Luftangriff am 16. Januar 1945 Magdeburg: Eine Stadt, geprägt vom Bombenangriff
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16. Januar 2023, 13:29 Uhr
Am 16. Januar 1945 zerstörte ein Bombenangriff Magdeburgs Innenstadt. Einen Monat später, am 13. Februar traf es Dresden. Die Luftangriffe gelten als die verheerendsten während des Zweiten Weltkriegs. In Dresden wurde vieles im Zuckerbäcker-Stil wieder aufgebaut, bis hin zur Frauenkirche - das Stadtbild Magdeburgs ist dagegen bis heute durch die Zerstörungen geprägt.
Vor dem Alten Ratenhaus steht Stadtführer Bernd Rosenburg auf den Spuren der Zerstörung. Der "Alte Markt" ist eigentlich alles andere als alt: "Hier standen schöne, ansehnliche Häuser. Es war das Kaufmannszentrum der Stadt seit eh und je. Das ist natürlich total zerstört worden. Wenn man sich jetzt umsieht, haben wir hier nur neue Häuser und auch von unserem Rathaus wurde nur die Front wiederhergestellt, die wir hier vor uns sehen."
Ein Flickenteppich zieht sich durch Magdeburg
So ist es vielerorts in Magdeburg - wie auch am Breiten Weg, einst eine prachtvolle Barockstraße. Stadtführer Bernd Rosenburg erzählt, er werde oft gefragt, wo es denn zum Zentrum gehe - aber im klassischen Sinne habe das Magdeburg nicht mehr. Denn die Innenstadt wurde beim Bombenangriff 1945 zu 90 Prozent zerstört.
Viele Lücken wurden zwar in den vergangenen Jahrzehnten geschlossen, aber nicht einheitlich: Es gibt Stalinbauten, typische DDR-Platten, moderne Einkaufszentren, das Hundertwasserhaus. Dazwischen stehen nur noch wenige Gründerzeithäuser wie am Hasselbachplatz, die den Bombenangriff am 16. Januar 1945 überstanden haben. Magdeburg stand im Zweiten Weltkrieg weit oben auf der Liste der Angriffsziele der Alliierten, erklärt Mathias Tullner, Geschichtsprofessor an der Magdeburger Uni: "Nicht bloß im Ersten, auch im Zweiten Weltkrieg war Magdeburg eine der waffenstrotzenden Metropolen hier in Mitteldeutschland. Also gab es wirtschaftliche Ziele."
Britischer Bombenangriff auf Magdeburg
Gegen 11 Uhr am 16. Januar bombardierte die amerikanische Luftflotte die Industrieanlagen. Der Rest der Stadt blieb zunächst verschont und wähnte sich in Sicherheit. Doch um 21:28 Uhr fielen die ersten Bomben auf Magdeburgs Innenstadt.
Britische Bombereinheiten brauchten nur etwas mehr als eine halbe Stunde, um ein Inferno auszulösen, erzählt Tullner: "Am Anfang wurden schwere Sprengbomben geworfen, damit die Dächer abgedeckt und die Scheiben zerschlagen wurden. Viel Brennbares kam zum Vorschein. Dann erfolgte der Angriff mit Brandbomben aller Art, darunter auch Phosphor." Sie lösten in der Stadt den gefürchteten Feuersturm aus, der auch Dresden einen Monat später treffen sollte. Lange geisterte die Zahl von 16.000 Opfern durch Magdeburg. Erst in den 80er-Jahren korrigierte ein Historiker diese Zahl auf 2.000.
Weiterer Bombenangriff am 21.Januar 1944
Die Gemeinde Pechau nahe Magdeburg wurde bei einem weiteren Bombenangriff am 21. Januar 1944 bombardiert. Der Angriff galt vermutlich auch diesmal den Industrieanlagen im Süden der Stadt Magdeburg. In Pechau kamen bei diesem Angriff 13 Personen uns Leben. Das Elbdorf wurde durch die Bomben fast vollständig zerstört. Auf dem Pechauer Kirchfriedhof befindet sich ein Denkmal zur Erinnerung an die Kriegstoten.
Die gebrochene Stadt Magdeburg
Doch die Verluste des Krieges insgesamt waren weitaus verheerender für Magdeburg: Nach 1945 lebten hier nur noch 90.000 Menschen - zuvor waren es vier Mal so viele. Damit musste die Stadt zum zweiten Mal neu anfangen: 1631 hatte eine Feuersbrunst im 30-jährigen Krieg die damals einflussreiche Ottonen- und Hansestadt völlig zerstört. Diese doppelte Zäsur ist eine Besonderheit, betont Geschichtsprofessor Tullner: "Die Magdeburger Geschichte ist mehrfach gebrochen worden, während Dresden doch eine fast ungebrochene Tradition hat und diese Katastrophe deshalb umso mehr empfinden musste. Aber auch in Magdeburg ist dieses Bewusstsein für die Katastrophe heute noch da."
Dieser Arikel wurde 2020 erstveröffentlicht.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sachsen Anhalt heute | 16. Januar 2022 | 19:00 Uhr