Auszubildende Karina wird von ihrem Ausbilder René Dietrich beobachtet.
Eine Ausbildung bei der man auch Ausdauer benötigt: Auszubildende Karina und ihr Ausbilder René Dietrich bei der Arbeit im Ausbildungszentrum. Bildrechte: Emma Mack

Handwerksberufe im Porträt Die Arbeit von Trockenbauern: Die Allrounder des Hausinneren

25. Februar 2024, 04:00 Uhr

Entsteht ein neues Haus, hat der Rohbau Priorität. Auf das Fundament folgen die Außenmauern, die Dachkonstruktion und die Fassadenverkleidung. Aber wer ist eigentlich dafür zuständig, dass ein Haus auch von innen zu einem zu Hause wird? Wer sorgt dafür, dass im Winter die Kälte draußen bleibt und der Lärm von der Straße nicht im Wohnzimmer landet? Trockenbaumonteure gelten als die Multitalente des Innenausbaus. Aber was gehört alles zu ihrem Aufgabenbereich Trockenbauer?

Was macht ein Trockenbauer?

Trockenbaumonteure sind für das Innenleben von Häusern verantwortlich und zaubern Trockenbaukonstruktionen, wie zum Beispiel Leichtbauwände - dabei müssen sie stets auch Details wie Wärme-, Kälte-, Schall-, Brand- und Strahlenschutz beachten. Sie übernehmen außerdem das Verkleiden von Wänden und Decken, beispielsweise mit Gipsplatten oder Holz, und integrieren Dämmmaterialien zur Verbesserung von Wärmedämmung und Akustik. Aber auch das Legen von Trockenestrichen, Setzen von Fenstern, Türen oder Verglasungselementen gehört zu den Aufgaben der Handwerker.

Im Ausbildungszentrum in Borsdorf nahe Leipzig setzt die Auszubildende Karina gerade ein paar routinierte Handgriffe und einige Schrauben zur Fixierung ein, dann steht das Blechgerüst. Das wird im nächsten Schritt verkleidet. Dafür müssen rechteckige Platten nachgemessen, ausgeschnitten und alles beschriftet werden. Karina setzt die Wasserwaage an und prüft, ob die Wand, die sie vor wenigen Minuten gesetzt hat, auch wirklich gerade steht.

Karina macht eine Ausbildung als Trockenbauerin.
Die Auszubildende Karina ist mit voller Konzentration bei der Arbeit. Bildrechte: Emma Mack

Für wen eignet sich der Beruf Trockenbauer?

Karina steht noch ganz am Anfang ihrer Ausbildung. Dass sie etwas Handwerkliches machen wollte, war ihr schon immer klar. Sie ist praktisch veranlagt, hat auch zu Hause gerne gebaut und gebastelt - am Schreibtisch zu arbeiten kann sie sich nicht vorstellen. Handwerkliches Verständnis bringt sie schon mit, das ist eine wichtige Grundvoraussetzung, wenn man den Job machen möchte, findet ihr Ausbilder René Dietrich.

"Das Schöne am Beruf ist, dass wir meistens drin arbeiten. Das kommt auf der Baustelle nicht so oft vor. Während die anderen bei Wind und Wetter draußen stehen, sind wir meistens im Keller oder oben im Dach. Warm ist es da aber auch nicht immer", so erzählt der Ausbilder. Trotzdem sind die Aufgaben der Trockenbauer körperlich anstrengend. Wer den Beruf ausüben möchte, muss deshalb Ausdauer und Fitness mitbringen. Auch Eigeninitiative und Mitdenken sind den Ausbildern hier wichtig. Häufig gilt es in kniffligen Situationen schnell eigene Lösungen anzubieten und auch mal improvisieren zu können. Auch ist es für angehende Trockenbauer wichtig, ein räumliches Vorstellungsvermögen und Rechenfähigkeiten vorweisen zu können. Ein wichtiger Bestandteil des Jobs ist es nämlich, die Pläne der Architekten zu verstehen und praktisch umsetzen zu können.

Welche Ausbildung braucht man als Trockenbauer?

Um als Trockenbauer arbeiten zu können, braucht man eine Ausbildung als Trockenbaumonteur. Die findet dual in Berufsschule und Betrieb statt. In der Ausbildung ergänzen sich Theorie und Praxis. Was die Schüler in der Berufsschule an Theorie mitnehmen, können sie im Blockunterricht im Ausbildungszentrum praktisch trainieren. Dazu gehört das selbstständige Setzen und Verkleiden von Wänden, Baustoffkunde, Raumkonstruktionen umsetzen und das Verstehen und Deuten von Bauplänen. In der Regel dauert die Ausbildung 3 Jahre, kann aber auch auf 2,5 oder 2 Jahre verkürzt werden.

Wie viel verdient man in der Ausbildung?

Die Ausbildung als Trockenbaumonteur ist durchschnittlich so vergütet: Im ersten Jahr bekommen die Auszubildenden zwischen 880 und 935 Euro pro Monat, im zweiten Jahr zwischen 1.095 und 1.230 Euro pro Monat und im dritten Jahr dann zwischen 1.305 und 1.495 Euro pro Monat.

Ein Blick in das Ausbildungszentrum in Borsdorf nahe Leipzig, in dem man auch die Ausbildung als Trockenbauer*in absolvieren kann.
Ein Blick in das Ausbildungszentrum in Borsdorf nahe Leipzig, in dem man auch die Ausbildung als Trockenbauer*in absolvieren kann. Bildrechte: Emma Mack

Wie sieht ein typischer Tag als Trockenbauer aus?

Lena beschreibt einen typischen Tag auf der Baustelle so: "Man kommt um sieben Uhr auf die Baustelle und erledigt meistens noch die Arbeiten, die man gestern nicht geschafft hat. Und dann geht man zum nächsten Raum. Dort muss man dann erstmals gucken, worauf man achten muss - Elektrik, Kilmaschutz, Brandschutz etc. Wenn du alles geklärt hast und dich mit den anderen Gewerken, die auch vor Ort sind, besprochen hast, dann kannst du loslegen." Mit Loslegen meint sie: Dämmen, Zwischenwände einziehen, Decken abhängen oder Mauern verkleiden. "Man macht viel mit Kollegen, ist eigentlich immer in Gesellschaft. Dazu ist meistens die Stimmung gut - auch wegen des Radios" ergänzt die Auszubildende.

Wie viel verdiene ich als Trockenbaumonteur?

Die Gehälter von Trockenbaumonteuren können je nach verschiedenen Faktoren wie Berufserfahrung, Qualifikationen, Region und Branche variieren. Generell liegt das durchschnittliche Bruttogehalt in Deutschland für einen Trockenbaumonteur bei etwa 2.500 bis 3.500 Euro im Monat.

Was gibt es für Weiterbildungsmöglichkeiten?

Obwohl im Trockenbau keine Meisterprüfung mehr vorgesehen ist, gibt es trotzdem Möglichkeiten, sich weiterzubilden. Einen Meister können ambitionierte Gesellen machen, indem sie sich beispielsweise als Stuckateure im Bereich Trockenbau fortbilden und so die Meisterprüfung ablegen. Auch kann man als Trockenbauer im Bereich Brandschutz oder Schallschutz spezialisieren oder sich selbständig machen und einen Trockenbaubetrieb leiten. Wer das möchte, muss allerdings darauf vorbereitet sein, dass sich der Papierkram nicht mehr umgehen lassen kann - Arbeit am Schreibtisch ist hier vorprogrammiert.

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 11. September 2023 | 15:45 Uhr

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