Erinnerungen: 13. Februar 1945 Der Feuersturm von Dresden
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08. März 2021, 12:46 Uhr
Die Dresdner Bombennacht vom 13. Februar 1945: Es ist ein traumatisches Ereignis, an das die Dresdner jedes Jahr gedenken. Die Zeitzeugin Nora Lang lässt mit ihrer Arbeit für den Verein Memorare Pacem an ihrer Flucht aus dem Feuersturm teilhaben, um damit ein Zeichen gegen den Krieg zu setzen.
13. Februar 1945, Faschingsdienstag. Die damals 13-jährige Nora Lang hat sich als "Holländerin" verkleidet - samt Häubchen und blau-weiß-kariertem Kleid. "Es war wirklich ein sehr schönes Kostüm", erinnert sie sich heute. Genäht haben es ihre Mutter und Oma. Es ist ein wenig unbeschwerte Ablenkung im Kriegsalltag. Doch am späten Abend holt der Krieg die Kinder mit voller Wucht wieder ein. Plötzlich ertönen überall in der Stadt Sirenen. Mit lautem Krachen schlagen die ersten Bomben ein, draußen tobt ein Feuersturm. Der Himmel ist hell erleuchtet.
Dresden im Chaos
Wie viele andere Dresdner flüchtet sich die Familie in einen Luftschutzkeller. Nach dem ersten Angriff brennt ihr Wohnhaus lichterloh. Ringsherum nur Feuer und Chaos. Nora und ihr kleiner Bruder verlieren ihre Eltern aus den Augen. Eine Nachbarin nimmt die beiden mit in einen anderen Luftschutzkeller, wo sie den zweiten Angriff überleben. "Diese Geräusche! Ich dachte, sowas kann es ja überhaupt nicht geben. Das ist jetzt der Weltuntergang. Hilft uns denn keiner?", erinnert sich die heute 88-jährige Nora Lang.
Bevor das Haus zusammenstürzt, schaffen es die Kinder zu fliehen. Nora will in dem unbeschreiblichen Chaos das Unmögliche schaffen: Sie will durch die brennende Stadt ins zehn Kilometer entfernte Wilschdorf laufen. Dort haben ihre Großeltern ein Gartengrundstück. Unterwegs begegnen ihnen drei Nachbarskinder. Nora nimmt sich auch ihrer an. Nun ist sie, selbst noch ein Kind, für vier weitere junge Leben verantwortlich. Als sie schließlich in Wilschdorf ankommen, erwartet sie eine unglaubliche Überraschung: "Da kam aus einem Waldweg, der zu einem Haus führte, eine Personengruppe raus – meine Eltern, mein Bruder. Meine Mutter ist vor Schreck in Ohnmacht gefallen."
Gegen das Vergessen
Der Krieg lässt Nora Lang nicht mehr los. Seit mehr als zwanzig Jahren engagiert sie sich für Frieden und gegen das Vergessen. Sie ist Mitglied im Verein "Memorare Pacem", diskutiert mit Jugendlichen, erzählt ihnen, wie sie persönlich den Krieg und die Bombennacht erlebt hat, auch, um sie für die Geschehnisse in der Welt zu sensibilisieren: "Es regt mich auf, was in der Welt geschieht. Man kann nicht viel machen, ich kann den Weltfrieden nicht erhalten. Der ist ja überhaupt nicht vorhanden, überall ist Krieg. Ich kann die Kriege auch nicht beenden. Aber ich kann meine Meinung sagen", so Nora Lang.
(me)
Über dieses Thema berichtet der MDR auch im TV: MDR SACHSENSPIEGEL | 13.02.2020 | 19:00 Uhr