Blick in die Ausstellung "Splitter" im Kunstmuseum Magdeburg: das große Porträt einer jungen Frau steht in der Mitte der Klosterkirche
Die Kunstinstallation "Splitter" in Magdeburg ist einer unserer kulturellen Tipps für ihr Wochenende. Bildrechte: Stefan Stark

Kulturelle Ausflugsziele Wohin am Wochenende? Tipps für Magdeburg, Chemnitz und Weimar

14. November 2024, 15:30 Uhr

Der November lädt zur Innenschau und zum Erinnern ein. Unsere Tipps für das Wochenende drehen sich genau um diese Themen: Sichtbarkeit, Verlust, Erinnerungsarbeit und Nachlasspflege. Wir empfehlen eine Video- und Klanginstallation in der Klosterkirche in Magdeburg, die kurdische Frauen in den Mittelpunkt rückt, ein Gespräch in Chemnitz über Erinnerungsarbeit zwischen Töchtern von NSU-Opfern und eine Sonderausstellung in Weimar zur Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach, die Goethes handschriftlichen Nachlass geerbt hat.

Am Sonntag hat mein Mann Geburtstag. Damit ist meine Wochenendplanung ziemlich klar: Samstag Kuchen backen, Sonntag Kuchen essen. Das mag sich zunächst nach 50er-Jahre-Hausfrauenrolle anhören, aber der Unterschied ist, dass ich die Wahl habe. Ich könnte auch keinen Kuchen backen. Ganz im Gegensatz zu den Frauen, die ich Ihnen in diesen Tipps für das Wochenende vorstellen möchte. Sie mussten sich fügen – der Situation, dem Schicksal, wie auch immer man es betiteln mag. Das Schöne und Inspirierende daran ist jedoch, dass sie sich ein Stück Kontrolle zurückgeholt haben und das Narrativ nun ändern.

Magdeburg: Kunstinstallation "Splitter" von Leyla Yenirce

Leyla Yenirce inszeniert das Porträt einer jungen Frau. Sie steht für all jene Frauen in Kurdistan, die dort einen Überlebens- aber auch Befreiungskampf führen. Die Installation beinhaltet ein großformatiges Video und raumfüllende Klänge in der ehemaligen Klosterkirche. Sichtbarkeit und Verborgenheit sind zentrale Elemente der Ausstellung. So ist der Ausgangspunkt des Porträts auch immer wieder die Auseinandersetzung mit Drohnentechnologie, die eine zusätzliche Gefahr für die kurdischen Frauen darstellt. "Splitter" liefert das Porträt nicht passiv dem Blick des Betrachtenden aus, sondern gibt ihm die Möglichkeit, das Verhältnis von Sichtbarkeit selbst zu bestimmen. Ein spannendes Zusammenspiel, bei dem es viel zu entdecken gibt!

Filmszene aus der Kunstinstallation SPLITTER von Leyla Yenirce: eine Frau blickt direkt in die Kamera
Filmszene aus der Kunstinstallation "Splitter" von Leyla Yenirce Bildrechte: Leyla Yenirce

Die Installation findet im Langhaus der ehemaligen Klosterkirche im Kunstmuseum Magdeburg statt. Sie bildet den Auftakt einer programmatischen Reihe des Kunstmuseums Magdeburg, die Musik- und Klanginstallationen in der Klosterkirche präsentiert. Öffnungszeiten sind Freitag 10 - 17 Uhr sowie Samstag und Sonntag 10 - 18 Uhr. Es gelten die Preise des Kunstmuseums. 

Weitere Informationen zur Installation (zum Ausklappen)

Kunstinstallation "Splitter" von Leyla Yenirce
Bis 12. Januar 2025

Kunstmuseum Magdeburg
ehemalige Klosterkirche

Regierungsstr. 4-6
39104 Magdeburg

Öffnungszeiten:
Freitag: 10 - 17 Uhr
Samstag und Sonntag: 10 - 18 Uhr

Eintritt:
regulär: 8 Euro
ermäßigt: 4 Euro
Kinder und Jugendliche (bis 18 Jahre): frei

Chemnitz: Gespräch über Erinnerungsarbeit von NSU-Opfern

Semiya Şimşek, Gamze Kubaşık, Mandy und Lina Boulgarides verloren durch die Mordserie des NSU ihre Väter. Als ob das Erlebte noch nicht schlimm genug wäre, haben sie auch erfahren, wie es ist, von Strafverfolgungsbehörden, Verwaltung, Politik und Teilen der Medien nicht ernstgenommen zu werden. Stattdessen wurden sie stigmatisiert und sogar verdächtigt, selbst in die Fälle verwickelt zu sein.

In diesem Podiumsgespräch im IZDA e.V. sprechen die Frauen über den NSU-Komplex, über die Ignoranz und den Rassismus ihnen gegenüber sowie über die Erinnerungsarbeit, die sie leisten. Das Thema ist komplex, die Emotionen dazu vielschichtig. Es ist eigentlich zu viel und muss doch immer wieder benannt werden. Die vier Frauen haben es sich zur Lebensaufgabe gemacht. Sie engagieren sich als politische Bildnerinnen seit Jahren für Aufklärung und politische Konsequenzen. Darum lautet die zentrale Frage des Abends auch: Warum kein Schlussstrich? Das Gespräch wird von Ali Şirin moderiert.

Menschen stehen vor einem Gebäude in Chemnitz und unterhalten sich in Gruppen.
Das Podiumsgespräch findet im IZDA Chemnitz statt. Bildrechte: MDR/Anett Linke

Weitere Informationen zum Gespräch (zum Ausklappen)

"Warum kein Schlussstrich?"
Gespräch über die Erinnerungsarbeit von Semiya Şimşek, Gamze Kubaşık, Mandy Boulgarides und Lina Boulgarides

16. November 2024
19 - 21 Uhr

IZDA e.V.
Gießerstraße 26
09130 Chemnitz

Eintritt:
frei

Fördermittelbescheide für NSU-Dokumentationszentrum in Chemnitz übergeben 3 min
Bildrechte: MDR / Philipp Lakomy
3 min

Mit vier Millionen Euro unterstützen Bund und Land den Aufbau. Kulturstaatsministerin Roth und Sachsens Demokratieministerin Meier übergaben die Förderbescheide und informierten sich vor Ort. Philipp Lakomy berichtet.

MDR KULTUR - Das Radio Mi 06.11.2024 11:01Uhr 03:28 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/chemnitz/nsu-dokumentationszentrum-chemnitz-foerderbescheide-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Weimar: Sonderausstellung über die Erbin von Goethes Nachlass

Wussten Sie, wer Goethes handschriftlichen Nachlass geerbt hat? Es war Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach und sie hatte sich das Ziel gesetzt, diese Schriften der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Initiierung der ersten Gesamtausgabe aller Werke Goethes sowie die Gründung des Goethe-Schiller-Archivs, für das sie sogar ein eigenes Gebäude errichten ließ, sind nur zwei Punkte auf der Liste ihrer Errungenschaften.

Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach
Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach prägte das Bild, das wir heute von Goethe haben. Bildrechte: Klassik Stiftung Weimar

Die Sonderausstellung geht aber auch kritisch auf ihr Lebenswerk ein und zeigt unter anderem, wie sie das Goethe-Bild bis heute geprägt hat. Auch das Wechselverhältnis zwischen Literatur und politischer Macht zu Sophies Zeit sowie in der aktuellen Kulturpolitik werden erörtert. Fest steht: Sophie wusste um ihre Macht. Die Sonderausstellung "Sophie. Macht. Literatur" findet im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar statt.

Weitere Informationen zur Ausstellung (zum Ausklappen)

Sonderausstellung "Sophie. Macht. Literatur"
Bis 15. Dezember 2024

Goethe- und Schiller- Archiv
Jenaer Straße 1
99425 Weimar

Öffnungszeiten:
Freitag: 9 - 18 Uhr,
Samstag und Sonntag: 11 - 16 Uhr

Eintritt: frei

Der persönliche Tipp: "Männer töten" von Eva Reisinger

Ein herrlich erfrischendes Buch in einem November, in dem Männer sich einbilden, "Your body, my choice" sagen zu können. Falls Sie sich noch nie Gedanken um die Unternehmerin Kathrin Glock gemacht haben, ist dieses Buch eine sehr gute Gelegenheit. Nein, es geht nicht allein um die Unternehmerin in der Waffenindustrie, sondern viel mehr darum, warum sie sich wohl keine Sorgen mehr darüber machen muss, ob ihr nächtlicher Heimweg dunkle Ecken beinhaltet. Eva Reisinger erschafft in ihrem Roman ein Matriarchat mitten in der österreichischen Provinz. Ein Dorf hat dort seine eigenen Gesetze und man fragt sich beim Lesen immer wieder: "So einfach ist es also? So könnte es laufen?" Und genau da liegt die Fallhöhe: In der Handlung aber auch in den eigenen Gedanken. Triggerwarnung: In diesem Buch sterben ausnahmsweise mal die Männer.

Weitere Informationen zum Buch (zum Ausklappen)

Eva Reisinger: Männer töten
Leykam Verlag, 2023
Seiten: 288
Preis: 24 Euro
ISBN: 978-3-7011-8297-8

Im Programm: MDR SACHSENSPIEGEL am 03.03.2024, MDR KULTUR - Das Radio am 06.11.2024 und 12.06.2024

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