche künstlerische Arbeit an der Tür beginnt für Edel jedoch erst im März. Dann bekommt die Synagoge selbst eine neue Tür – und Edel selbst hat den Stress der Abiturprüfungen hinter sich. Die umgestaltete Tür soll dann voraussichtlich rund um den Jahrestag des Anschlags von Halle der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 21. Februar 2020 | 17:10 Uhr