Zwei Männer stehen in einer Wald-Landschaft und betrachten den Mond
In Caspar David Friedrichs "Zwei Männer in Betrachtung des Mondes" stecken die typischen Merkmale seines Werks Bildrechte: imago/Artokoloro

Jubiläumsjahr An diesen fünf Merkmalen erkennen Sie einen Caspar David Friedrich

23. August 2024, 08:16 Uhr

Der 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich ist eines der Kulturhighlights in diesem Jahr. In mehreren Ausstellungen wird der bedeutendste Maler der Romantik gefeiert, unter anderem im Kupferstich-Kabinett und im Albertinum in Dresden – dabei gehört "Zwei Männer in Betrachtung des Mondes" zu den viel beachteten Gemälden. Die Merkmale dieses Bildes sind typisch für Caspar David Friedrich und ein Blick auf die Details eignet sich hervorragend, um den Maler genauer kennenzulernen.

Gemälde zeigen Menschen von hinten

Caspar David Friedrich konnte keine Menschen malen – zumindest soll er es selbst für eine Schwäche gehalten haben. Das fiel aber nicht auf, weil er seine Landschaftsbilder entweder menschenleer gestaltete oder eben auf Rückenansichten setzte. Denken Sie an die berühmten "Kreidefelsen von Rügen" oder die ikonische Rückenansicht in "Der Wanderer über dem Nebelmeer"!

Gemälde, ein Mann steht auf einem hohen Felsen, vor ihm eine Landschaft mit Felsen und Nebelschwaden.
Caspar David Friedrichs berühmteste Rückenansicht: "Der Wanderer über dem Nebelmeer". Bildrechte: picture-alliance/ dpa/dpaweb | Folkwang-Museum/Elke Walfo

Auch im Bild "Zwei Männer in Betrachtung des Mondes", das wahrscheinlich im Jahr 1819 oder 1820 entstand, sieht man zwei Figuren von hinten. Sie schauen in die Ferne und wir schauen ihnen dabei zu – dieses doppelte Betrachten hat noch einen weiteren Effekt, den der Maler nutzte: Es erzeugt Tiefe im Bild.

Natur als Spiegel der Gefühle

Caspar David Friedrich soll viel Zeit in der Natur verbracht und ausgiebige Wanderungen unternommen haben, beispielsweise in der Sächsischen Schweiz, im Harz oder auf Rügen. Noch heute sieht man in seinen Bildern, von welcher Landschaft sie inspiriert sind. Bei seinen Wanderungen fertigte er präzise Zeichnungen von Bäumen oder Felsen an – doch die berühmten Gemälde entstanden hier nicht.

Denn im zweiten Schritt verschwand Caspar David Friedrich mit seinem Skizzenbuch im dunklen Dresdner Atelier und setzte dort seine Eindrücke neu zusammen. Mit vielen Schichten Ölfarbe erzeugte er, je nach Gefühl, eine besondere Lichtstimmung. Es gehört zu den großen Leistungen Caspar David Friedrichs, nicht einfach Landschaft darzustellen, sondern durch die Natur Emotionen zu transportieren.

In "Zwei Männer in Betrachtung des Mondes" sorgen Sepia-Töne für melancholische Stimmung. Auch der Bildaufbau spielt eine wichtige Rolle, den überlässt der Maler nicht dem Zufall, sondern komponiert alle Teile wohldurchdacht: Der Abendstern und die Augen der Wanderer liegen hier genau auf den Achsen des Goldenen Schnitts.

Besucherinnen schauen sich ein Bild an.
"Zwei Männer in Betrachtung des Mondes" hat die typische Lichtstimmung eines Gemäldes von Caspar David Friedrich. Bildrechte: IMAGO / Sylvio Dittrich

Motiv der Künstlerfreundschaft

Der Wanderweg am unteren Bildrand lenkt den Blick direkt auf die beiden Figuren: Mit dem Mann rechts hat Caspar David Friedrich sich wahrscheinlich selbst gemalt. Links wird sein Freund und Schüler August Heinrich vermutet. Friedrich pflegte viele Künstlerfreundschaften – so könnte der Dargestellte auch sein guter Freund, der Maler Johan Christian Clausen Dahl, gewesen sein. Der lebte sogar einige Jahre in einem Haus zusammen mit Friedrich und seiner Familie – der Frau Caroline Bommer und den drei Kindern. Dresden zog damals viele Künstler an, die Stadt war ein Zentrum der Romantik.

Der Mond – typisches Symbol der Romantik

Caspar David Friedrich liebte Metaphern. Die wichtigste ist der Mond, der in vielen seiner Bilder auftaucht. In "Zwei Männer in Betrachtung des Mondes" ist der Himmelskörper zentral, gerahmt von Dunkelheit. Hell leuchtend und zunehmend steht er für die Hoffnung in der ansonsten sehr düsteren Landschaft. Vergänglichkeit, Tod und Jenseits – all das sind wiederkehrende Themen in Caspar David Friedrichs Werk, mit denen er die Epoche der Romantik prägte.

Die Schwermut seiner Bilder hat auch mit Traumata in Friedrichs Biografie zu tun. Allen voran ein Erlebnis in der Kindheit: Beim Schlittschuhlaufen brach Friedrich im Eis ein und sein jüngerer Bruder ertrank bei dem Versuch, ihn zu retten. Als Erwachsener hatte Caspar David Friedrich mit Depressionen zu kämpfen. Er war zudem ein sehr religiöser Mensch, ein gläubiger Protestant. Deshalb werden seine Bilder häufig auch religiös gedeutet.

Politische Haltung von Caspar David Friedrich

In seinem Werk ließ Caspar David Friedrich immer wieder seine Haltung zum politischen Geschehen durchblicken. Zur Entstehungszeit von "Zwei Männer in Betrachtung des Mondes" wurden konservative Kräfte im Deutschen Bund gerade wieder stärker. Die Karlsbader Beschlüsse sorgten für Zensur und Überwachung aller liberalen Bestrebungen.

Ein junger Mann mit Backenbart und hochgestelltem Kragen, Gemälde
Caspar David Friedrich (1774 bis 1840) war ein Anhänger der nationalen Befreiungsbewegung. Bildrechte: imago images / Marco Stepniak

So starb die damals fortschrittliche Idee eines Nationalstaates ebenso wie der Baum im Bild – der bei genauer Betrachtung als deutsche Eiche zu erkennen ist. Caspar David Friedrich gehörte der liberalen, nationalen Bewegung an und verabscheute Napoleon. In "Zwei Männer in Betrachtung des Mondes" hat er sogar eine geheime Botschaft versteckt: Er zog den beiden Wanderern die blaue, altdeutsche Tracht an, die damals verboten war.

Wo Sie das Gemälde sehen können (zum Ausklappen)

"Zwei Männer in Betrachtung des Mondes"

Vom 24. August bis 17. November 2024 ist das Bild in der Ausstellung "Caspar David Friedrich. Wo alles begann" im Dresdner Kupferstich-Kabinett zu sehen.

Kupferstich-Kabinett
Residenzschloss Taschenberg 2
01067 Dresden

Öffnungszeiten:
täglich 10 bis 18 Uhr
Dienstag geschlossen

Vom 19. November 2024 bis 5. Januar 2025 ist das Gemälde in der Caspar David Friedrich-Ausstellung im Albertinum zu sehen. Ab Februar 2025 ist es wieder Teil der Sammlungspräsentation des Albertinum.

Albertinum
Tzschirnerplatz 2
01067 Dresden

Öffnungszeiten:
täglich 10 bis 18 Uhr
Montag geschlossen

Mehr über Caspar David Friedrich erfahren

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Caspar David Friedrich oder die Erfindung der Sehnsucht | 18. August 2024 | 09:15 Uhr

Mehr MDR KULTUR