Übersicht Sieben Tipps für spannende Naturkundemuseen in Thüringen

18. April 2023, 14:44 Uhr

Ob giftige Tiere, Schmetterlinge oder Fossilien – all das und noch vieles mehr lässt sich im Naturkundemuseum erkunden. Welche es in Thüringer Städten wie Gera, Jena, Erfurt oder Altenburg zu entdecken gibt, haben wir für Sie hier zusammengetragen. Wussten Sie zum Beispiel, dass der "Altenburger Rattenkönig" das weltweit größte Exemplar ist? Oder wieviel Leben genau es auf einem toten Baum gibt? Lassen Sie sich überraschen.

Altenburg: Naturkundemuseum Mauritianum

Die Ursprünge des Altenburger Mauritianums gehen auf die 1817 gegründete Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes mit ihrer naturwissenschaftlichen Sammlung und Bibliothek zurück. 1908 bezog das Mauritianum das Museumsgebäude, in dem es noch heute seinen Sitz hat.

Das Mauritianum ist eine kleine Einrichtung mit einem besonderen Konzept. Da es sich seit 2007 in Trägerschaft der Naturforschenden Gesellschaft Altenburg befindet, kann es frei über sein Wirken entscheiden.

Das Gebäude des Naturkundemuseum in Altenburg wird von der Abendsonne angestrahlt.
Das Mauritianum residiert seit über hundert Jahren in diesem prachtvollen Gebäude. Bildrechte: Naturkundemuseum Mauritianum Altenburg

So hat sich das Museum in den vergangenen Jahren vom Bewahrer zum Aktivisten entwickelt: Das Artensterben etwa wird nicht mehr nur mit Ausstellungen begleitet – vielmehr suchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst nach Lösungsansätzen, um gegenzusteuern: Sie renaturieren Gewässer, sichern Flächen und haben gar einen eigenen Landwirtschaftsbetrieb gegründet, um damit europäisch relevanten Arten eine Zukunft zu geben. Dieses Wirken wiederum wird im Museum dokumentiert, beispielsweise in Sonderausstellungen.

Die Sammlung des Hauses umfasst etwa 40.000 Objekte, darunter das weltweit größte Exemplar eines 32-köpfigen Rattenkönigs, bei dem sich zahlreiche Ratten mit ihren Schwänzen dermaßen ineinander verknoten, dass sie nicht mehr auseinanderkommen – und ihr Leben fortan gemeinsam bestreiten. Weitere Ausstellungsstücke sind eine eindrucksvolle Japanische Riesenkrabbe, schillernde südamerikanische Insekten, prächtige Mineralien sowie Fossilien aus Braunkohletagebauen des Leipziger Tieflandes.

Das Museum hat außerdem ein großes Angebot für Kinder: Ein Kinderkolleg ist angegliedert, an dem Schülerinnen und Schüler über mehrere Jahre Kurse am Museum besuchen und mehr über drängende Themen der Zeit lernen können, etwa über Biodiversität, Artenvielfalt und Klimawandel. Denn das erklärte Ziel des Hauses ist es, die Forscherinnen und Forscher von morgen zu begeistern.

Weitere Informationen Naturkundemuseum Mauritianum Altenburg

Adresse:
Parkstraße 10
04600 Altenburg

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 13 bis 17 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertage: 10 bis 17 Uhr
Montags geschlossen (auch an Feiertagen)

Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

Erfurt: Naturkundemuseum

Das Ausstellungs-Highlight dieses Museums liegt im Keller. Dort ist ein riesiges Schiff aufgebaut worden, das Besucherinnen und Besucher betreten dürfen. Auf dieser Arche Noah, die authentisch hin- und herschwankt, reiht sich eine beeindruckende Auswahl an Tieren aus der ganzen Welt aneinander: Die Giraffe blickt den Eisbären an, ein Braunbär klettert eine Querstrebe hoch, während ein Esel im Hintergrund genüsslich aus einem Eimer frisst. Keines der Tiere steht hinter Glas oder einer anderen Art von Absperrung – ein tolles Erlebnis gerade für Kinder.

Kinder betrachten Löwe, Tiger, Puma, Leopard und Gepard im Naturkundemuseum Erfurt.
Auge in Auge mit einem Löwen. Bildrechte: picture alliance / ZB | Michael Reichel

Gleichzeitig regen die Ausstellungsstücke aber auch zum Nachdenken an: In einer kleinen Kammer werden Mitbringsel von Urlauberinnen und Urlaubern ausgestellt, die zum Artensterben beitragen, zum Beispiel Schlangenlederschuhe oder Schildkrötenpanzer. Auch die Vitrinen in den Obergeschossen laden dazu ein, innezuhalten. Falter und Schmetterlinge sind an einer Wand so durchdacht nebeneinander positioniert, dass man den Eindruck bekommt, vor einem riesigen Schwarm zu stehen.

Im Erfurter Naturkundemuseum kann man viel über die Naturvielfalt Thüringens lernen und heimische Arten sehen. Außerdem lockt ein Quiz, bei dem man Vogelstimmen den entsprechenden Tieren zuordnen muss. An verschiedenen Stellen wird reflektiert, wie vielfältig der Mensch in die Natur eingreift. Für Familien definitiv einen Besuch wert.

Weitere Informationen Naturkundemuseum Erfurt
Große Arche 14
99084 Erfurt

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr
Montags geschlossen

Eintritt:
Erwachsene: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro
Kinder unter 6 Jahren haben freien Eintritt.

Gera: Museum für Naturkunde

Das Naturkundemuseum in Gera richtet sich mit seinen Angeboten bewusst nicht nur ans Bildungsbürgertum, sondern an die breite Bevölkerung: Vor allem in den Sonderausstellungen zieht es mit poetischen Überschriften Besucher an, wie etwa bis Mitte Oktober 2023 mit "Gezähmte Eilende" über das Flusstal zwischen Greiz und Bad Köstritz. Die zwei Dauerausstellungen widmen sich zum einen Mineralen aus aller Welt, zum anderen zeigen sie die Landschaftsräume Ostthüringens so, wie sie ohne Eingriffe des Menschen aussehen würden. Die Plothener Teichlandschaft mit ihren Tieren und Pflanzen wird hier genauso im Modell dargestellt wie die Saale-Sandsteinplatte oder die Saale-Orla-Senke mit ihren Zechsteinriffen.

Die Sammlung des Museums hat weniger einen wissenschaftlichen, sondern vielmehr einen kulturhistorischen Wert, da sich hier die Hinterlassenschaften bedeutender Sammler aus der Region wiederfinden. Der letzte Auerhahn Thüringens ist ebenso zu finden wie die letzte Großtrappe. Es gibt auch Themenräume zu Mineralen und Pilzen. Auch der botanische Garten der Stadt Gera gehört zum Naturkundemuseum.

Weitere Informationen Museum für Naturkunde Gera
Nicolaiberg 3
07545 Gera

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen: 11 bis 17 Uhr

Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro

Goldisthal: Haus der Natur

Ein Geheimtipp ist das Haus der Natur in Goldisthal zwischen Sonneberg und Ilmenau. Hier kann man den Wald kennenlernen, das grüne Markenzeichen von Thüringen. Welche Geräusche gibt es beispielsweise nachts im Wald und wer erzeugt sie? Wie nimmt ein Jäger diese Geräusche wahr?

Auch die kleine Welt des Waldes wird nahegebracht, so die vielfältige Lebenswelt, die sich in einem umgestürzten, vermeintlich toten Baum bildet. Denn hier ist auf kleiner Fläche eine enorme Anzahl von Kleintieren, Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen versammelt, um diesen Baum mit Leben zu füllen und aus seinen Resten den Fortbestand des Waldes zu sichern.

Ein weiterer Bestandteil des Museums ist die Erinnerung an den Goldbergbau in dieser Region. Es werden einzigartige Funde aus der Gegend gezeigt. Übrigens stammt der Ortsname Goldisthal nicht vom Wort "Gold" ab, sondern vom Kolitschberg, an dem sich einst eine Goldmühle befand.

Natürliches Gold an einem Stein
Einen solchen Goldfund wünscht sich wohl jeder – tatsächlich war der Goldabbau in Goldisthal relativ erfolglos. Bildrechte: IMAGO/YAY Images

Spannend wird es auch nochmal außerhalb des Gebäudes, denn hier können die nach der Ausstellung goldgierig gewordenen Kleinen selber Gold waschen. Ein miniaturisiertes Pumpspeicherwerk mit Generator zeigt zudem, wie sich nachhaltig aus vorhandenen Quellen Energie erzeugen lässt – das Gold der heutigen Zeit.

Weitere Informationen Haus der Natur
Goldberg 2
98746 Goldisthal

Öffnungszeiten:
Mittwoch, Donnerstag, Samstag und Sonntag, 10 bis 17 Uhr
Montags, dienstags und freitags geschlossen

Eintritt:
Erwachsene: 6 Euro, ermäßigt 3 Euro
Kinder bis 6 Jahre frei

Gotha: Museum der Natur auf Schloss Friedenstein

Die naturkundlichen Sammlungen der Stiftung Schloss Friedenstein genießen einen exzellenten Ruf: Sie reichen zurück bis ins 17. Jahrhundert. Zu den wertvollsten Sammlungsobjekten gehören heute über 300 Jahre alte Stücke aus den Anfängen des Herzoglichen Kunst- und Naturalienkabinetts.

Ein ausgestopfter Tiger zwischen dünnen Birkenstämmen
Dieser kleine Tiger wartet auf die Besucherinnen und Besucher in Gotha. Bildrechte: Stiftung Schloss Friedenstein Gotha

Aber es gibt auch neue Erkundungsmöglichkeiten, so das Bromacker Lab, in dem sich Forscherinnen und Forscher auf die Spuren von Fossilien begeben können. Mit modernen Darstellungsformen erscheinen über den versteinerten Abdrücken von Fußspuren die Hologramme der Tiere, die sie einst hinterließen. Es locken Attraktionen für Familien: Etwa ein dunkler Raum, der den Tieren der Nacht gewidmet ist. Hier sind verschiedene Tierstimmen zu vernehmen, passend zu den ausgestellten Arten. Zudem laden verschiedene Mitmachstationen dazu ein, selbst aktiv zu werden.

Ein Mann fotografiert die Nachbildung eines Dimetrodon
Die Nachbildung eines Dimetrodon ist in der Ausstellung "Bromacker Lab" zu sehen. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Martin Schutt

Das Bromacker Lab ist eine interaktive Ausstellungsfläche, auf der große und kleine Besucherinnen und Besucher den Forschenden sozusagen über die Schulter schauen können. Und die Sonderausstellung "Saurier – Die Erfindung der Urzeit" führt durch 200 Jahre Saurierforschung.

Weitere Informationen Bromacker Lab
Schloss Friedenstein, Ausstellungshalle
Schlossplatz 1
99867 Gotha

Öffnungszeiten Schloss Friedenstein und Herzogliches Museum:

Dienstag bis Sonntag
April bis Oktober: 10 bis 17 Uhr
November bis März: 10 bis 16 Uhr
Montags geschlossen (außer an Feiertagen)

Der Eintritt ins Bromacker Lab ist frei.

Jena: Phyletisches Museum

Das Phyletische Museum trägt den Fokus des Hauses im Namen: Hier dreht sich alles um die Stammesgeschichte (Phylogenese), ein Begriff, der vom Gründer Ernst Haeckel geprägt wurde. Haeckel schenkte das Gebäude 1908 der Universität Jena, heute ist es Teil des Institutes für Zoologie und Evolutionsforschung.

Eine Qualle in einem Glas
Quallen haben keinen guten Ruf, sind aber faszinierende Lebensformen Bildrechte: MDR/Jan Dörre

Ein Höhepunkt des Hauses ist der Medusensaal, an dessen Decke sich großformatige, farbige Medusendarstellungen befinden. Hier werden häufig wechselnde Sonderausstellungen präsentiert. In der Dauerausstellung können Besucherinnen und Besucher das gesamte Tierreich entdecken, vom Badeschwamm über die Ohrenqualle bis hin zum Tiger. Themensäle informieren außerdem über die Evolution und die Menschwerdung. Auch die Evolution des AIDS-Virus wird erklärt.

Das Museum ist ein Bau mit geschwungenem Dach und großen Fenstern
Seit 1908 befindet sich das Phyletische Museum hier in Jena. Bildrechte: imago images / Steve Bauerschmidt

Insgesamt ist dieses recht kleine Museum etwas in die Jahre gekommen, interaktive oder multimediale Präsentationsformen finden sich hier nicht. Dennoch – wer mehr über die Evolution der Tiere lernen möchte, ist hier genau richtig.

Weitere Informationen Phyletisches Museum Jena
Vor dem Neutor 1
07743 Jena

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 9 bis 13 und 14 bis 17 Uhr
Sonnabend, Sonntag und an Feiertagen: 10 bis 16 Uhr

Eintritt:
Erwachsene 2,50 Euro, ermäßigt 1,50 Euro.

Schleusingen: Naturhistorisches Museum Schloss Bertholdsburg

Seit DDR-Zeiten versammelt das Naturhistorische Museum Schleusingen alle naturkundlichen Sammlungen Südthüringens: Insgesamt besitzt es rund 100.000 Objekte. In den Bereichen Geologie, Mineralogie und Paläontologie sieht sich das Haus als einzigartig in Thüringen an.

In der Dauerausstellung wird vor die eigene Haustür geschaut: Im Fokus liegen 300 Millionen Jahre Thüringen, auf rund 800 Quadratmetern werden hiesige Landschaften von ihren erdgeschichtlichen Wurzeln bis in unsere Tage hinein präsentiert. Faszinierend ist die Minerale-Ausstellung, in der es glitzert und funkelt. Hier wird eine wertvolle Edelsteinsammlung präsentiert, zudem kann man einiges über die Entstehung der Objekte lernen.

Auch wenn es ein paar Touch-Screens gibt: Das Museum präsentiert seine Objekte weitgehend traditionell. Die Räume indes wirken für sich, ist das Museum doch im frühneuzeitlichen Schloss Bertholdsburg untergebracht.

Wenn man schon einmal vor Ort ist, lohnt sich auch der Aufstieg zum Aussichtsturm, denn von oben hat man einen tollen Blick auf den Thüringer Wald. So kann man gleich das erdgeschichtliche Thüringen mit dem heutigen vergleichen.

Weitere Informationen Naturhistorisches Museum
Schloss Bertholdsburg Schleusingen
Burgstraße 6
98553 Schleusingen

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 9 bis 17 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag: 10 bis 18 Uhr

Eintritt:
Erwachsene 6 Euro, ermäßigt 4 Euro

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 21. Februar 2020 | 18:50 Uhr

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