Polonium im Tee Der ungeklärte Mord an Alexander Litvinenko

07. März 2018, 16:09 Uhr

Der Mord an Litvinenko erscheint wie eine Wiederaufführung des "Regenschirmmordes" von 1978: Wieder wurde ein Mordanschlag in London verübt; wieder wurde ein Dissident qualvoll vergiftet.

Litvinenko bricht mit seinen Dienstherren

Alexander Litvinenko wurde 1988 von der Spionageabwehr des KGB rekrutiert und machte in dessen Nachfolgeorganisation FSB Karriere. Zwölf Jahre später brach der Geheimagent mit seinen Dienstherren: Litvinenko beantragte Asyl in Großbritannien und beschuldigte FSB unter anderem, in Bombenanschläge in Russland verwickelt zu sein, die 300 Todesopfer forderten und zum Ausbruch des zweiten Tschetschenien-Krieg führten.

Polonium im Tee?

Am 1. November 2006 traf sich der Dissident in einem Londoner Hotel mit den Andrej Lugowoj und Dmitri Kowtun. Lugowoj ist ebenfalls ein Ex-KGB und -FSB-Mitarbeiter, seit 2007 ist er Abgeordneter des russischen Parlamentes. Der Geschäftsmann Kowtun bestreitet, jemals Mitarbeiter eines Geheimdienstes gewesen zu sein. Die Hypothese der britischen Ermittler: Die beiden Männer versetzten Litvinenkos Tee mit dem radioaktiven Element Polonium-210.

Zwei Tage nach dem Treffen mit Lugowoj und Kowtun wurde Litvinenko von Krämpfen geschüttelt in ein Krankenhaus eingewiesen. Erst wenige Tage vor seinem Tod entdeckten die Mediziner, dass der Ex-Agent verstrahlt wurde. Die Bilder des Sterbenden gingen damals um die Welt. Auf dem Totenbett beschuldigte er die Russlands Präsident Wladimir Putin hinter dem Anschlag zu stecken. Putin wies die Anschuldigungen zurück. Am 23. November 2006 starb Alexander Litvinenko.

Die Ermittlungen laufen

Die britische Polizeibehörde Scotland Yard führte die Mordermittlungen durch. An etlichen Orten, an denen sich Lugowoj und Kowtun in Großbritannien aufgehalten hatten, wurden Spuren radioaktiven Materials gefunden. Eine Auslieferung Lugowojs und Kowtuns zum Verhör in Großbritannien lehnte Russland ab. Beide Verdächtige sollten in dem seit 2015 laufenden Verfahren per Videoschaltung aussagen, doch Kowtun weigerte sich, Stellung zu nehmen. Ein Abschlussbericht der Untersuchung steht noch aus.