Die Gäste

Felix Ekardt - Professor für Umweltrecht und Rechtsphilosophie in Rostock

Prof. Felix Ekardt bei einem Vortrag.
Professor Felix Ekardt Bildrechte: Prof. Felix Ekardt

Die Debatte um die künftige Energiepolitik ohne Atomenergie braucht keinen Aktionismus, sondern eine konsequente Umsetzung bisheriger Erkenntnisse, argumentiert Prof. Felix Ekardt, Professor für Umweltrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Rostock, Leiter der Forschungsgruppe Nachhaltigkeit und Klimapolitik. Mehr erneuerbare Energien und mehr Energieeffizienz allein würden voraussichtlich allein nicht genügen. Es muss auch die absolute Energieverbrauchsmenge reduziert werden, erst recht aus klimapolitischen Gründen.

Wolfgang Hansen - Professor am Lehrstuhl für Wasserstoff- und Kernenergietechnik in Dresden

Bei der Frage nach der Sicherheit der deutschen Kernkraftwerke bezeichnet Prof. Wolfgang Hansen von der TU Dresden und Leiter Ausbildungskernreaktor die Atomsorgen der Deutschen als hysterisch. Bei Kernkraftwerken gebe es keine absolute Sicherheit, aber man müsse auch in Japan eine Nutzen-Schaden-Relation aufstellen. Die Kernkraft habe dem Land 40 Jahre unglaubliche Vorteile gebracht, auch wenn so etwas, wie das Unglück in Fukushima, nicht hätte passieren dürfen.

Joachim Radkau - Professor für Neuere Geschichte an der Universität Bielefeld

Zehntausende Anti-Atom-Demonstranten gehen derzeit auf die Straße. Die Grünen erfuhren in kürzester Zeit einen ungeahnten Zulauf. Die erste Demonstration gegen Kernkraft fand bereits 1971 im elsässischen Fessenheim statt. Katastrophen sind jedoch nie Ausgangspunkt von Innovationen, sagt Prof. Joachim Radkau, der sich mit einer Studie über Aufstieg und Krise der deutschen Atomwirtschaft 1981 habilitierte. Das ist ein falsches Bild auf die Technikgeschichte und staunt dennoch, dass sich die deutsche Anti-Atom-Bewegung der 1970er und 1980er-Jahre so schnell nach dem Reaktorunglück in Japan wieder formiert hat. Japan war das erste Land, das zum Opfer von Atomwaffen wurde. Doch die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki haben keine starke Antiatombewegung, keine Abwehr gegen die zivile Nutzung von Kernenergie hervorgebracht, führt der Professor für Neuere Geschichte an der Universität Bielefeld vergleichend aus. In Deutschland hat von 1975 an vor allem das rein hypothetische Risiko der Kernkraft die Umweltbewegung geprägt. Die ökologische Revolution brach 1970 weltweit los, ohne, dass ihr eine Katastrophe vorausging.

Dietrich von Bodelschwingh - Theologe und Gründer des "Heim-statt Tschernobyl e.V."

Nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986 verlor das Land 485 Dörfer und Siedlungen, 70 davon sind bereits für immer dem Erdboden gleichgemacht. Jeder fünfte Weißrusse lebt noch immer auf verseuchtem Gebiet. Das sind 2,1 Millionen Menschen, unter ihnen 700.000 Kinder. Bei den Todesursachen nimmt die radioaktive Strahlung den ersten Platz ein. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs reiste der Theologe Dietrich von Bodelschwingh 1990 mit seiner Familie zu einer Radtour nach Weißrussland. Eigentlich auf den Spuren des II. Weltkrieges unterwegs erfuhr er vom Leben der Menschen nach dem GAU von Tschernobyl. Dietrich von Bodelschwingh gründete 1991 den Verein „Heim-statt Tschernobyl“. Handwerker und Akademiker, Studierende und Pensionäre fanden sich deutschlandweit zusammen, um den Menschen in der verstrahlten Tschernobyl-Zone zu helfen und begannen 1993 mit den Umsiedlern vor Ort die ersten fünf Häuser von "Druschnaja, dem freundschaftlichen Dorf" nördlich der Hauptstadt Minsk zu bauen. Die Planung eines zweiten Dorfes folgte. Die Umsiedler mit Schilddrüsenkrebs, Asthma, Ohnmachtsanfällen und allgemeiner Immunschwäche verließen die Heimat und fingen ein neues Leben an. Dank Unterstützung von Spenden und Bundeszuschüssen konnten auch zwei Windkraftanlagen gebaut werden.

FIGARO-Café 17.04.2011
Mediencampus der Villa Ida
Poetenweg 28
Leipzig

Moderation: Thomas Bille
Redaktion: Angelika Zapf
Musik: Stephan König

Wiederholung am 19.04.2011 | 22:00 Uhr auf MDR FIGARO

Die Gäste Prof. Felix Ekardt Jurist, Philosoph, Soziologe, Professor für Umweltrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Rostock, Leiter der Forschungsgruppe Nachhaltigkeit und Klimapolitik