Amtsantritt Chemnitz 2025: Wie Stefan Schmidtke die Kulturhauptstadt mitgestalten will
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01. Dezember 2021, 20:29 Uhr
Am 1. Dezember tritt Stefan Schmidtke offiziell sein Amt als Leiter der Kulturhauptstadt GmbH in Chemnitz an. Der in Döbeln geborene Kulturmanager kehrt nach Stationen als Programmdirektor des Festivals "Theater der Welt" in Düsseldorf und als Kurator der Wiener Festwochen nun in seine Heimat zurück. Seine Aufgabe: die Ideen aus der Bewerbung als Kulturhauptstadt 2025 in ein funktionierendes Programm zu überführen. Und zwar nicht alleine, sondern gemeinsam mit den Menschen in Chemnitz.
Stefan Schmidtke, Jahrgang '68, hat sein Büro im Kulturkaufhaus Tietz schon Ende September bezogen. Daher ist sein offiziell erster Tag am 1. Dezember für ihn nichts Besonderes. "Der erste Arbeitstag ist eher ein symbolischer Termin. Der geht genauso gut rum wie alle anderen Tage auch. Meist beginnt es um acht und endet um 22 Uhr, weil ich für sehr viele Details da sein muss", sagt er. Auf der Liste ganz oben stehen neue Computer und schnelles Internet. Außerdem stellt Schmidtke gerade ein Team zusammen, mit dem er ab Januar inhaltlich loslegen will. Denn Schmidtke ist beides: Kulturmanager und Programmacher.
Nach Döbeln, Moskau und Wien zurück in die Heimat
In den vergangenen Jahren leitete Schmidtke renommierte Kulturereignisse in ganz Europa, darunter die Wiener Festwochen und das Festival Theater der Welt in Düsseldorf. Er hat in Moskau studiert, in Tallin, St. Petersburg, Omsk und hat zuletzt am Humboldt-Forum in Berlin gearbeitet. Nun also Chemnitz: Die Koordination der Chemnitzer Kulturhauptstadt ist für Schmidtke "der größte Job, den Deutschland im Moment zu vergeben hat". Sein Umzug nach Sachsen ist auch ein Nachhausekommen.
Jetzt nach 30 Jahren ist es, als wäre ich keinen Tag weggewesen. Von der emotionalen Seite. Ansonsten hat sich die Stadt gigantisch verändert.
Geboren und aufgewachsen in Döbeln, war Karl-Marx-Stadt, wie Chemnitz in der DDR hieß, für den jungen Stefan Schmidtke der Ort, um Kunst und Kultur zu erleben. Unzählige Konzerte habe er hier besucht, im Schauspielhaus sei er zu Frank Castorfs Zeiten Stammgast gewesen und über die Straße der Nationen habe er mal einen Aufsatz geschrieben. "Jetzt nach 30 Jahren ist es, als wäre ich keinen Tag weggewesen. Von der emotionalen Seite. Ansonsten hat sich die Stadt gigantisch verändert", erklärt er.
Chemnitz als Europäische Kulturhauptstadt mitprägen
Vor allem die vielen Baustellen machen Schmidtke zu schaffen. Die Linienführung der Straßenbahn habe er noch nicht bis ins Letzte durchschaut und ein Fahrrad habe er auch noch nicht besorgt. Außerdem steht ihm seine bereits fünfte Wohnungsbesichtigung bevor. Hoffentlich klappe es dieses Mal, wünscht er sich, denn er sei hotelmüde. Schmidtke erzählt von sich in leichtem Plauderton, am allerliebsten aber lenkt er das Gespräch zurück auf die Arbeit, die vor ihm liegt und die vor allem in einem besteht, sagt er: "das Herz offenzuhalten und zuzuhören".
Grundlage für Schmidtkes zukünftige Arbeit bildet das Bid Book. Das aufwendig gestaltete Buch, mit dem Chemnitz sich um den Titel "europäische Kulturhauptstadt" beworben hat, ist die Visitenkarte der Stadt und beschreibt auf über 100 Seiten ihre wichtigsten Vorhaben für das Jahr 2025.
Projektideen wie Baumpatenschaften umsetzen
Der "Geist" des Bid Books sei ausschlaggebend für seine Bewerbung um den Spitzenposten gewesen, erzählt Schmidtke und lobt "die zentrale Idee, das Geld nicht in Häuser und Renovierung zu stecken, sondern mit den Menschen einen Prozess zu erfinden, wie wir miteinander besser leben".
Geradezu exemplarisch dafür steht die "Parade der Apfelbäume", ein Schmidtke-Favorit aus dem Bid Book. Bis zu 4.000 Bäume sollen bis 2025 quer durch Chemnitz gepflanzt werden. Schulklassen, Hausgemeinschaften, Vereine können Baumpaten werden. Die Idee dahinter: Kollektive Gartenarbeit fördert die Gemeinschaft. Und gipfelt im besten Fall in einem Nachmittag bei Kaffee und Apfel-Kuchen. Das ist ganz nach Schmidtkes Geschmack.
Kleines Kulturhauptstadtjahr 2022 in Chemnitz geplant
"Mein Beruf ist darauf ausgerichtet, Menschen Räume zu bieten, in denen sie sich entfalten können und wo sie reflektieren können", erklärt Stefan Schmidtke. In Zeiten von Corona ist das schwer – und vielleicht die größte Herausforderung. Eine erste Gelegenheit zu zeigen, wohin die Reise geht, bietet sich schon im kommenden Jahr. Dann soll ein "kleines Kulturhauptstadtjahr" einen Vorgeschmack auf 2025 geben.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 01. Dezember 2021 | 08:40 Uhr