Held oder Verräter? Polens Star-Spion Ryszard "Gull" Kuklinski
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29. Oktober 2015, 10:21 Uhr
1968 war Kuklinski am Einmarsch polnischer Truppen in die Tschechoslowakei beteiligt. Diese Erfahrung scheint ihn sehr beeinflusst zu haben, denn wenige Jahre später bot er sich den Amerikanern als Informant an und begann kurz darauf in Polen unter dem Decknamen "Gull" zu spionieren.
Dokumente von höchster Bedeutung
Ab 1972 lieferte er Dokumente von höchster Bedeutung an die CIA: Kuklinski war Vize-Chef einer Generalstabs-Abteilung der polnischen Volksarmee. Er war für die Zusammenarbeit zwischen polnischer und Roter Armee zuständig - eine absolute Top-Quelle für die Amerikaner. Der Agent spähte die Militärstrategien des Warschauer Paktes aus, gab Details über die Entwicklung neuer Waffen weiter und verriet unter anderem den Plan der Sowjetunion, in Polen einzumarschieren, um die Solidarnosc-Bewegung mit Waffengewalt zu stoppen.
Rettung in letzter Minute
1981 kamen der KGB und die polnische Staatssicherheit Służba Bezpieczeństwa (SB) dem Maulwurf immer weiter auf die Schliche - "Gull" drohte aufzufliegen. Die CIA fasste einen Plan, um den Agenten und dessen Familie außer Landes zu bringen: In Kartons versteckt, wurden die Kuklinskis in einem Lieferwagen nach West-Berlin geschmuggelt und von dort in die USA ausgeflogen.
Eine neue Identität
In Polen wurde Ryszard Kuklinski wegen Spionage in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Um vor Attentaten geschützt zu sein, nahm der ehemalige Agent in den USA eine neue Identität an. Das Todesurteil gegen ihn wurde auch nach der Wende nicht sofort aufgehoben: Erst 1997 wurde Kuklinski rehabilitiert und reiste zurück nach Polen. Mit seinem Besuch löste er eine nationale Debatte aus: Während viele Polen den "Star-Spion" verehren, weil er die kommunistische Diktatur bekämpfte, sehen andere in ihm schlicht einen Vaterlandsverräter. Die Debatte ist bis heute nicht entschieden. Kuklinskis Geschichte wurde unter anderem in dem Spionage-Thriller "Jack Strong", der 2014 in den polnischen Kinos lief, verfilmt.
2004 starb Ryszard Kuklinski in der Stadt Tampa im US-Bundesstaat Florida.