Automobilgeschichte Der erste BMW kam aus Eisenach
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01. Dezember 2021, 17:11 Uhr
Am 13. Mai 2005, vor genau 15 Jahren, wurde das BMW-Werk in Leipzig eröffnet. Doch seine Wurzeln hat der Autohersteller nicht in Leipzig oder München, sondern in Eisenach. Auch Wartburg und Dixi kommen aus der Autostadt. Das erste in Eisenach hergestellte Auto war der Wartburg-Motorwagen. Dann folgten Dixi-Autos. Ab 1928 bis zum Zweiten Weltkrieg wurden sämtliche BMW in Thüringen produziert. Zu DDR-Zeiten wurde Wartburg als Marke wieder eingeführt. Ein Blick auf die Geschichte der Autostadt.
Alles begann damit, dass die preußische Militärverwaltung 1.000 Militärfahrzeuge benötigte und damit den Heereslieferanten und Unternehmer Heinrich Ehrhardt beauftragte.
Weil seine schon bestehenden Werke keine Produktionskapazitäten mehr hatten, entschied er, ein weiteres Werk zu bauen. Die Fahrzeugfabrik Eisenach wurde als Aktiengesellschaft gegründet. Ehrhardt erwarb in Eisenach ein Wiesengrundstück und begann das Werk aufzubauen.
Ab 1897 wurden dort als erstes Fahrräder gebaut, ab 1898 dann auch Automobile. Der Unternehmer Heinrich Ehrhardt hatte für die Produktion eine Lizenz vom französischen Autohersteller "Decauville" erworben. Das erste Auto wurde Wartburg-Motorwagen genannt.
Dixi - "Ich habe gesprochen"
Doch schon 1904 trat Ehrhardt aus der Firmenleitung zurück. Der Markenname Wartburg wurde daraufhin aufgegeben. Die Fahrzeuge erhielten den neuen Namen Dixi, was "Ich habe gesprochen" auf lateinisch heißt. Dixi-Autos waren vor dem Ersten Weltkrieg sehr beliebte Automobile. Sie waren groß, repräsentativ und hatten einen Zentauren als Kühlerfigur.
Aber der Erste Weltkrieg beendete die erfolgreiche Dixi-Produktion. Während des Krieges wurden in Eisenach Militärfahrzeuge hergestellt. Nach dem Krieg konnte das Werk nicht mehr an seine Vorkriegserfolge anknüpfen. Die Weltwirtschaftskrise erschütterte auch den deutschen Automobilbau. Mit der Lizenzproduktion eines Kleinwagens versuchte man, der wirtschaftlichen Misere zu entkommen. Das berühmte Automobil Dixi 3/15 PS ist die Kopie des englischen Austin Seven.
Aus Dixi wird BMW
Erst 1928, als die Bayrische Motoren Werke AG das Werk übernahm, stabilisierte sich die wirtschaftliche Lage. Die Bayrischen Motoren Werke, kurz BMW genannt, stiegen mit Kauf des Eisenacher Werks in die Autoproduktion ein.
BMW bezahlte 800.000 Reichsmark in BMW-Aktien und 800.000 Reichsmark in bar und entließ bei der Übernahme 1.430 Arbeiter und Angestellte. Aus dem populären Dixi-Auto wurde der BMW 3/15 PS und die Bayrische Motoren Werke AG startete seine weltweite Erfolgsgeschichte als Autobauer. Montiert wurde der BMW 3/15 PS in Berlin. Mit leistungsstarken 6-Zylinder-Motoren machte sich das Eisenacher BMW-Werk in den 1930er-Jahren einen Namen.
1941 wurde jedoch die Automobilfertigung eingestellt. Das Werk in Eisenach wurde kriegswichtige Produktionsstätte und fertigte nun Motorräder für den Krieg. Das Motorradgespann BMW R 75 wurde von 1941 bis 1944 in Eisenach gebaut und von der Wehrmacht unter anderem in Rommels Afrika-Korps und in der Sowjetunion eingesetzt.
Aus diesem Grund wurde das Werk und die umliegende Infrastruktur wiederholt Ziel von Bombenangriffen. Am Ende des Zweiten Weltkrieges waren 60 Prozent des Werkes zerstört. Die Maschinen waren jedoch vor Ankunft der Alliierten in Bergwerksschächten versteckt worden.
BMW-Produktion geht nach dem Krieg in Eisenach weiter
Nach dem Krieg zog sich die Werksleitung von BMW in den Westen zurück. Es blieb ihnen jedoch keine Zeit, die Produktionsmaschinen mitzunehmen. Sie blieben in der sowjetischen Besatzungszone. So wurde die Produktion von Motorrädern und Autos schon 1945 wieder aufgenommen. Die Sowjetunion forderte als Reparationsleistung 3.000 BMW-Limousinen und 3.000 Motorräder. Die Betriebsanlagen wurden enteignet und Widersprüche von BMW München gegen die Enteignung abgelehnt. Aus dem Werk wurde 1946 die sowjetische Aktiengesellschaft "AWTOWELO".
Bis 1955 wurden in Eisenach die Limousine BMW 321 und deren Nachfolgemodelle produziert. Auch die vor dem Krieg von BMW gepflegte Entwicklung von Rennfahrzeugen wurde in der DDR erst einmal weitergeführt. In Eisenach gebaute Rennwagen fuhren erfolgreich bei Rennen im Westen, unter anderem auf dem Nürburgring. Allerdings untersagten die Münchener Bayrische Motoren Werk AG dem Eisenacher Werk 1951 das Führen des Namens BMW. 1952 wurde das Werk verstaatlicht. Seit 1953 hieß es "VEB Automobilwerk Eisenach".
Der Staat will Zweitakter
Materialengpässe in der DDR führten letztendlich dazu, dass die BMW-Modelle nicht mehr produziert wurden. Auf staatlichen Beschluss hin wurden in den 1950er-Jahren sowohl die Konstruktion von Rennwagen als auch der Bau von Autos mit Viertakt-Motoren eingestellt – gegen den Willen der Werksleitung.
Stattdessen wurde nun in Eisenach seit 1955 der Wartburg mit Zweitaktmotor produziert. Mehr als eine Millionen der Zweitakter verließen bis 1989 das Werk. Circa 15 Jahre mussten die DDR-Bürger auf einen neuen Wartburg warten. Nach der Wiedervereinigung brach die Nachfrage zusammen. Am 21. Januar 1991 wurde die Produktion eingestellt.
Neubeginn mit Opel
Das Ende für Eisenach als Zentrum der Autoindustrie war das allerdings nicht. Opel baute in Eisenach ein neues Werk. Dort lief am 23. September 1992 der erste Opel "Astra" vom Band. Auch BMW ist übrigens wieder nach Eisenach zurückgekehrt und produziert seit 1992 dort Presswerkzeuge und Metallteile für BMW und Rolls Royce.
Über dieses Thema berichtet der MDR auch im TV in: 11.06.2019 | 16.00 Uhr