21. November 1940: "Deutsche Wochenschau" gegründet Die "Deutsche Wochenschau" - Propaganda-Instrument der Nationalsozialisten
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23. November 2020, 09:50 Uhr
Am 21. November 1940 wurde die "Deutsche Wochenschau", das vielleicht wichtigste Propaganda-Instrument der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg, gegründet. Die "Wochenschau" feierte zunächst martialisch die Siege der Wehrmacht, inszenierte ab 1943 die "große Abwehrschlacht" und appellierte an den Durchhaltewillen der "Volksgenossen". Sechs Wochen vor Kriegsende wurde die letzte "Wochenschau" produziert.
Die "Deutsche Wochenschau" war das wohl wichtigste Propaganda-Instrument der Nationalsozialisten. Während des Zweiten Weltkriegs hatte es vor allem für Reichspropagandaminister Joseph Goebbels höchste Priorität. Bis 1940 hatte es in Deutschland vier Filmfirmen gegeben, die "Wochenschauen" anboten: Deulig-Tonwoche, Fox Tönende Wochenschau, Tobis-Wochenschau und die Ufa-Tonwoche. Am 21. November 1940, im zweiten Kriegsjahr, wurden, um eine direkte Einflussnahme durch das Propagandaministerium zu erleichtern und die "Wochenschauen" gleichzuschalten, die vier "Wochenschauen" zur "Deutschen Wochenschau" zusammengelegt.
Die "Deutsche Wochenschau"
Die "Wochenschau" war eine etwa halbstündige Zusammenstellung von Beiträgen über politische, militärische, kulturelle und sportliche Ereignisse in den vergangenen Wochen. Sie setzte vor allem auf die Macht der Bilder. Den NS-Propagandisten war es dabei freilich nie um eine realistische Abbildung der Wirklichkeit oder gar um Kritik an den Zuständen in Hitlers Deutschland gegangen, sondern ausschließlich um die Verherrlichung des Nationalsozialismus, des Kampfes und Heldenmuts der Wehrmachtssoldaten. In den Anfangsjahren des "Dritten Reiches" sahen jedoch nicht einmal zehn Prozent der Bevölkerung die Filmberichte der vier "Wochenschauen" - es gab schlicht zu wenige Kopien. Auf Goebbels Anweisung hin wurden sukzessive immer mehr Kopien hergestellt, so dass die etwa 5.000 Lichtspielhäuser in Deutschland ab 1937 relativ regelmäßig mit der aktuellen "Wochenschau" versorgt werden konnten.
Hitlers Geburtstag in der "Deutschen Wochenschau"
In den großen Städten wurden die "Wochenschauen" in Sondervorführungen oder im Vorprogramm eines Spielfilms gezeigt. Auf dem Land sorgten mobile Trupps für die Verbreitung der Propagandabeiträge. Der Eintritt war kostenlos. Die Zuschauerzahlen konnten auf diese Weise jedenfalls enorm gesteigert werden. Die "Wochenschau" aus Anlass des 50. Geburtstags von Adolf Hitler im April 1939 sahen immerhin etwa 40 Millionen Deutsche. Auch der Beginn des Zweiten Weltkrieges sorgte für großes Interesse der Deutschen an den wöchentlichen Propagandaberichten. Doch Goebbels hatte, um die Zuschauerzahlen zu steigern, die Kinobetreiber auch verpflichtet, im Vorprogramm stets eine "Wochenschau" zu zeigen.
Hitler und Goebbels nahmen die "Deutsche Wochenschau" ab
Die "Wochenschau" wurde von Anfang an regelmäßig von Propagandaminister Goebbels höchstpersönlich abgenommen. Er gab vor nicht nur vor, welche Themen in der "Wochenschau" gesendet werden sollen, sondern bestimmte sogar, welche Musik gespielt wird. Oft redigierte Gobbels auch die Texte und wählte die Sprecher aus. Er forderte durchweg "Herrenmenschenstimmen". Doch auch Hitler ließ sich häufig die "Wochenschauen" vor ihrer Veröffentlichung zeigen und griff ebenfalls munter in die Gestaltung der Filme ein. So forderte er etwa, dass keine Sendung gezeigt werden darf, in der nicht Aufnahmen der siegreichen Wehrmacht zu sehen sind.
Erst großes Interesse, dann Langeweile
Das Interesse der Zuschauer hatte mit Beginn des Russlandfeldzuges 1941 zur großen Freude der NS-Propagandisten noch einmal merklich zugenommen. "Mit Stolz und Beklommenheit verfolgten die Zuschauer das Geschehen" auf der Leinwand, vermerkte der Sicherheitsdienst des SS in einem Bericht 1941. Das Interesse flachte jedoch nach wenigen Wochen schon wieder ab, denn die filmischen Berichte von der Front unterschieden sich doch wenig voneinander: Panzer, Soldaten, brennende Dörfer. Es machte sich ein wenig Langeweile breit. Die ewigen Siege ermüdeten die Zuschauer.
Hitlers Soldaten als Befreier dargestellt
Die Wehrmachtssoldaten wurden in der "Wochenschau" prinzipiell als heldenhafte Befreier der Völker präsentiert, denen die jeweilige Bevölkerung beim Einmarsch in ihre Städte und Dörfer begeistert zuwinkt. Ihre untadelige, selbstlose und großmütige Haltung wurde stets den "Kriegsgräueln" der feindlichen Armeen gegenübergestellt. Gefallenen Soldaten wurde nicht gezeigt. Wenn es sich nicht vermeiden ließ, eigene Verluste zu erwähnen, wurden Bilder von Friedhöfen und Kriegsgräbern gezeigt, unterlegt mit getragener Musik.
Die "große Abwehrschlacht" in der "Deutschen Wochenschau"
Die Vernichtung der 6. Armee im Winter 1942/1943 in Stalingrad war der Wendepunkt des Zweiten Weltkrieges. Von nun an befand sich die deutsche Wehrmacht auf einem ständigen Rückzug. Militärische Erfolge blieben nun aus. Es gab kein Vorwärtsstürmen und Erobern mehr. Die "Wochenschau" inszenierte nun stattdessen martialisch das "große Toben der Abwehrschlacht", wie der Titel einer "Wochenschau" 1943 lautete. "Wir müssen jetzt mit den Niederlagen wirken", sagte Goebbels, der nach wie vor an die Kraft seiner Propaganda glaubte, so wie wir früher "mit den Siegen wirkten". Von nun an konnte die "Wochenschau" eigentlich nur noch an den Durchhaltewillen der "Volksgenossen" appellieren. Das Bild des "Endsiegs" wurde immer blasser.
Die Mehrheit der Deutschen konnten die Kriegswirklichkeit, wie sie sie erlebten, spätestens ab 1943 allerdings nicht mehr mit den beschönigenden Berichten in der "Wochenschau" in Einklang bringen. Und so verschwand das Interesse an den einst so wirkungsmächtigen nationalsozialistischen Propagandabeiträgen zusehens. Das Vertrauen der "Volksgenossen" in ihre "Wochenschau" war dahin.
Die "Heimatfront" kam in der "Wochenschau" 1944 kaum mehr vor
Die früher immer gern gesehenen Berichte von der "Heimatfront" verschwanden von 1944 an nach und nach aus den "Wochenschauen". Man fürchtete ganz offensichtlich, die immergleichen Bilder zerbombter deutscher Städte könnte die "Volksgenossen" noch mutloser werden lassen. Dabei war Goebbels durchaus geneigt, eine realistischere Darstellung der Wirklichkeit in die "Wochenschau" einfließen zu lassen, Hitler aber war strikt dagegen. Und des Führers Wort galt. Ende des Jahres 1944 fehlten in der "Wochenschau" dann sogar die sentimentalen Reportagen über das Schmücken der Weihnachtsbäume in den trauten deutschen Heimen, die in all den Jahren zuvor stets breiten Raum eingenommen hatten. In Anbetracht der Tatsache, dass Millionen Deutsche in den zerbombten Städten kein Heim mehr besaßen, eine immerhin konsequente Entscheidung.
Hitlers letzter öffentlicher Auftritt in der letzten "Deutschen Wochenschau"
Ab Anfang Dezember 1944 wurden die Kinofassungen der "Deutschen Wochenschau" nur noch unregelmäßig und eher sporadisch im Deutschen Reich verteilt. Dies fiel aber nicht weiter ins Gewicht, da die meisten Lichtspielhäuser ohnehin im Bombenhagel zerstört worden waren. Die letzte "Deutsche Wochenschau" wurde schließlich am 25. März 1945 produziert. In dieser "Wochenschau" war unter anderem zu sehen, wie Hitler im Garten der Neuen Reichskanzlei kaum vierzehnjährigen Hitlerjungen, die als letztes Aufgebot an die Front gejagt worden waren, das "Eiserne Kreuz" verlieh. Es war sein letzter öffentlicher Auftritt. Diese gespenstische Szenerie ließ allerdings keinen Zweifel mehr: das Regime war dem Untergang geweiht. Die nationalsozialistische Propaganda schwieg von nun an. Es ging nur noch ums nackte Überleben. Sechs Wochen später kapitulierte Deutschland.
Dieses Thema im Programm: Im Land der Täter | 26. August 2019 | 23:30 Uhr